Alt 15.06.12, 12:04
Standard Börse setzt auf klares Votum aus Athen für Euro
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Die Börse setzt auf ein eindeutiges Wahlergebnis in Athen. Die Karten werden am Sonntag gespielt, wenn die Griechen erneut an die Wahlurnen treten. Dann wird sich zeigen, ob sich die Griechen zum Euro bekennen, und die Börsianer damit recht behalten. Meldungen, dass sich die Notenbanken auf einen möglichen "Grexit" vorbereiten, beruhigen die Nerven der Investoren. Der Euro-Stoxx-50 legt um 1,4 Prozent auf 2.178 Punkte zu, für den deutschen Aktienmarkt geht es um 1 Prozent auf 6.199 nach oben.

Für die kommende Woche wird entscheidend, ob die Griechen für den Euro votieren, oder zukünftig doch lieber wieder mit der Drachme zahlen wollen. Aus Sicht der Börse wäre eine Regierungsbildung der Nea Dimokratia zusammen mit Pasok das Wunschergebnis. Beide Parteien unterstützen das mit der Troika ausgehandelte Bailout-Paket. Holger Schmieding, Chefvolkswirt bei der Berenberg Bank, beziffert bei diesem Wahlausgang den Verbleib Griechenlands in der Eurozone bis Ende des Jahres mit einer Wahrscheinlichkeit von 75 Prozent. Dies spiegelt auch der Euro wieder, der sich oberhalb der Marke von 1,26 zum Dollar festsetzen kann.

Ein Sieg der linksradikalen Syriza würde vermutlich zu Verlusten beim Euro und an den Börsen führen. Tsipras nimmt die Position der überwältigenden Mehrheit der griechischen Bevölkerung ein: Euro ja, Spardiktat aus Brüssel nein danke. Ohne Spar- und Reformprogramm wird es aber nicht gehen. Also würde auch Tsipras den Kompromiss suchen müssen. Dies bedeutet zunächst Unsicherheit, dies dürfte eine weitere Abwärtsspirale im Euro auslösen.

Zur verbesserten Stimmung am Aktienmarkt trägt aber auch die Hoffnung auf weitere konjunkturstimulierende Maßnahmen der Notenbanken bei. Marktbeobachter gehen zunehmend davon aus, dass US-Notenbankchef Ben Bernanke in der kommenden Woche eine neue Runde quantitativer Lockerung einläuten wird. Zudem hat der Gouverneur der Bank of England, Mervyn King, erklärt, dass die sich verschlechternden Wirtschaftsaussichten zunehmend für zusätzliche geldpolitische Maßnahmen der Notenbank sprächen.

Pläne der britischen Regierung und der Bank of England zur Stützung des heimischen Bankensektors führen zu erheblichen Kursaufschlägen bei Bankenaktien. Insgesamt 100 Milliarden Pfund sollen dazu verwendet werden, eine Kreditklemme zu verhindern bzw. um die Wirtschaft zu unterstützen. "Die Maßnahmen sollten helfen, den Druck auf den Bankensektor zu lindern", sagt Capital Economics. Barclays steigen um 4,1 Prozent und HSBC um 1,3 Prozent.

Carrefour beendet sein Gastspiel in Griechenland. Zwei Tage vor den entscheidenden Parlamentswahlen kündigt die französische Supermarktkette an, ihre Beteiligung an ihrer griechischen Tochter dem Joint-Venture-Partner Marinopoulos zu verkaufen. Die Franzosen wappnen sich damit für einen möglichen Ausstieg des Landes aus der Eurozone. An der Börse steigt die Aktie um 3,2 Prozent auf 14,12 Euro. Ein Verlassen des Landes liegt im Trend. Auch der Großbank Credit Agricole wird nachgesagt, sie könnte im Ernstfall das Land im Regen stehen lassen.

Bewegung kommt in den europäischen Telekomsektor, dessen Index sich unverändert zeigt. Die von Carlos Slim kontrollierte America Movil hat den Kauf des 21-Prozent-Pakets von Ronny Pecik an Telekom Austria bekannt gegeben. Erst vor wenigen Wochen hatte sich Slim bei KPN eingekauft. Ein Händler spricht von einem verstärkten Interesse der Investoren an dem Sektor. Das dürfte die Übernahme- und Fusionsfantasie grundsätzlich stützen. Telekom Austria steigen um 2,4, KPN um 0,5 Prozent.

Zum großen Verfalltag an der Terminbörse heißt es, dessen Einfluss dürfte vor dem Hintergrund des sehr volatilen Handel der vergangenen Wochen eher in den Hintergrund treten. Momentan sieht es an der Börse danach aus, dass die Marktteilnehmer ein Interesse haben, die um 13 Uhr fälligen Optionen auf den DAX auf dem Basispreis von 6.200 Punkten abrechnen zu lassen. Danach könnten dann die Karten neu gemischt werden.

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