Alt 30.11.21, 21:58
Standard Überraschende Powell-Aussagen belasten Wall Street
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NEW YORK (Dow Jones)--Überraschend falkenhafte Töne von US-Notenbankpräsident Jerome Powell haben am Dienstag an der Wall Street für kräftige Abgaben gesorgt. Der Fed-Chairman sprach von einer sehr starken Wirtschaft und weiter hohem inflationären Druck, weshalb es angemessen sei, über eine Beschleunigung des beim November-Treffen der Notenbanker eingeleiteten sogenannten Taperings zu diskutieren. Zudem verzichtete er explizit auf die Charakterisierung der hohen Inflation als "temporär" und stellte in Aussicht, das Tapering "einige Monate" früher" als bisher signalisiert zu beenden.

Es steigt damit die Wahrscheinlichkeit, dass die Fed früher als erwartet an der Zinsschraube dreht - unter dem Vorbehalt, dass die aktuellen Konjunkturrisiken im Zusammenhang mit der neuen Corona-Variante nicht zu stark belasten. Der Markt preist nach den Powell-Aussagen aktuell eine Zinserhöhung im März kommenden Jahres nun mit 26 Prozent ein, nach 18 Prozent am Vortag.

"Wenn man zwischen den Zeilen liest, scheint es so, als ob Powell das Risiko einer anhaltenden Inflation deutlich höher einschätzt und deshalb die Ankäufe früher als ursprünglich geplant beenden will", sagte Matt Weller, globaler Research-Leiter von FOREX.com und City Index.

Der Dollar machte mit den Powell-Aussagen und der Aussicht auf früher als bisher gedachte Zins-Erhöhungen zwischenzeitlich einen Satz nach oben, gab aber einen Teil der Gewinne wieder ab. Der Euro fiel im Gegenzug bis auf 1,1234 Dollar, schaffte jedoch im Verlauf wieder den Sprung über die Marke von 1,13 Dollar.

Der Dow-Jones-Index fiel um 1,9 Prozent auf 34.484 Punkte, der S&P-500 verlor 1,9 Prozent. Der technologielastige Nasdaq-Composite reduzierte sich um 1,6 Prozent. Die Indizes bauten im späten Handel ihre Verluste noch weiter aus und schlossen in der Nähe ihrer Tagestiefs. Dabei gab es 695 (Montag: 1.858) Kursgewinner und 2.716 (1.523) -verlierer. Unverändert schlossen 117 (123) Titel.

Omikron-Variante birgt weiter hohe Risiken

Doch auch die Sorgen vor der neuen Omikron-Variante verstärkten sich weiter. Hintergrund waren Aussagen von Moderna-Chef Stephane Bancel, wonach vorhandene Corona-Impfstoffe weniger wirksam gegen die Virus-Variante sein dürften und es zudem Monate dauern könne, bis passende Impfstoffe in Massen produziert würden. Auch Biontech hatte zuletzt mitgeteilt, dass es von der Entwicklung bis zur Auslieferung 100 Tage dauern dürfte.

Vor diesem Hintergrund verloren Moderna 4,1 Prozent und Biontech 3,1 Prozent. Regeneron büßten 2,7 Prozent ein. Das Unternehmen hat von einer geringeren Wirkung seines Antikörpers-Medikaments bei der neuen Corona-Variante gesprochen.

US-Daten mit gemischtem Bild

Bei den US-Konjunkturdaten ergab sich kein klares Bild. Während die Einzelhandelsdaten stark ausgefallen sind, hat sich die Stimmung unter den US-Verbrauchern im November abgeschwächt. Auch der Vormonatswert wurde nach unten revidiert. Und auch die Stimmung der Einkaufsmanager aus dem Großraum Chicago ist im November stärker gefallen als erwartet.

Der US-Anleihemarkt zeigt nach den Powell-Aussagen ein geteiltes Bild. Während die Renditen der zehn- und 30-jährigen Papiere deutliche Abgaben verzeichneten, legte die Rendite zweijähriger Titel kräftig zu. Die Aussagen von Powell, angesichts des Risikos einer höheren Inflation eine schnellere Rückführung der Anleihekäufe im Dezember in Erwägung zu ziehen, führten zu einer weiteren Verflachung der Renditekurve, hieß es. Der Spread zwischen den Renditen zwei- und 10-jähriger Staatsanleihen verringerte sich auf ein Niveau, das seit Januar nicht mehr erreicht wurde.

Der Goldpreis geriet mit dem steigenden Dollar unter Druck. Zuvor hatte das Edelmetall von der Suche der Anleger nach Sicherheit profitiert.

Die Ölpreise kamen mit der Sorge vor möglichen negativen Konjunktur-Auswirkungen durch die neue Corona-Variante und damit auch einer sinkenden Nachfrage unter Druck und verloren bis zu 4,8 Prozent. Teilnehmer verwiesen auch auf den steigenden Dollar. "Der Markt wird in den nächsten Wochen abwarten, bis sich ein klareres Bild ergibt, wie schlimm Lockdowns und Reisebeschränkungen mit der neuen Variante werden", sagte Analyst Edward Moya von Oanda.

Airline-Aktien wieder im Sinkflug

Verkauft wurden Aktien von Unternehmen, die von den nun wieder drohenden verstärkten Lockdowns besonders betroffen wären. Dazu zählten Fluggesellschaften und Unternehmen aus der Reise- und Freizeitbranche.

Bei den Einzelwerten wartete Unitedhealth (-1,7%) mit einem Ausblick auf, der für das Jahr 2022 gewinnseitig etwas unter den Erwartungen ausfiel und umsatzseitig etwas darüber.

Kontakt zum Autor: maerkte.de@dowjones.com

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November 30, 2021 16:19 ET (21:19 GMT)

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