Alt 10.12.20, 16:54
Standard Wall Street von schwachen Daten belastet
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NEW YORK (Dow Jones)--Nach den Gewinnmitnahmen des Vortages eröffnet die Wall Street am Donnerstag erneut mit Abgaben. Belastet werden die US-Börsen von schwachen Arbeitsmarktdaten. Die Erstanträge auf US-Arbeitslosenhilfe sind kräftig und auf den höchsten Stand seit drei Monaten gestiegen. Volkswirte hatten mit einem geringeren Anstieg gerechnet. "Der heutige Anstieg der Erstanträge ist ein weiteres Anzeichen für die sinkende Konjunkturdynamik", konstatiert Marktstratege Richard Flynn von Charles Schwab. Auch die Europäische Zentralbank hat ihre Konjunkturperspektiven gesenkt. Im frühen Geschäft verliert der Dow-Jones-Index 0,2 Prozent auf 30.010 Punkte, der S&P-500 büßt 0,1 Prozent ein. Der Nasdaq-Composite steigt dagegen nach den heftigen Vortagesabgaben um 0,1 Prozent.

Angesicht der mauen Konjunkturaussichten ruhen die Markthoffnungen nun umso mehr auf dem Zustandekommen eines Konjunkturpaketes in den USA. Ein überparteilicher Vorschlag wird weiter diskutiert und scheint mehrheitsfähig im Kongress zu werden. Händler bringen es auf einen einfachen Nenner: Je stärker die Corona-Krise in den USA wütet und weitere Lockdowns erzwingt, desto höher der Druck auf die Politik, sich auf Wirtschaftshilfen zu verständigen. Und hier wächst der Druck, denn die Corona-Pandemie fordert immer mehr Opfer in den USA. Von anderer Seite ist aber auch zu vernehmen, dass in Sachen Impfstoff und Konjunkturpaket schon sehr viel eingepreist sei.

Börsengang von Airbnb großes Thema

Unter den Einzelwerten schauen Börsianer vor allem auf den Börsengang des Ferienwohnungsvermittlers Airbnb, dessen Aktie am Donnerstag erstmals gehandelt wird. Der Ausgabepreis von 68 Dollar liegt damit deutlich höher als die angepeilte Zielspanne von 56 bis 60 Dollar je Aktie. Ursprünglich lag die Zielspanne sogar nur bei 44 bis 50 Dollar. Die Emission, mit der Airbnb nun rund 3,7 Milliarden Dollar erlösen dürfte, bewertet das Unternehmen insgesamt mit etwa 47 Milliarden Dollar. Bis zum ersten Kurs wird es noch eine Weile dauern.

Tesla sinken um weitere 3,5 Prozent, nachdem der E-Autobauer weitere Aktienemissionen angekündigt hat. Die Analysten von New Street haben die Titel in der Folge abgestuft. Adobe geben 1 Prozent nach. Der Software-Konzern hat im vierten Geschäftsquartal die Erwartungen übertroffen. Dabei half allerdings ein milliardenschwerer Steuervorteil. Gilead fallen um 0,6 Prozent. Der US-Pharmakonzern übernimmt die deutsche Pharmagesellschaft Myr für einen Milliardenbetrag.

Die Starbucks-Aktie reagiert mit Aufschlägen von 4,1 Prozent auf zuversichtliche Aussagen des Unternehmens. Die Kaffeehauskette rechnet mit einem besseren Umsatzwachstum als zuvor. Der Einrichtungseinzelhändler RH hat Drittquartalszahlen ausgewiesen, die die Aktie um 3,9 Prozent drücken, obwohl sie über den Erwartungen liegen. Das Unternehmen laboriert allerdings mit Problemen in der Zulieferkette.

Taubenhafte EZB belastet Euro nicht

Am Devisenmarkt steigt der Euro trotz der taubenhaft gestimmten EZB um 0,5 Prozent auf 1,2136 Dollar an. Händler bestätigen, dass die Maßnahmen so prognostiziert worden seien und daher die Gemeinschaftswährung nicht belasteten. Sinkende Realzinsen am US-Rentenmarkt drückten dagegen auf den Dollar, heißt es im Handel. Die EZB wird das Volumen des PEPP-Kaufprogramms aufstocken und die Laufzeit verlängern. Auch wird es weitere Langfristtender geben. Der Einlagensatz wurde mit minus 0,50 Prozent bestätigt.

Die Zurückhaltung am Aktienmarkt stützt die Rentennotierungen etwas. Die Rendite zehnjähriger US-Staatsanleihen sinkt im Gegenzug um 1,6 Basispunkte auf 0,92 Prozent. Der Goldpreis reagiert mit einem Aufschlag von 0,4 Prozent auf 1.848 Dollar auf die taubenhafte EZB sowie die schwachen Arbeitsmarktdaten aus den USA. Der verhaltene Preisauftrieb in den USA im November bremst die Aufwärtsbewegung der Feinunze allerdings etwas.

Ölpreis auf Neunmonatshoch

Die Ölpreise ziehen mit den gestiegenen Hoffnungen auf ein baldiges Konjunkturpaket in den USA an und bewegen sich auf die höchsten Schlussstände seit Anfang März zu. Sollte der US-Politik der Befreiungsschlag bei der Suche nach einem Konjunkturpaket gelingen, dürfte dies die Wachstumsperspektiven der USA und damit die Nachfrage nach Erdöl beflügeln, heißt es. Auch der schwache Dollar stützt. Der Preis für ein Barrel US-Leichtöl der Sorte WTI zieht um 2,7 Prozent auf 46,74 Dollar an, Nordseeöl der Sorte Brent verteuert sich um 2,6 Prozent auf 50,15 Dollar.

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December 10, 2020 10:04 ET (15:04 GMT)

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