Alt 25.05.10, 17:44
Standard XETRA-SCHLUSS/Sehr schwach - Europa hat den Aktienmarkt im Griff
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FRANKFURT (Dow Jones) - Den deutschen Aktienmarkt hat am Dienstag die erneut gestiegene Risikoaversion der Anleger ebenso wie die Angst vor einem neuerlichen Abgleiten der Wirtschaftsleistung in eine Rezession belastet. Immer stärker zeichnete sich ab, dass mit dem vorläufigen Bezahlen der griechischen Staatsschulden das Problem der Eurozone nicht gelöst wurde. Nun ist Spanien das Land, auf das sich die Finanzgemeinde konzentriert. Auf Grund seiner Größe und seiner Wirtschaftsleistung wie auch der Höhe der Auslandsschulden sind die Probleme für die Eurozone von größerer Bedeutung.

Der Euro tauchte erneut ab und notierte im späten Geschäft bei 1,2250 USD. Gesucht wurden deutsche Staatsanleihen als Garant für Sicherheit. Anleihen mit einer Laufzeit von 10 Jahren warfen eine überschaubare Rendite von 2,6% ab. Der DAX beendete den Handel mit einem Minus von 2,3% oder 136 Punkten bei 5.670,04. Umgesetzt wurden in DAX-Titeln auf Xetra rund 192,6 (Vortag: 91,0) Mio Aktien im Wert von rund 4,82 (Vortag: 2,44) Mrd EUR.

Nach der Verstaatlichung der spanischen Sparkasse CajaSur am Wochenende nahmen die Sorgen um den europäischen Finanzsektor zu. Vom Bankhaus Metzler hieß es, der aus der Rettung von CajaSur entstandene Flurschaden in Form des Vertrauensverlusts sei "immens". Eine Bankenkrise in Spanien würde sich nicht auf das Land beschränken. "Die europäischen Finanzsysteme sind derart vernetzt, dass ein nationalstaatliches Problem immer auch den gesamten Euroraum betrifft", hieß es von Assenagon Asset Management. Auch deutsche Banken sind mit erheblichen Beträgen engagiert: Sie hätten 165 Mrd EUR an Spanien verliehen, berichtet Assenagon unter Berufung auf Zahlen der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich.

Eine Bankenkrise würde zunehmend die Konjunktur belasten. Von den staatlichen Sparprogrammen würde mittelfristig eine konjunkturdämpfende Wirkung ausgehen. Die aktuellen Analystenschätzungen für Unternehmensergebnisse seien vielfach zu hoch, sagten Marktteilnehmer. Die Analysten berücksichtigten die Schuldenkrise in Europa und die Sparzwänge der Regierungen nicht ausreichend. Die jüngste Berichtssaison sei gut gelaufen, die Analysten hinkten nach Einschätzung einer steigenden Zahl von Marktteilnehmern der tatsächlichen Entwicklung aber hinterher.

Konjunkturempfindliche Aktien gerieten am Berichtstag besonders deutlich unter Druck. Für Stahlwerte ging es nach pessimistischen Äußerungen von Klöckner & Co. abwärts. Nach Einschätzung des Unternehmen droht die europäische Stahlkonjunktur nach einem kurzen Zwischenhoch schon wieder zu kippen. Die Aussagen sollten eigentlich nicht überraschen, belasteten aber im gegenwärtigen Umfeld, hieß es im Handel.

Auch Analysten äußerten sich negativer zu den Aussichten der Branche. So schrieb ein großes Haus: "Wir denken, dass die EU-Stahlpreise weiter fallen werden." Die Gründe seien die Schuldenkrise in der EU, Chinas Baukrise, das Ende des Lageraufbaus sowie der signifikante Preisunterschied zwischen Europa und China. Klöckner aus dem MDAX fielen um 6,9% auf 14,625 EUR, ThyssenKrupp um 4,2% auf 20,365 EUR und Salzgitter um 4,6% auf 49,10 EUR.

Infineon stellten mit einem Einbruch um 9,4% auf 4,21 EUR den schwächsten Wert im DAX. J.P. Morgan hatte die Einstufung für die Aktie auf "Neutral" von "Overweight" gesenkt. Die Analysten erwarten für den Halbleitersektor eine Verlangsamung der Auftragsdynamik im zweiten Halbjahr. Auch Aixtron haben die Analysten auf "Neutral" von "Overweight" gesenkt, die im TecDAX gelistete Aktie fiel um 13,1% auf 19,60 EUR.

Am Nachmittag hellte das leicht oberhalb der Markterwartung ausgefallene Verbrauchervertrauen aus den USA die Stimmung leicht auf. Zu der überraschend positiven Entwicklung trugen nach Aussage der Postbank sowohl die aktuelle Lageeinschätzung als auch die Erwartungen bei. Der jüngste Anstieg war bereits der zweite deutliche Zuwachs in Folge, der Index erreichte seinen höchsten Stand seit März 2008. Dies lasse erwarten, dass der US-Konsum auch in den folgenden Monaten robuste Zuwächse verzeichne und das Wirtschaftswachstum stütze.

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