Alt 12.10.18, 22:30
Standard Versöhnlicher Wochenausklang nach Absturz
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NEW YORK (Dow Jones)--Nach dem Abverkauf der vorigen Sitzungen ist es an der Wall Street zum Wochenausklang zu einer Gegenbewegung gekommen. Allerdings wurde nur ein kleiner Teil der jüngsten massiven Kursverluste wettgemacht. Zudem legten die Indizes eine Achterbahnfahrt hin, was die Nervosität der Anleger belegte. Die Börsianer sind geteilter Meinung, ob die Korrektur sich ausweitet oder ob die gesunkenen Kurse bereits Kaufgelegenheiten bieten. Im späten Freitagsgeschäft setzten sich die Optimisten durch. Im übrigen könnten mit der nun anlaufenden Berichtsaison wieder andere Akzente gesetzt werden.

Der Dow-Jones-Index gewann 1,2 Prozent auf 25.340 Punkte. Der S&P-500 stieg um 1,4 Prozent auf 2.767 Punkte und der Nasdaq-Composite rückte um 2,3 Prozent vor auf 7.497 Punkte. Der Umsatz fiel auf 958 Millionen (Donnerstag: 1,163 Milliarden) Aktien. Den 1.726 (641) Kursgewinnern standen 1.281 (2.385) -verlierer gegenüber. Unverändert schlossen 67 (58) Titel.

Der Kurssturz in dieser Woche wurde vor allem in Verbindung mit den gestiegenen Anleiherenditen gebracht. Höhere Zinsen seien aber kein Weltuntergang, stellte David Madden, Marktanalyst bei CMC Markets, klar. Aber das müssten die Anleger erst einmal in den Kopf kriegen. Wenn die Wirtschaft gut laufe, seien steigende Zinsen sozusagen garantiert, so Madden mit Blick auf die insgesamt soliden US-Konjunkturdaten.

Wenigstens im Konflikt mit der Türkei zeichnete sich eine Entspannung ab: Ein türkisches Gericht hat am Freitag den US-Pastor Andrew Brunson, der seit Oktober 2016 unter dem Vorwurf der Spionage sowie der Unterstützung der kurdischen PKK-Guerilla und der Gülen-Bewegung in der Türkei festgehalten wurde, zwar zu drei Jahren und 45 Tagen Haft verurteilt, gleichzeitig aber den Hausarrest und die Ausreisesperre für Brunson aufgehoben.

Etwas Ablenkung von politischen Querelen, Handelsstreit und Zinsanstieg brachte die Bilanzsaison, die mit Quartalsausweisen der drei großen Banken JP Morgan (JPM), Citigroup und Wells Fargo am Freitag allmählich in Schwung kam. An Konjunkturdaten wurden vor der Startglocke die Import- und Exportpreise aus dem September veröffentlicht. Die Importpreise stiegen im vergangenen Monat um 0,5 Prozent, während Volkswirte den Anstieg im Konsens auf 0,3 Prozent geschätzt hatten. Ursächlich für den unerwartet kräftigen Anstieg waren die stark gestiegenen Ölpreise. Eine halbe Stunde nach Handelsbeginn wurde noch der Uni-Michigan-Index der Verbraucherstimmung veröffentlicht, der etwas schwächer als erwartet ausfiel.

Bankenwerte nach Zahlen uneinheitlich

Die vorbörslich veröffentlichten Zahlen von Citigroup, JPM und Wells Fargo wurden zunächst positiv aufgenommen. Zwischenzeitlich gaben sie einen Teil der Gewinne ab, JP Morgan drehten sogar trotz guter Quartalszahlen scharf ins Minus. CEO Jamie Dimon hatte steigende wirtschaftliche und geopolitische Unsicherheiten beklagt, die künftig negative Auswirkungen auf die Ökonomie haben könnten. Die Aktie schloss mit Verlusten von 1,2 Prozent. Derweil schlossen die Aktien der anderen beiden Banken im Plus. Die Citigroup hat besser abgeschnitten als erwartet, was die Titel um 2,1 Prozent nach oben trieb. Wells Fargo hat dank Kostensenkungen den Gewinn im Quartal zwar gesteigert, aber nicht ganz so kräftig wie erwartet. Das schien die Anleger aber nicht zu stören, die Aktie stieg um 1,3 Prozent.

Eine Kaufempfehlung der Analysten von Pivotal verhalf der Snap-Aktie zu einem Plus von 5,4 Prozent. Pivotal hat daneben auch Twitter auf "Hold" hochgestuft; der Kurs stieg um 3,7 Prozent.

Einige Werte legten besonders stark zu, die unter dem jüngsten Abverkauf stark gelitten hatten, so im Dow aus dem Techsektor Apple (+3,6 Prozent), Cisco (+3,6 Prozent) oder Microsoft (+3,5 Prozent), daneben aber auch Visa (+4,7 Prozent) oder Walgreens (+3,7 Prozent). Auch unter den S&P-500-Sektoren lagen Technologie, Software sowie Telecom & IT vorne.

Die Ölpreise machten einen kleinen Teil ihrer jüngsten Verluste wett. Der Preis für ein Barrel US-Leichtöl der Sorte WTI stieg um 0,9 Prozent auf 71,58 Dollar. Die europäische Sorte Brent legte um 0,5 Prozent zu auf 80,76 Dollar. Zweifel am Bedarf und die Befürchtung eines Überangebots, die ursächlich für die Abgaben der vergangenen Tage waren, bestünden jedoch nach wie vor, sagten Marktteilnehmer. Dies zumal die Zahl der aktiven Bohrlöcher in den USA um weitere 8 auf 869 gestiegen ist, wie der Dienstleister Baker Hughes am Freitag berichtete. Am Donnerstag hatten die kräftig gestiegenen Ölvorräte der US-Regierung die Ölpreise gedrückt. Am Freitag prognostizierte die Internationale Energieagentur (IEA), dass die Nachfrage nach Öl aufgrund der Handelskonflikte in diesem und im kommenden Jahr langsamer steigen werde als erwartet. Die IEA untermauerte damit Aussagen der Opec vom Vortag: Das Erdölkartell hatte berichtet, dass Opec-Mitglieder und Russland im September mehr Öl gefördert und damit das schon vor Inkrafttreten der US-Sanktionen sinkende iranische Angebot kompensiert hätten.

Gold war derweil nicht gefragt. Die Feinunze ermäßigte sich um 0,5 Prozent auf 1.218 Dollar, belastet unter anderem von dem wieder anziehenden Dollar. Am Vortag hatte das Edelmetall von der Unsicherheit profitiert und war kräftig gestiegen.

Der Euro entfernte sich von seinem Tageshoch bei 1,1611 Dollar wieder und notiert mit aktuell etwa 1,1560 Dollar auf ähnlichem Niveau wie am Vortag um die gleiche Zeit. Die Analysten von Unicredit halten es für möglich, dass der Euro zunächst klar oberhalb von 1,15 Dollar konsolidiert, letztlich dürften aber die Risiken des italienischen Schuldenhaushalts und die Entwicklung der US-Anleiherenditen die Richtung bestimmen.

Die türkische Lira reagierte kaum auf das Urteil gegen Pastor Brunson. Ein Dollar kostete etwa 5,90 Lira.

US-Staatsanleihen tendierten kaum verändert. Die Zehnjahresrendite verharrte bei 3,15 Prozent. Sie lag damit deutlich unter ihrem Hoch vom Dienstag bei 3,26 Prozent.

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October 12, 2018 16:11 ET (20:11 GMT)

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