Alt 11.10.18, 21:54
Standard Massive Verluste - Ölpreis stürzt erneut ab
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NEW YORK (Dow Jones)--Die Talfahrt an der Wall Street hat sich am Donnerstag fortgesetzt. Nach dem Absturz am Mittwoch agierten die Teilnehmer nervös. Zwischenzeitliche Erholungen verpufften und gingen über in weitere Verkaufswelllen. Die Skepsis bleibt groß, zumal viele Anleger schon lange mit einem Absturz gerechnet hatten, nachdem der Markt fast zehn Jahre aufwärts gelaufen ist. Deutlich gestiegene US-Öllagerbestände bestätigten die Sorge um die Lage der Konjunktur.

Daher wurden vor allem auch Energiewerte verkauft. Daneben standen Finanzwerte besonders unter Druck, die zuletzt noch von dem steigenden Zinsumfeld profitiert hatten. Am Freitag startet die Berichtsaison mit drei Schwergewichten der Branche, JP Morgan, Citigroup und Wells Fargo. Immer mehr Analysten sind überzeugt, dass die Handelskonflikte erste Spuren in der Bilanzsaison hinterlassen haben. Auch sonst spricht das Umfeld nach wie vor gegen Aktien: Die Erwartungen an das Wachstum der Weltwirtschaft sind gesunken, und die zuletzt kräftig gestiegenen Anleiherenditen machen Aktien unattraktiv und verteuern die Kreditaufnahme für die Unternehmen.

Als ob das alles nicht genug wäre, mischte sich nun auch noch US-Präsident Donald Trump ein: Er gab der US-Notenbank und ihren Zinserhöhungen die Schuld an dem Kurseinbruch der Börsen. Auch einige Analysten sind der Meinung, dass die Fed die geldpolitischen Zügel zu aggressiv strafft. Andere Beobachter halten die Zinserhöhungen aufgrund der guten Wirtschaftslage jedoch für gerechtfertigt.

Der Dow-Jones-Index sank um 2 Prozent auf 25.053 Punkte. Der S&P-500 fiel um 2,1 Prozent auf 2.728 Punkte und der Nasdaq-Composite verlor 1,3 Prozent auf 7.329 Punkte. Der Umsatz zog an auf 1,163 (Mittwoch: 1,064) Milliarden Aktien. Den 641 (342) Kursgewinnern standen 2.385 (2.686) -verlierer gegenüber. Unverändert schlossen 58 (53) Titel.

Chef-Markttechniker JC O'Hara von MKM Partners verweist auf die Dynamik der Gewinnmitnahmen: "Wenn gut gelaufene Aktien verkauft werden, werden Stops ausgelöst, und die Verkäufe ziehen weitere Verkäufe nach sich." Es sei nie einfach, wenn alle auf einmal die Party verlassen wollen. "Wenn die Gewinnmitnahmen ihren Lauf genommen haben, dürfte sich der Markt wieder stabilisieren."

Die September-Daten zu den Verbraucherpreisen linderten kaum die Zinsängste. Sowohl insgesamt als auch in der Kernrate war im vergangenen Monat ein Plus von 0,1 Prozent zum Vormonat verzeichnet worden, während Volkswirte jeweils einen Anstieg um 0,2 Prozent prognostiziert hatten.

Die am Mittwoch veröffentlichten Erzeugerpreisdaten hatten sich mit den Schätzungen der Ökonomen gedeckt. Der annualisierte Anstieg um 2,6 Prozent (bzw 2,9 Prozent in der Kernrate) war jedoch insofern negativ aufgenommen worden, als er deutlich über dem Inflationsziel der Fed lag.

Ölpreis weiter steil abwärts - Gold auf dem Vormarsch

Neue Daten wiesen einen deutlichen Aufbau der Ölbestände in den USA aus. Dies bestätigte die Spirale der Angst: Die Sorge um eine schwächere Konjunktur drückt den Ölpreis, und ein steigendes Ölangebot weckt Konjunktursorgen. Demzufolge gaben die Preise abermals kräftig nach. Dazu passten auch neue Aussagen der Opec, wonach ihre Mitglieder und Russland im September die Produktion gesteigert und den sinkenden iranischen Ausstoß damit mehr als ausgeglichen hätten. In den zurückliegenden Wochen hatten die Ölpreise stark zugelegt, weil die Akteure auf ein geringeres iranisches Ölangebot als Folge der US-Sanktionen gesetzt hatten. Der Preis für ein Barrel US-Rohöl der Sorte WTI sank um 3,2 Prozent auf 70,80 Dollar. Brent verbilligte sich um 3,5 Prozent auf 80,16 Dollar. Zudem

Dagegen erfuhr Gold ein glänzendes Comeback. Nach Monaten der Schwäche scheint nun die Zeit für das Edelmetall gekommen, das in unsicheren Zeiten Sicherheit verspricht. Der Preis für eine Feinunze stieg um 2,3 Prozent auf 1.223 Dollar, das ist ein Zweimonatshoch. Das zinslos gehaltene Edelmetall hatte hatte zuletzt unter den hohen Anleiherenditen gelitten. Auch der festere Dollar hatte die Attraktivität des Goldes geschmälert, denn er verteuerte es für Käufer aus dem Nicht-Dollarraum.

Am Donnerstag kam der Dollar jedoch nochmals zurück. Anleger setzten aufgrund der Turbulenzen an den Aktienmärkten auf klassische Fluchtwährungen wie Franken und Yen. Doch auch der Euro legte zu. Die Analysten von MUFG vermuten, dass im Zuge des Ausverkaufs am Aktienmarkt auch Wetten auf einen steigenden Dollar abgebaut wurden. Aktuell kostet ein Euro rund 1,159 Dollar. Am Mittwoch im späten Handel waren es gut 1,1520 Dollar.

Am Anleihemarkt gaben die Renditen leicht nach. Die Zehnjahresrendite fiel um 2 Basispunkte auf 3,14 Prozent. Am Dienstag hatten zehnjährige US-Anleihen zeitweise mit 3,26 Prozent rentiert.

Walgreens-Zahlen mit Licht und Schatten

Walgreens Boots Alliance hat Quartalszahlen mit Licht und Schatten vorgelegt. Der Gewinn im vierten Geschäftsquartal der Drogerie- und Apotheken-Kette übertraf zwar die Erwartungen, der Umsatz lag jedoch darunter. Die Aktie fiel um 1,9 Prozent.

Delta Air Lines stiegen um 3,6 Prozent, nachdem die Fluglinie mit ihren Zahlen die Erwartungen übertroffen hat.

Die schon am Mittwoch gebeutelten Sears brachen um weitere 30 Prozent ein. Laut informierten Kreisen drängen die Banken auf die Liquidation des angeschlagenen Einzelhändlers.

L Brands verteuerten sich um gut 5,9 Prozent. Die Muttergesellschaft der Dessous-Kette Victoria's Secret hat einen Umsatzanstieg im September vermeldet und teilte überdies mit, für die verlustmachende Sparte La Senza "alle Alternativen" zu prüfen.

Unter den Nebenwerten rückten Compugen um 7,7 Prozent vor. Sie profitierten davon, dass der Pharmakonzern Bristol-Myers Squibb bei dem Biotech-Unternehmen einsteigt und für das Paket von 2,4 Millionen Aktien eine Prämie von 52 Prozent zahlt. Bristol-Myers verloren 5,4 Prozent.

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October 11, 2018 16:12 ET (20:12 GMT)

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