Alt 11.10.18, 16:35
Standard Moderate Teuerung mildert Verkaufsdruck an Wall Street
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NEW YORK (Dow Jones)--Die Talfahrt an der Wall Street setzt sich am Donnerstag zunächst fort, wenn auch nicht mehr so rasant wie am Vortag. Überraschend moderat gestiegene Verbraucherpreise mildern den Verkaufsdruck. Nachdem Dow-Jones und Co am Mittwoch mit Abgaben von durchschnittlich über 3 Prozent den höchsten Tagesverlust seit Februar verbuchten, zeigen sich die Indizes nun "nur" etwas leichter. Kurz nach Handelsbeginn verliert der Dow-Jones-Index 0,6 Prozent auf 25.458 Punkte. Der S&P-500 gibt um 0,5 Prozent nach und der Nasdaq-Composite ebenfalls um 0,5 Prozent.

Das Umfeld spricht allerdings nach wie vor gegen Aktien: Die Erwartungen an das Wachstum der Weltwirtschaft sind gesunken, und immer mehr Analysten sind überzeugt, dass die Handelskonflikte erste Spuren in der gerade anlaufenden Bilanzsaison hinterlassen haben. Und nicht zuletzt machen die kräftig gestiegenen Anleiherenditen Aktien unattraktiv und verteuern die Kreditaufnahme für die Unternehmen.

Als ob das alles nicht genug wäre, mischt sich nun auch noch US-Präsident Donald Trump ein: Er gab der US-Notenbank und ihren Zinserhöhungen die Schuld an dem Kurseinbruch der Börsen. Auch einige Analysten sind der Meinung, dass die Fed die geldpolitischen Zügel zu aggressiv strafft. Andere Beobachter halten die Zinserhöhungen aufgrund der guten Wirtschaftslage jedoch für gerechtfertigt.

Die September-Daten zu den Verbraucherpreisen lindern die Zinsängste ein wenig. Sowohl insgesamt als auch in der Kernrate war im vergangenen Monat ein Plus von 0,1 Prozent zum Vormonat verzeichnet worden, während Volkswirte jeweils einen Anstieg um 0,2 Prozent prognostiziert hatten.

Die am Mittwoch veröffentlichten Erzeugerpreisdaten hatten sich mit den Schätzungen der Ökonomen gedeckt. Der annualisierte Anstieg um 2,6 Prozent (bzw 2,9 Prozent in der Kernrate) war jedoch insofern negativ aufgenommen worden, als er deutlich über dem Inflationsziel der Fed lag.

Außer den Verbraucherpreisen wurden vorbörslich noch die Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe aus der Vorwoche veröffentlicht. Hier wurde ein etwas stärkerer Zuwachs verzeichnet als erwartet. Da in den USA aber praktisch Vollbeschäftigung herrscht, dürften die Daten den Markt kaum beeinflussen.

Konjunkturskepsis drückt Ölpreise weiter

Angst vor einer konjunkturbedingt schwächeren Nachfrage dominiert auch den Ölmarkt. Dort geben die Preise abermals kräftig nach. Der Preis für ein Barrel US-Rohöl der Sorte WTI sinkt um 1,8 Prozent auf 71,88 Dollar. Brent verbilligt sich um 1,8 Prozent auf 81,61 Dollar. In den zurückliegenden Wochen hatten die Ölpreise stark zugelegt, weil die Akteure auf ein geringeres iranisches Ölangebot als Folge der US-Sanktionen setzten. Nun mehren sich aber die Hinweise, dass auch ohne das iranische Angebot noch reichlich Öl auf dem Markt ist. Überdies hat am Vorabend der US-Branchenverband API von einem überraschend deutlichen Aufbau der US-Rohölvorräte berichtet. Nun wartet der Markt gespannt auf die offiziellen Daten der US-Regierung zu ihren Lagerbeständen.

Gold erfreut sich dank der Konjunktursorgen wieder reger Nachfrage. Der Preis für eine Feinunze steigt um 1 Prozent auf 1.207 Dollar. Das zinslos gehaltene Edelmetall hatte zuletzt unter den hohen Anleiherenditen gelitten. Auch der festere Dollar schmälerte die Attraktivität des Goldes, denn er verteuerte es für Käufer aus dem Nicht-Dollarraum.

Am Donnerstag kommt der Dollar jedoch etwas zurück. Anleger setzen aufgrund der Turbulenzen an den Aktienmärkten auf klassische Fluchtwährungen wie Franken und Yen. Doch auch der Euro legt etwas zu. Die Analysten von MUFG vermuten, dass im Zuge des Ausverkaufs am Aktienmarkt auch Wetten auf einen steigenden Dollar abgebaut wurden. Aktuell kostet ein Euro rund 1,1570 Dollar. Am Mittwoch im späten Handel waren es gut 1,1520 Dollar.

Am Anleihemarkt zeigen sich die Renditen kaum verändert. Die Zehnjahresrendite steht wie im späten Handel am Mittwoch bei 3,17 Prozent. Am Dienstag hatten zehnjährige US-Anleihen jedoch zeitweise mit 3,26 Prozent rentiert.

Walgreens-Zahlen mit Licht und Schatten - Aktie unter Druck

Walgreens Boots Alliance hat Quartalszahlen vorgelegt, die nicht in allen Punkten überzeugten. Der Gewinn im vierten Geschäftsquartal der Drogerie- und Apotheken-Kette übertraf zwar die Erwartungen, der Umsatz lag jedoch darunter. Die Aktie verliert 3 Prozent.

Die schon am Mittwoch gebeutelten Sears brechen um weitere 5,5 Prozent ein. Laut informierten Kreisen drängen die Banken auf die Liquidation des angeschlagenen Einzelhändlers.

L Brands verteuern sich um fast 12 Prozent. Die Muttergesellschaft der Dessous-Kette Victoria's Secret hat einen Umsatzanstieg im September vermeldet und teilte überdies mit, für die verlustmachende Sparte La Senza "alle Alternativen" zu prüfen.

Unter den Nebenwerten haussieren Compugen um knapp 13 Prozent. Sie profitieren davon, dass der Pharmakonzern Bristol-Myers Squibb bei dem Biotech-Unternehmen einsteigt und für das Paket von 2,4 Millionen Aktien eine Prämie von 52 Prozent zahlt. Bristol-Myers verlieren 0,4 Prozent.

Kontakt zum Autor: maerkte.de@dowjones.com

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October 11, 2018 09:47 ET (13:47 GMT)

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