Alt 11.10.18, 12:14
Standard Börsen bleiben unter Druck und warten auf US-Preisdaten
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FRANKFURT (Dow Jones)--Europas Börsen stehen am Donnerstagmittag weiter unter Druck. Der DAX verliert nach dem gut 2-prozentigen Vortagesminus weitere 1,1 Prozent auf 11.580 Punkte. Der besonders gebeutelte TecDAX kann sich ebenfalls nicht stabilisieren und fällt um 1,3 Prozent weiter zurück. Für den Euro-Stoxx-50 geht es 1,2 Prozent auf 3.229 nach unten. Weiter nachgebende US-Futures sprechen dafür, dass der Druck an den US-Börsen zur Eröffnung zunächst anhalten wird.

Technologiewerte sinken auch europaweit deutlicher um 2 Prozent nach dem Einbruch der Nasdaq und der populären sogenannten FANG-Aktien in den USA. Sie leiden als Favoriten im bisherigen Aktienjahr zusätzlich unter Befürchtungen vor überzogenen Bewertungen, gelten aber auch als negativ korreliert mit steigenden Zinsen. Die konjunktursensiblen Rohstoff- sowie Öl- und Gas-Indizes verlieren 2,1 und 2,6 Prozent.

Tendenziell weiter gesucht sind sogenannte sichere Häfen wie am Devisenmarkt der Yen und der Franken. Der Dollar kostet 112,20 Yen, nachdem er vor kurzem noch bei rund 114,50 gelegen hat. Daneben profitieren Anleihen von Staaten mit guten Bonitätsnoten vom Debakel am Aktienmarkt, was andererseits den Druck steigender Renditen wieder etwas mindert. Die deutsche Zehnjahresrendite liegt bei 0,52 Prozent, nachdem sie jüngst noch 0,57 Prozent betragen hatte.

Zu viele negativen Faktoren fordern Tribut

Fundamental machten die gesenkten Wachstumsprognosen des IWF dem Markt den Garaus, nachdem davor insbesondere das gestiegene Renditeniveau und der Handelsstreit USA/China bereits stark auf die Stimmung am Aktienmarkt gedrückt hätten, heißt es im Handel. Gleichzeitig steigende Kosten der Unternehmen als Folge von Handelsbarrieren und steigende Finanzierungskosten dürften Druck auf die Gewinnmargen der Unternehmen ausüben, so die Sorge.

Weil Aussagen von US-Notenbankchef Powell und anderen Notenbankmitgliedern bezüglich eines intakten Zinserhöhungstrends in den USA vergangene Woche den Startschuss zu dem Ausverkauf gegeben hätten, komme am Donnerstag den US-Verbraucherpreisen besondere Aufmerksamkeit zu. Sollten sie auch "nur einen Tick" höher als erwartet ausfallen, werde der Kurseinbruch weitergehen, unkt ein Börsianer mit Blick auf die davon ausgehende weitere Zinserhöhungsfantasie. Erwartet wird ein Anstieg um 0,2 Prozent zum Vormonat.

Aus Italien kommen derweil keine neue Störfeuer. Allerdings hat das Land bei einer Reihe von Anleiheauktionen über insgesamt 6,5 Milliarden Euro am Donnerstag den Preis für seine schuldenanhäufende Haushaltsplanung zu spüren bekommen. Die dabei erzielten Durchschnittsrenditen stiegen teils deutlich im Vergleich zu den Vorgängerauktionen. Die italienische Zehnjahresrendite steigt leicht auf 3,57 Prozent.

Hausse bei Dialog dank Vereinbarung mit Apple

Unternehmensseitig sorgen positive Nachrichten für den meisten Gesprächsstoff. Gleich zwei Nachrichten treiben die Bayer-Aktie um 4,2 Prozent nach oben. Bayer prüft einem Agenturbericht zufolge nach der milliardenschweren Übernahme des Agrochemiekonzerns Monsanto den Verkauf der Tierarzneisparte.

Daneben kann Bayer auf einen neuen US-Prozess im Zusammenhang mit dem Schadensersatzurteil im Fall seines Unkrautvernichters Glyphosat hoffen. Das könne bedeuten, dass die Schadensersatzbefürchtungen aus dem ersten Prozess, in dem Bayer zu 289 Millionen Dollar verurteilt wurde, nicht auf alle noch anstehenden Prozesse hochgerechnet werden müssten, so ein Marktteilnehmer.

Klarer Tagessieger sind aber Dialog Semiconductor mit einer Kursexplosion um 26,4 Prozent. Der Großkunde Apple übernimmt Vermögenswerte von Dialog und damit die Powermanagement-Technologie für eigene Chips. Händler werten dies als Teilübernahme, denn mehr als 300 Dialog-Ingenieure sowie weitere Mitarbeiter - 16 Prozent der Gesamtbelegschaft - sollen zu Apple wechseln. Apple wird dafür 300 Millionen Dollar in bar und weitere 300 Millionen in Form einer Vorauszahlung für Dialog-Produkte entrichten. Damit nicht genug: Dialog Semiconductor will nach der Lizenzvereinbarung eigene Aktien zurückkaufen.

BMW setzt auf China

BMW geben um 1,5 Prozent nach. Sie werden nicht davon gestützt, dass das Unternehmen perspektivisch die Mehrheit am Joint-Venture mit Brilliance in China übernimmt. Bislang untersagt China Mehrheitsübernahmen noch. Damit reagiere BMW möglicherweise auf die Trumpsche Handelspolitik, heißt es. Die bisherige Fertigung von Fahrzeugen für China in Spartanburg/USA dürfte nämlich nun zurückgefahren werden, meint ein Händler.

Bei Gerresheimer geht es um 1,7 Prozent nach oben. Der Glashersteller hat seine Prognosen nach einem soliden dritten Quartal präzisiert und liegt damit höher als die kursierenden Konsenserwartungen. Gea hat dagegen seine Gewinnprognose gesenkt, worauf die Aktie 3,9 Prozent verliert.

Evotec können nicht von einer erweiterten Partnerschaft mit Celgene und einer Zahlung von 6 Millionen Dollar profitieren, verringern aber mit einem Minus von 2,0 Prozent anfänglich deutlich höhere Verluste.

Zumindest vom Timing unglücklich gestaltet sich der Börsengang von Knorr-Bremse am Freitag angesichts der aktuellen Börsenturbulenzen. Allerdings heben Händler positiv hervor, dass in den Graumarktnotierungen kein Druck auf den Emissionspreis erkennbar sei. Die Aktien werden dort knapp über der 80-Euro-Marke gehandelt. Knorr-Bremse hatte seine Aktien ursprünglich zwischen 72 und 87 Euro angeboten und die Spanne dann auf 78 bis 80 Euro etwa in der Mitte eingeengt.

Kontakt zum Autor: manuel.priego-thimmel@wsj.com

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October 11, 2018 06:31 ET (10:31 GMT)

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