Alt 11.10.18, 10:32
Standard Börsen zwischen Hoffen und Bangen schwach - Dialog-Hausse
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FRANKFURT (Dow Jones)--Weiter abwärts geht es am Donnerstag an Europas Aktienmärkten. Erste Kursverluste von annähernd 2 Prozent bei den Indizes wurden zwar von Eindeckungskäufen wieder wettgemacht, gleichwohl ist die Entwicklung äußerst wacklig. Das spiegelt auch der kleine Hoffnungsschimmer, der Future auf den S&P-500-Index: er liegt ein halbes Prozent im Minus und deutet damit weitere Verluste bei US-Aktien an. Er lag aber im agestief auch schon 1,1 Prozent zurück und im Hoch nur 0,1 Prozent.

Der DAX reduziert sein frühes Minus auf 1,2 Prozent und fällt auf 11.577 Zähler. Jedoch sei der Fall durch die 11.800er-Marke ein Dammbruch gewesen, heißt es im Handel warnend. Weil er damit die von technischen Analysten befürchtete Kopf-Schulter-Formation ausgelöst hat, befürchten Techniker nun einen raschen Ausverkauf bis in den Bereich unter 11.000 in den kommenden Tagen. Der Euro-Stoxx-50 fällt um 1,3 Prozent auf 3.224 Punkte.

Tendenziell weiter gesucht sind sogenannte sichere Häfen wie am Devisenmarkt der Yen und der Franken. Der Dollar kostet 112,30 Yen, nachdem er vor kurzem noch bei rund 114,50 gelegen hat. Daneben profitieren Anleihen von Staaten mit guten Bonitätsnoten vom Debakel am Aktienmarkt, was andererseits den Druck steigender Renditen wieder etwas mindert. Die deutsche Zehnjahresrendite liegt bei 0,52 Prozent, nachdem sie jüngst noch 0,57 Prozent betragen hatte.

Gemenge an negativen Faktoren zu groß geworden

Fundamental hätten die jüngst gesenkten Wachstumsprognosen des IWF dem Markt den Garaus gemacht, nachdem davor insbesondere das gestiegene Renditeniveau und der Handelsstreit USA/China bereits stark auf die Stimmung am Aktienmarkt gedrückt hätten, heißt es. Bei gleichzeitig steigenden Kosten der Unternehmen und steigenden Fremdkapitalkosten fürchte der Markt nun massiven Druck auf die Gewinnmargen der Unternehmen.

Weil Aussagen von US-Notenbankchef Powell und anderen Notenbankmitgliedern bezüglich eines intakten Zinserhöhungstrends in den USA vergangene Woche den Startschuss zu dem Ausverkauf gegeben hätten, komme am Donnerstag den US-Verbraucherpreisen besondere Aufmerksamkeit zu. Sollten sie auch "nur einen Tick" höher als erwartet ausfallen, werde der Kurseinbruch weitergehen, unkt ein Börsianer mit Blick auf die davon ausgehende weitere Zinserhöhungsfantasie. Erwartet wird ein Anstieg um 0,2 Prozent zum Vormonat.

Nicht nur in Deutschland kommt als Unsicherheitsfaktor die Wahl in Bayern am Sonntag noch ins Spiel. "Im Ausland wird von einem Wahldebakel von CDU-CSU und SPD in Hessen und Bayern und damit einem noch handlungsunfähigeren Land als Folge ausgegangen", meinte ein Händler jüngst. Dies werde dazu führen, dass Probleme wie die derzeitigen mit dem Haushalt Italiens nicht mehr von einem starken Deutschland aufgefangen werden könnten wie im Falle Griechenland.

Es gibt noch gute Nachrichten: Rally bei Bayer und Dialog Semiconductor

Unternehmensseitig sorgen in dem negativen Gesamtmarktumfeld kurioserweise positive Nachrichten für Gesprächsstoff. Gleich zwei Nachrichten treiben die Bayer-Aktie um 5,5 Prozent nach oben. Bayer prüft einem Agenturbericht zufolge nach der milliardenschweren Übernahme des Agrochemiekonzerns Monsanto den Verkauf der Tierarzneisparte.

Daneben kann Bayer auf einen neuen US-Prozess im Zusammenhang mit dem Schadensersatzurteil im Fall seines Unkrautvernichters Glyphosat hoffen. Das könne bedeuten, dass die Schadensersatzbefürchtungen aus dem ersten Prozess, in dem Bayer zu 289 Millionen Dollar verurteilt wurde, nicht auf alle noch anstehenden Prozesse hochgerechnet werden müssten, so ein Marktteilnehmer.

Highflyer des Tages sind Dialog Semiconductor mit einer Kursexlposion um 30 Prozent. Der Großkunde Apple übernimmt Vermögenswerte von Dialog und damit die Powermanagement-Technologie für eigene Chips. Händler werten dies als Teilübernahme von Dialog, denn mehr als 300 Dialog-Ingenieure sowie weitere Mitarbeiter - 16 Prozent der Gesamtbelegschaft - sollen zu Apple wechseln. Apple wird dafür 300 Millionen Dollar in bar und weitere 300 Millionen in Form einer Vorauszahlung für Dialog-Produkte entrichten. Damit nicht genug: Dialog Semiconductor will nach der Lizenzvereinbarung eigene Aktien zurückkaufen.

Autoaktien stehen weiter unter Druck angesichts der sich abzeichnenden verschärften Abgasforderungen der EU. Der Branchenindex ist mit einem Minus von 2,1 Prozent das Schlusslicht. BMW geben um 1,5 Prozent nach und werden nicht davon gestützt, in einem strategischen Schritt die Mehrheit am Joint-Venture mit Brilliance in China zu übernehmen. Damit reagiere BMW möglicherweise auf die Trumpsche Handelspolitik, heißt es. Die bisherige Fertigung von Fahrzeugen für China in Spartanburg/USA dürfte nämlich nun zurückgefahren werden, meint ein Händler.

Auch bei Technologietiteln geht es weiter abwärts. Die Volatilität ist dabei extrem hoch. So fielen beisielsweise RIB Software in den ersten Handelsminuten um über 8 Prozent und notieren nun nur noch 3,1 Prozent tiefer.

Bei Gerresheimer geht es um 0,4 Prozent nach oben. Der Glashersteller hat seine Prognosen nach einem soliden dritten Quartal präzisiert und liegt damit höher als die kursierenden Konsenserwartungen. Umgekehrt hat Gea seine Gewinnprognose gesenkt, worauf die Aktie 3,5 Prozent verliert.

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October 11, 2018 03:57 ET (07:57 GMT)

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