Alt 10.10.18, 21:53
Standard Schwarzer Mittwoch: Dow stürzt um 800 Punkte ab
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NEW YORK (Dow Jones)--An der Wall Street ist es am Mittwoch zu einem Absturz am Aktienmarkt gekommen. Nachdem die Indizes markante technische Marken durchbrochen hatten, kamen in Wellen in mehr Verkäufer herein. Damit beschleunigte sich der seit Tagen anhaltende Abwärtslauf, der von den steigenden Anleiherenditen ausgelöst worden war. Steigende Marktzinsen schmälern die relative Attraktivität von Aktien und erschweren überdies die Unternehmensfinanzierung. Nach der mehrjährigen Rally an der Wall Street sind viele Aktien deutlich nach oben gelaufen, so dass sie anfällig für Gewinnmitnahmen sind.

Hinzu kam als belastender Faktor die am Dienstag gesenkte Wachstumsprognose des Internationalen Währungsfonds. Sie brachte auch den Ölpreis unter Druck, was wiederum die Energiewerte drückte. Zudem sehen die Anleger zunehmend vorsichtig der beginnenden Berichtsaison entgegen, die unter den Handelskonflikten gelitten haben könnte.

Dazu passten Warnungen von Barclays, dass das dritte Quartal für Internet-Unternehmen recht rumpelig werden könnte. Internet-Analyst Ross Sandler erinnerte daran, dass die Unternehmen der Branche bereits im zweiten Quartal ihre Umsatzziele verfehlt hatten - erstmals seit der Finanzkrise. Unter den Aktien der Branche verloren Amazon 6,2 Prozent, Alphabet 4,6 Prozent, Facebook 4,1 Prozent und Twitter 8,5 Prozent.

Der Dow-Jones-Index brach um 3,2 Prozent ein auf 25.599 Punkte, das war das größte Tagesminus seit Februar. Der S&P-500 sank um 3,3 Prozent auf 2.786 Punkte und der Nasdaq-Composite stürzte um 4,1 Prozent ab auf 7.422 Punkte und damit so stark wie nie seit Juni 2016. Er fiel zudem erstmals seit Juli 2016 unter die 200-Tage-Linie. Der Umsatz zog deutlich an auf 1,064 Milliarden (Dienstag: 803 Millionen) Aktien. Den 342 (1.411) Kursgewinnern standen 2.686 (1.567) -verlierer gegenüber. Unverändert schlossen 53 (96) Titel.

Zyklische Branchen unter Druck

Besonders stark abverkauft wurden konjunkturabhängige Branchen wie Software und Halbleiter, zyklische Konsumgüter oder Energie. Hier gab es Sektorenverluste von bis zu 5,4 Prozent. Der SPDR Technology Select Sector ETF, der den Techsektor abbildet, erlebte mit minus 4,5 Prozent den größten Tagesverlust seit August 2011. Die als sicher angesehenen Titel wie Versorger-, Lebensmittel- oder Telekomwerte hielten sich dagegen noch recht gut. Bei den Einzelwerten im Dow fielen vor allem auch die in diesem Jahr besonders gut gelaufenen Aktien, so Boeing (-4,7 Prozent) Nike (-6,8 Prozent), Microsoft (-5,4 Prozent) oder Visa (-4,8 Prozent).

Sears stürzten um 17 Prozent ab. Laut informierten Kreisen bereitet sich der Einzelhandelskonzern darauf vor, Insolvenz zu beantragen. Fastenal gaben um gut 7 Prozent nach, obwohl der Hersteller von Verbindungsteilen mit Umsatz und Gewinn im dritten Quartal die Erwartungen übertroffen hat. Allerdings ist die Aktie in den zurückliegenden drei Monaten besser gelaufen als der Markt.

McDonald's profitierten etwas von einem positiven Analystenkommentar und zeigten mit einem Abschlag von 0,9 Prozent relative Stärke. Guggenheim hat die Titel auf "Buy" von "Neutral" hochgestuft.

American Airlines fielen um 5,8 Prozent. Die Fluggesellschaft hat wegen Hurrikan "Michael" allein für Mittwoch 75 Flüge abgesagt.

Tiffany verloren gut 10 Prozent. Morgan Stanley hat den europäischen Luxusgütersektor auf "Underweight" abgestuft, dies drückte auch die US-Wettbewerber. Zudem weckten neue Zahlen des französischen Wettbewerbers LMVH Sorgen um die Nachfrage aus China.

IDT hielten sich mit einem Minus von 0,8 Prozent recht gut. Das Mobilfunk-Unternehmen ist im abgelaufenen Quartal profitabel geworden.

Pharmaeinzelhändler CVS Health ist der Übernahme von Aetna einen Schritt näher gekommen. Das US-Justizministerium hat die Zustimmung zu dem 70 Milliarden Dollar schweren Deal erteilt, nachdem die Unternehmen einige Maßnahmen zur Beruhigung regulatorischer Sorgen unternommen hatten. CVS gaben 0,7 Prozent ab, Aetna 0,2 Prozent.

Auch Ölpreis bricht ein

Am Ölmarkt gaben die in jüngster Zeit gestiegenen Preise kräftig nach. US-Leichtöl der Sorte WTI sank um 2,8 Prozent auf 72,86 Dollar je Barrel. Brent sackte ebenfalls um 2,8 Prozent ab auf 82,61 Dollar. Beobachter warnten, dass der Preisanstieg der vergangenen Monate die Nachfrage dämpfen könnte. Schon am Dienstag sagte Fatih Birol, Executive Director bei der Internationalen Energieagentur, dass die Ölpreise sich langsam im "roten Bereich" bewegten - und das zu einer äußerst ungünstigen Zeit, denn die Weltwirtschaft verliere an Schwung.

Und auf der Konferenz Oil & Money 2018 in London warnte Torbjorn Tornqvist, CEO des Ölhändlers Gunvor Group, dass die Preise zwar in Erwartung von sinkenden iranischen Exporten gestiegen seien, gleichwohl aber immer noch ein großes Angebot auf dem Markt sei. Im Notfall könnte Saudi-Arabien seine Fördermenge erhöhen - sofern sich Abnehmer für das Öl fänden. Die Wahrheit sei aber, dass die Käufer nicht gerade Schlange stünden, um mehr Öl zu kaufen, sagte Tornqvist.

Derweil warteten die Teilnehmer am Ölmarkt auf die US-Lagerdaten, die in dieser Woche erst am Donnerstag mitgeteilt werden. Analysten erwarten erneut eine Zunahme der Bestände, es wäre die dritte in Folge.

Der Goldpreis entzog sich dem hektischen Umfeld und profitierte etwas von der gestiegenen Unsicherheit wie auch vom etwas leichteren Dollar. Die Feinunze stieg um 0,3 Prozent auf 1.194 Dollar.

Die Anleiherenditen kamen im späten Geschäft deutlich zurück, da die Anleger sichere Investments suchten. Die Zehnjahresrendite fiel um 1 Basispunkt auf 3,19 Prozent. In der Spitze hatten zehnjährige Anleihen am frühen Dienstag bei 3,26 Prozent rentiert.

Der Euro baute seine Gewinne vom Vortag weiter aus. Die Gemeinschaftswährung stieg auf 1,1520 Dollar. Das Pfund legte vor allem zum Dollar zu, gestützt von Meldungen über einen möglichen Brexit-Kompromiss.

Kontakt zum Autor: maerkte.de@dowjones.com

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October 10, 2018 16:18 ET (20:18 GMT)

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