Alt 09.10.18, 15:34
Standard Börsen erholen sich von Tiefs - Überzeugung fehlt
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FRANKFURT (Dow Jones)--Europas Börsen erholen sich von den Tagestiefs, notieren aber auch am Dienstagnachmittag weiter mit Abschlägen. Im Handel ist von einem technisch geprägten Geschäft die Rede. Übergeordnet hielten sich die Anleger zurück. Hauptbelastungsfaktoren bleiben der Renditeanstieg an den Anleihemärkten, der Handelskonflikt zwischen den USA und China sowie die politischen Unsicherheiten rund im Italien. Der DAX verliert 0,1 Prozent auf 11.931 Punkte - im Tief stand der Index über 100 Punkte tiefer. Der Euro-Stoxx-50 tendiert kaum verändert bei 3.311 Punkten.

Daneben machen sich die Anleger zunehmend Sorgen um die Gesamtverfassung der Weltwirtschaft. Nachdem am Montag schwache Produktionszahlen aus Deutschland die Stimmung belasteten, kommt der nächste Dämpfer vom Internationalen Währungsfonds. Er hat die globale Wachstumsprognose für das laufende Jahr auf 3,7 Prozent gesenkt von 3,9 Prozent. Für Deutschland erwartet der IWF 2018 und 2019 nur noch je 1,9 Prozent Plus. Im April waren es noch 0,3 Punkte bzw. 0,2 Punkte mehr. Der IWF begründet die Senkung auch mit den Auswirkungen der Handelspolitik von US-Präsident Trump.

Dazu passt, dass die deutschen Exporte im August wider Erwarten leicht gesunken sind und dass das Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) der deutschen Wirtschaft einen fortgesetzten Aufschwung mit geringerer Dynamik prognostiziert.

Italienische Anleihemärkte volatil

Die italienischen Anleihemärkte zeigen sich am Dienstag volatil. Die Rendite zehnjähriger Staatsanleihen steht am Nachmittag wenig verändert bei 3,62 Prozent. Bei 3,71 Prozent wurde zuvor ein neues Vierjahreshoch markiert. Hauptthema bleibt die Unsicherheit um den Haushalt 2019.

Für fast schon ungläubiges Kopfschütteln sorgt eine neuerliche Gewinnwarnung von Ceconomy. Die Aktie bricht um 17,5 Prozent ein auf 4,70 Euro. Die Muttergesellschaft von Media Markt und Saturn hatte erst vor drei Wochen gewarnt - seinerzeit begründet mit dem langen und heißen Sommer. Im Handel ist von einem "Desaster" die Rede. Nach Ansicht von JP Morgan ist die jüngste Gewinnwarnung nicht Folge einer zunehmenden weiteren Verschlechterung der Handelsbedingungen, sondern einer schwachen Margenentwicklung.

Für Freenet geht es im Ceconomy-Sog 2,7 Prozent abwärts. Freenet ist seit dem Sommer an Ceconomy mit 9 Prozent beteiligt. Der Einstiegspreis seinerzeit lag bei 8,50 Euro.

Die Hoffnung auf eine baldige Einigung im Tarifstreit mit den Gewerkschaften treibt Air France-KLM 5,5 Prozent nach oben. Bei Air France habe das Management eine Gehaltserhöhung um insgesamt 4 Prozent angeboten, berichtet die Nachrichtenagentur AFP mit Bezug auf die Pilotengewerkschaft SNPL.

Teilfahrverbot in Berlin kein großes Thema

Autoaktien werden tendenziell gemieden, ihr Stoxx-Subindex fällt um 0,6 Prozent. Das hängt aber nicht mit dem Urteil des Verwaltungsgerichts in Berlin zusammen. Dieses hält Fahrverbote für mehrere Straßen in Berlin für erforderlich. Insgesamt sind 15 Kilometer Strecke betroffen. Im Handel heißt es, dass die Automobilindustrie mit dem Urteil gut leben könne. Mögliche Fahrverbote von Diesel-Fahrzeugen in deutschen Städten seien aber nur eines der vielen Probleme, die der Branche zu schaffen machten.

Zugleich sprechen in Luxemburg die EU-Umweltminister über Ziele für eine Verringerung des CO2-Ausstoßes bei Neuwagen bis 2030. Die EU-Kommission hat eine Verringerung um 30 Prozent vorgeschlagen, das Europaparlament verlangt sogar 40 Prozent.

Wirecard erholen sich nach ihrem - laut Marktexperten allein durch Gewinnmitnahmen ausgelösten - Kurseinbruch am Montag um 4,8 Prozent zu. Der DAX-Neuling will sein kräftiges Wachstum in den kommenden Jahren fortsetzen und kündigte im Rahmen seines "Innovation Day" an, dass sich der Umsatz bis 2025 auf über 10 Milliarden Euro fast versiebenfachen soll. Die Ziele für 2020 und den Ausblick für den operativen Gewinn im laufenden Jahr bekräftigte Wirecard.

Umschichtungen von Adidas Richtung Puma

Adidas verlieren 1,8 Prozent, während es für Puma um 4,7 Prozent nach oben geht. Unterstützt wird die Puma-Aktie durch eine bullishe Studie von Berenberg. Die Analysten sind überzeugt, dass die Zahlen für das dritte Quartal, die am 25. Oktober veröffentlicht werden, die Skeptiker eines Besseren belehren werden. Im Handel schließt man Umschichtungen von Adidas nach Puma nicht aus.

Givaudan geben trotz gut ausgefallener Umsatzzahlen um 2 Prozent nach. Die Umsatzentwicklung habe die Erwartung zwar übertroffen, merken die Analysten von Bernstein an. Allerdings stünden hinter der Margen- und Cashflow-Entwicklung weiter Fragezeichen. Preiserhöhungen infolge der gestiegenen Rohstoffkosten dürften sich deutlich verzögern und die Margen im laufenden Jahr belasten. Die Aktie des deutschen Wettbewerbers Symrise verliert 2,3 Prozent.

Enttäuschend gestaltet sich das Börsendebüt von Westwing. Nach einem ersten Kurs knapp über dem Ausgabepreis von 26 Euro ist die Aktie des Möbel-Portals schnell unter Druck geraten. Zuletzt wurde sie mit 23,60 Euro gehandelt. Der Kurs von Rocket Internet - das Unternehmen hat Westwing an die Börse gebracht - liegt 2,3 Prozent im Minus.

Kontakt zum Autor: manuel.priego-thimmel@wsj.com

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October 09, 2018 09:58 ET (13:58 GMT)

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