Alt 14.09.12, 12:47
Standard Erneute Öffnung der US-Geldschleuse sorgt für Euphorie
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Die Finanzmärkte in Ostasien haben die Steilvorlage der US-Notenbank dankbar aufgenommen. Die Ankündigung zeitlich unbegrenzter Käufe von Hypothekenanleihen und das bis 2015 ausgedehnte Niedrigzinsversprechen sorgten für neue Konjunkturzuversicht und weit verbreitete Kauflaune. An den Börsen stiegen die Indizes auf Mehrmonatshochs, gesucht waren vor allem konjunkturzyklische Aktien. Die Preise für Gold und Öl legten ebenfalls zu und der Euro knackte die Marke von 1,30 Dollar. Auch regionale Währungen legten zum Dollar zu.

Viele Akteure setzen nun auf ähnlich positive Entwicklungen an den Börsen, wie bereits 2009 und 2010 im Umfeld der Öffnung der Geldschleusen in den USA. "Das ist außergewöhnlich und ein ganz wichtiger Punkt, dass die neuen Maßnahmen zeitlich unbegrenzt sind", sagte Analyst James White von First State Investments in Sydney mit einem verwalteten Vermögen von 148,8 Milliarden US-Dollar.

"Alles was dazu geeignet ist, die US-Wirtschaft auf Wachstumskurs zu bringen, wird in Asien mit Begeisterung aufgenommen. Schließlich handelt es sich um einen Markt, in den alle exportieren", kommentierte Joe Bracken von BT Investment Management die gute Stimmung. Die Fed-Beschlüsse, insbesondere den Kauf von Hypothekenanleihen betreffend, gingen weit über die Erwartungen hinaus, pflichtete ihm Marktanalyst Kenichi Hirano von Tachibana Securities in Japan bei. Hiroyuki Fukunaga, CEO des Vermögensverwalters Investrust betonte, dass die Kombination der Maßnahmen der EZB und der Fed dem Markt das nötige Gefühl an Stabilität verleihe, das die Kurse fürs erste stützen dürfte.

In Seoul stieg der Börsenindex Kospi erstmals seit fünf Monaten wieder über die 2.000er-Marke, zusätzlich befeuert von einer Hochstufung der Bonität Südkoreas durch Standard & Poor's auf "A+". Das Marktbarometer in Hongkong erreichte den höchsten Stand seit Mai diesen Jahres. An beiden Plätzen belief sich das Plus zum Vortag auf knapp 3 Prozent.

In Tokio stieg der Nikkei-Index um 1,8 Prozent auf 9.159 Punkte. Das war der höchste Stand seit knapp sechs Monaten und bedeutet in der Wochenbilanz ein Plus von 3,8 Prozent. Nach den Beschlüssen der US-Notenbank zeigten sich Teilnehmer zuversichtlich, dass auch die japanische Notenbank mit zusätzlichen Stimuli für die Konjunktur aufwarten könnte. In Schanghai fiel das Plus mit 0,9 Prozent etwas geringer aus. Hier hielten einmal mehr Wachstumssorgen den Markt im Zaum.

Die Feinunze Gold war in der Spitze mit fast 1.778 Dollar so teuer wie zuletzt im März. Im späten US-Geschäft war sie noch rund 10 Dollar billiger zu haben, obgleich sie dort aber auch schon um fast 30 Dollar zugelegt hatte. Das Fass der US-Ölsorte WTI kostete zuletzt 99,36 Dollar, über einen Dollar mehr als im US-Handel. Gold und Öl werden in Dollar berechnet, so dass sie unter anderem von der Schwäche des Dollar nach oben getrieben werden. Daneben ist Gold als sicherer Hafen vor einer steigenden Inflation gesucht.

Der Offenmarktausschuss (FOMC) der US-Notenbank hatte am Donnerstag eine dritte Runde der quantitativen Lockerung beschlossen und will pro Monat für 40 Milliarden Dollar mit Immobilien besicherte Anleihen der staatlichen Hypothekenfinanzierer kaufen. Sollte sich die Lage am Arbeitsmarkt nicht verbessern, versprach die Notenbank, zusätzlich zu den Hypothekenanleihen auch andere Wertpapiere zu kaufen. Zugleich wird die "Operation Twist" zur Senkung der langfristigen Zinsen bis zum Jahresende fortgesetzt.

Leidtragender dieser Beschlüsse ist der Dollar, der im Tief bis auf 77,13 Yen und damit auf den niedrigsten Stand seit sieben Monaten zurückfiel. Aussagen des japanischen Finanzministers, Maßnahmen gegen eine weitere Aufwertung des Yen nicht auszuschließen, gaben dem Dollar dann aber wieder etwas Auftrieb. Zuletzt kostete er 77,63 Yen. Zum Euro verlor der Greenback ebenfalls. Für einen Euro mussten 1,3030 Dollar bezahlt werden, so viel wie zuletzt im Mai. Die US-Devise leidet unter den mit den Notenbankbeschlüssen einhergehenden Sorgen über einen Anstieg der Inflation sowie des allgemein sinkend erwarteten Zinsniveaus in den USA.

An den Börsen waren mit den neuen Konjunkturhoffnungen Aktien aus zyklischen und exportlastigen Sektoren gesucht wie beispielsweise Stahl, Transport, Finanzen und Handel. In Tokio zogen JFE Holdings um 5,1 Prozent und Sumitomo Metal Mining um 9,4 Prozent an. Mitsui OSK Lines gewannen 5,7 Prozent und Mitsubishi Corp 4 Prozent. Sumitomo Mitsui Financial, Nomura Holdings und Dai-ichi Life Insurance zogen um jeweils rund 4,5 Prozent an.

In Seoul ging es für Posco um 3,1 Prozent und Samsung Electronics um 2,7 Prozent nach oben. Die Aktien von Woori Finance Holdings sprangen um fast 7 Prozent an, für KB Financial Group ging es um 4,3 Prozent aufwärts. In Australien gewannen die schwer gewichteten Rohstoffaktien Rio Tinto 2,8 Prozent und BHP Billiton 1,6 Prozent.

Nicht gehandelt wurden die Papiere von Fortescue Metals. Nach dem Kursrutsch seiner Aktien um 14 Prozent hatte der Eisenerzföderer Handelsaussetzung beantragt. Das Unternehmen befindet sich offenbar in Verhandlungen mit seinen Geldgebern über eine Restrukturierung seiner Schulden. Die Aktie hatte im zurückliegenden Monat stark hin und hergeschwankt und unter dem Strich ein Drittel an Wert verloren.

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