Alt 12.09.12, 12:38
Standard Börsianer vor wichtigen Entscheidungen in Kauflaune
Beitrag gelesen: 474 x 

Die Finanzmärkte in Ostasien haben am Mittwoch in Optimismus gemacht. Vor den wichtigen Entscheidungen des deutschen Bundesverfassungsgerichts (BVerfG) zur Rechtmäßigkeit des Euro-Rettungsschirms ESM und der US-Notenbank zur weiteren Geldpolitik legten die Börsen der Region überwiegend deutlich zu. Vor allem mit Blick auf die US-Notenbank seien die Erwartungen gestiegen, dass eine dritte Runde der geldpolitischen Expansion ausgerufen werde, hieß es im Handel.

Rückenwind kam auch von den US-Börsen, wo der Dow-Jones-Index am Vortag auf den höchsten Stand seit rund fünf Jahren gestiegen ist. Der Euro bewegte sich im Bereich eines Dreimonatshochs zum Dollar und die Preise von Öl und Gold verteidigten ihre zuletzt erhöhten Niveaus. Das Barrel der US-Sorte WTI kostete zuletzt 97,21 Dollar, die Feinunze Gold 1.736 Dollar.

"Die Stimmung ist sehr positiv", sagte Brett McGonegal von Reorient Financial Markets in Hongkong. Er ist optimistisch, dass die Märkte auch eine eventuelle Enttäuschung bei einem der beiden anstehenden Ereignisse gut wegstecken dürften. "Wenn die Anleger erst in Kaufstimmung sind, ist das keine Eintagesgeschichte. Der Kaufhunger greift dann um sich und dürfte auch einen Schock absorbieren".

"Wir werden sehen, ob Bernanke den Märkten einen Knochen hinwirft; die Entscheidung des deutschen Gerichts wird zwar heute keine Lösung (der europäischen Probleme) bringen, aber wir bewegen uns in die richtige Richtung", kommentierte ein Teilnehmer. "Ich sehe die Chance für weitere Lockerungsmaßnahmen der Fed bei klar über 50 Prozent", sagte Marktanalyst Toshiyuki Kanayama von Monex und begründete dies mit den zuletzt schwach ausgefallenen US-Arbeitsmarktdaten.

In Erwartung einer geldpolitischen Lockerung durch die US-Notenbank am Donnerstag und einer Zustimmung des BVerfG zum ESM neigte der Dollar weiter zu Schwäche. Vor allem aber habe ihn die Warnung der Ratingagentur Moody's vor einer Herabstufung der USA belastet, sollte das Land seine Haushaltsprobleme nicht in den Griff bekommen, bemerkte Marktstratege Daisuke Uno von Sumitomo Mitsui Banking. "Jegliche Rating-Anpassung der Agentur dürfte zwar nicht vor kommendem Jahr wirksam werden, aber die US-Währung könnte zum Ende des Jahres darunter leiden", ergänzte er. Der Euro kostete mit 1,2862 Dollar so viel wie seit rund drei Monaten nicht mehr. Zum Yen bewegte sich der Dollar mit 77,81 Yen auf dem niedrigsten Niveau seit einem halben Jahr.

An den Börsen sorgten auch Aussagen des chinesischen Ministerpräsidenten Wen Jiabao für Zuversicht, wonach China imstande sei, das Wachstumsziel von 7,5 Prozent im laufenden Jahr zu erreichen. In Tokio schnellte der Nikkei-225 um 1,7 Prozent nach oben auf 8.959 Punkte. Hier halfen auch unerwartet gute Konjunkturdaten. So sind die japanischen Maschinenbauaufträge im Juli mit 4,6 Prozent zum Vormonat deutlich stärker gestiegen als mit 1,4 Prozent erwartet. In Seoul gewann der Kospi 1,6 Prozent, in Sydney ging es für das Marktbarometer um 0,8 Prozent nach oben auf ein Zweiwochenhoch.

Der Index an der Börse in Schanghai hinkte etwas hinterher, schaffte zum Ende des Handels aber zumindest noch den Dreh in die Pluszone. Hier bremsten Befürchtungen, dass die aktuelle Runde konjunkturstimulierender Maßnahmen der Regierung, die diverse Infrastrukturprojekte angestoßen hat, nicht ausreichen könnte, um die Wirtschaft wieder auf Kurs zu bringen. Anders als in früheren Zeiten fehle die Unterstützung von geldpolitischer Seite, die Impulse für die Finanzierung neuer Projekte liefern könnte, hieß es.

In der gesamten Region gehörten Aktien aus dem Rohstoffsektor zu den Favoriten, nachdem die Rohstoffpreise wie beispielsweise beim Eisenerz zuletzt wieder gestiegen sind. In Tokio legten Sumitomo Metal Mining um 2,5 und JFE Holdings um 3,9 Prozent zu, in Sydney Fortescue Metals Group um 2,9 Prozent und Rio Tinto um 1 Prozent und in Hongkong China Coal Energy und China Shenhua Energy um gut 2 Prozent.

Die Ankündigung einer zweiten Kapitalerhöhung in diesem Jahr, diesmal um 570 Millionen Dollar über die staatliche Muttergesellschaft, trieb den Kurs der in Schanghai angesiedelten Fluglinie China Eastern Airlines rund 5 Prozent nach oben.

Die Aktie von Oki Electric Industry rutschte in Tokio um 11 Prozent ab, nachdem das Unternehmen Bilanzprobleme bei einer spanischen Tochter offengelegt hatte, die einen Verlust von 30,8 Milliarden Yen nach sich ziehen.

Kontakt zum Autor: maerkte.de@dowjones.com
DJG/DJN/gos/flf

Copyright (c) 2012 Dow Jones & Company, Inc.
Für Inhalt und Rechtmäßigkeit dieses Beitrags trägt der Verfasser Dow Jones die alleinige Verantwortung. (s. Haftungshinweis)  
 Es ist 23:32 Uhr.
Top 



copyright: imagine Grafik - DTP - Webdesign - [AGB / Datenschutz]