An den ostasiatischen Aktienmärkten hat sich trotz herrschender Unsicherheit vor der möglicherweise richtungweisenden Sitzung der Europäischen Zentralbank (EZB) am Donnerstag eine positive Tendenz durchgesetzt. Die zentrale Frage, die Anleger auch in Asien umtrieb, war, ob EZB-Präsident Mario Draghi zum großen Befreiungsschlag in der Euro-Krise ausholt. Angeblich prüft die EZB den Aufkauf von Staatsanleihen mit Laufzeiten von bis zu drei Jahren. Gewinner dieser Spekulation war auch der Euro, der im Vorfeld der EZB-Entscheidung zulegte.

"Ausgedehnte, aber sterilisierte Anleihekäufe durch die EZB dürften das am ehesten akzeptierte Vorgehen für alle Beteiligten stellen. Dieses Szenario dürfte zudem am effektivsten sein, um Inflationsgefahren wirksam einzudämmen", sagte ein Händler in Tokio der dennoch eine schwächere Phase am Aktienmarkt nicht ausschließt. Die Anzeichen eines konjunkturellen Abschwungs verdichteten sich, in der Eurozone deuteten Daten aus dem Verarbeiteten Gewerbe auf eine tiefere Kontraktion hin.

Beflügelt von der Hoffnung auf Anleihekäufe durch die EZB hielt sich der Euro über der Marke von 1,26 US-Dollar. Die Gemeinschaftswährung wurde mit 1,2612 Dollar gehandelt. Steigende Inflationssorgen trieben den Goldpreis erstmals seit Mitte März wieder über die Marke von 1.700 Dollar je Feinunze. Teilnehmer sprachen überwiegend von spekulativen Käufen, die durch den starken Euro noch weiter unterstützt würden. Der gesunkene Dollar stützte indes den Ölpreis, ein Fass US-Leichtöl der Sorte WTI kletterte um 0,7 Prozent auf 96,04 US-Dollar.

Die Aktienmärkte fanden erst spät eine halbwegs einheitliche Linie und die führte nach oben. In Sydney honorierten Anleger positive Unternehmensmeldungen. Zudem erholten sich diverse Metallpreise. Der australische Leitindex S&P/ASX-200 gewann 0,8 Prozent - der größte Sprung seit Mitte August. Den Aktien von Fortescue Metals Group half das allerdings nichts, der Kurs stürzte um weitere 4,8 Prozent ab. Die Titel mussten im Zuge des Preisverfalls bei Eisenerz bereits am Vortag um 8,5 Prozent Federn lassen. Für die übrigen Sektorwerte ging es derweil bergauf: Die Anteilsscheine von Rio Tinto stiegen um 1,7 Prozent, die von BHP Billiton um 0,9 Prozent.

Eine Allianz mit Emirates Airlines verhalf der Aktie von Quantas Airways zu einem Aufschlag von 6,7 Prozent. Die Titel von Lynas Corp, einer Bergbaugesellschaft für Seltene Erden, schossen um 41 Prozent nach oben, nachdem die Gesellschaft eine befristete Lizenz in Malaysia erhalten hatte.

In Hongkong drehte der HSI um 0,3 Prozent ins Plus, auf dem chinesischen Kernland ging es für den Schanghai-Composite um 0,7 Prozent nach oben. Gesucht waren hier Werte aus dem Infrastruktursektor, nachdem chinesische Planungsstellen frische Mittel für den U-Bahnbau genehmigten. Die Titel von China Railway Erju, China Railway Construction, Shanghai Shentong Metro und CSR kletterten zwischen 2 und 8,5 Prozent.

In Tokio stagnierte der Nikkei-225 bei 8.681 Punkten. Die Aktien von Sharp gaben um 4,3 Prozent nach. Der Elektronikkonzern bietet Meldungen zufolge sein Hauptquartier in Osaka und eine Fabrik in Kameyama als Sicherheit für neue Finanzierungen an - ein ungewöhnlicher Schritt für ein japanisches Unternehmen. Die Papiere von Wettbewerber Sony verloren 0,3 Prozent und fielen auf ein neues 32-Jahrestief.

In Seoul stieg der Kospi um 0,4 Prozent. Die Titel von Samsung Electronics erholten sich um 0,6 Prozent von den herben Vortagesverlusten. Auch Automobilwerte verzeichneten leichte Gewinne, auch sie hatten am Vortag zu den klaren Verlierern gezählt.

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