Alt 14.09.12, 12:48
Standard Börsen bejubeln frische Dollar der US-Notenbank
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Die Party an der Börse geht weiter. Was die Europäische Zentralbank kann, nämlich Anleihen kaufen, kann die US-Notenbank noch besser: Sie kauft gleich auf unbestimmte Zeit Hypothekenanleihen (MBS). Die Fed wird monatlich für 40 Milliarden Dollar Hypothekenpapiere erwerben, bis sich die Situation am US-Arbeitsmarkt bessert. Zugleich wird die Nullzinspolitik bis mindestens Mitte 2015 verlängert. "QE3 zielt auf Hypothekenpapiere ab, da dies dem Häusermarkt direkter hilft als der Kauf von Staatsanleihen", kommentiert Volkswirt Christoph Balz von der Commerzbank die dritte Runde quantitativer Lockerungen (QE3). Der fehlende Limitierung unterstreiche die Entschlossenheit der US-Notenbank.

Für die Börsen bedeutet dies frisches Geld, das angelegt werden will. Der DAX steigt um 1,5 Prozent auf 7.420 Punkte und erreicht damit ein neues Jahreshoch. Der Euro-Stoxx-50 rückt um 1,9 Prozent auf 2.593 Zähler vor.

Trotz der Kursgewinne gibt es aber auch Skepsis, was die Wirksamkeit der Kaufprogramme angeht. "Die Tatsache, dass sich die Fed veranlasst sah, die quantitativen Maßnahmen erneut aufzustocken, sät leise Zweifel hinsichtlich der Effektivität", meint Balz. Die ersten beiden QE-Programme hätten jedenfalls den US-Arbeitsmarkt nicht im gewünschten Ausmaß beflügelt. Daher könnte es nach einem ersten Kursanstieg an den Aktienmärkten schon bald zu Gewinnmitnahmen kommen, zumal die Gewinne der Vorwochen schon viel vorweg genommen hätten.

Die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen bleiben trotz aller Maßnahmen gedämpft. "Wir erwarten ein anhaltend mäßiges Wachstum, wie es nach Finanzkrisen und Immobiliencrashs üblich ist", warnt Balz. Die zahlreichen US-Konjunkturdaten am Nachmittag wie Einzelhandelsumsätze, Verbraucherpreise und Industrieproduktion dürften dies belegen. "Alle haben das Zeug dazu, dem Markt eine Richtung zu geben", merkt Anleiheexperte Dirk Gojny von der National-Bank an. Von Bedeutung ist außerdem das Treffen der europäischen Finanzminister. "Die Finanzminister müssten jetzt zügig die letzten Fragen zum ESM klären, damit er arbeitsfähig wird", stellt Gojny fest.

Das Anwerfen der Notenpresse in den USA lastet auf dem Greenback. Der Euro steigt im Gegenzug auf 1.3090 Dollar und damit auf den höchsten Stand seit Anfang Mai. Allerdings drohen mittelfristig Gewinnmitnahmen im Euro. Die Maßnahmen der US-Notenbank dürften den Dollar nur kurzfristig belasten, schon bald dürfte die noch längst nicht bewältigte europäische Schuldenkrise wieder für Ernüchterung sorgen. "Der Markt hat begriffen, dass allein mit Liquidität eine Wirtschaft kaum nachhaltig in einen Boom versetzt werden kann", stellt Devisenanalyst Lutz Karpowitz von der Commerzbank fest.

Rohstoff- und Finanzwerte die Gewinner der Geldflut

Unternehmen aus dem Rohstoffsektor sind ebenso wie Banken an der Börse gesucht. "Die zeitlich unlimitierte Geldschwemme der Fed überlagert alles", sagt ein Händler. "Stützend wirkt zudem, dass viele Investoren nicht ausreichend investiert sind", meint ein weiterer Marktteilnehmer. Rohstoffpreise haben mit deutlichen Aufschlägen auf die Maßnahmen der US-Notenbank und die damit verbundenen Inflationssorgen reagiert. Der Kupferpreis zieht um 3 Prozent an, für Nickel geht es gleich um 3,2 Prozent nach oben. Der Rohstoffsektor hatte zuletzt stark unter der wirtschaftlichen Abschwächung in China gelitten. Rio-Tinto-Aktien steigen um 6,4 Prozent, während es für ArcelorMittal-Titel um 7,2 Prozent nach oben geht. Die europäischen Banken legen im Schnitt um 2,5 Prozent zu.

US-Öl steigt über 100-Dollar

Der Ölpreis für US-Leichtöl der Sorte WTI ist am Freitag erstmals seit Anfang Mai wieder über die Marke von 100 US-Dollar gesprungen. Auch die europäische Referenzsorte Brent verteuert sich deutlich und wird mit 117,85 Dollar das Barrel gehandelt. Auch hier hat die Fed-Entscheidung ihre Finger im Spiel. Die Ausweitung der US-Notenbankbilanz sorgt für eine Abwertung im Dollar, was Öl für Anleger außerhalb des Dollarraums günstiger macht und die Nachfrage erhöht. Händler verweisen auch auf die Unruhen in der arabischen Welt - einer besonders ölreichen Region. Diese schürten Versorgungsängste, heißt es im Handel. Der Sektor der europäischen Ölwerte legt um 1,8 Prozent zu.

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