Alt 12.09.12, 17:09
Standard XETRA-SCHLUSS/Karlsruhe verhilft DAX zu neuem Jahreshoch
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Das "Ja" aus Karlsruhe zum Euro-Rettungsschirm ESM hat den DAX am Mittwoch zum dritten Mal in den vergangenen vier Handelstagen auf ein neues Jahreshoch getrieben. Gegen 10.20 Uhr, also kurz nach der Urteilsverkündung des Bundesverfassungsgerichts, stieg der DAX auf 7.410 Punkte, den höchsten Stand seit vierzehn Monaten. Die Erleichterung darüber, dass Euro-Rettungsschirm und Fiskalpakt in Karlsruhe nicht baden gegangen sind, sorgte für Erleichterung, auch wenn das Gros der Marktakteure wohl mit einem solchen Urteil gerechnet haben dürfte.

Im späten Handel bröckelten die Kurse jedoch wieder ab, am Ende des Xetra-Handels stand auf dem Kurstableau ein DAX-Plus von 0,5 Prozent auf 7.344 Punkte. Der Rally der vergangenen Tage ging am Ende also etwas die Puste aus. Immerhin hat der DAX seit Donnerstag in der Spitze um fast 450 Punkte zugelegt. "Der Markt ist kurzfristig vielleicht doch etwas heiß gelaufen", sagte ein Händler.

Zumal auch an der Wall Street die Kurse nach anfänglichen Kursgewinnen wieder in Richtung Süden drehten. Am Nachmittag hat in Washington die Sitzung der Federal Reserve begonnen. Viele Händler, Analysten und Volkswirte rechnen damit, dass die Fed eine dritte Runde von Wertpapierkäufen einläutet, um so die sieche Wirtschaft auf Trab zu bringen. Da dies aber keineswegs garantiert ist, haben die Investoren eine abwartende Haltung eingenommen.

Die Karlsruher Verfassungsrichter haben grünes Licht für den europäischen Rettungsschirm ESM gegeben. Sie lehnten den Eilantrag der Kläger gegen den Euro-Rettungsschirm und den Fiskalpakt im Grundsatz ab. Das Gericht hat jedoch seine Entscheidung mit Vorgaben vor allem zu den Haftungsgrenzen verbunden. Damit kann Deutschland den ESM und den Fiskalpakt als völkerrechtliche Verträge bis zu einem endgültigen Urteil des Verfassungsgerichtes ratifizieren und dem dauerhaften Euro-Rettungsschirm unter bestimmten Auflagen beitreten.

Größter Gewinner waren nach diesem Urteilsspruch die Aktien der Commerzbank, die um 7,2 Prozent zulegten. "Nach dem Urteil des Bundesverfassungsgerichts erlebt der Bankensektor heute eine Fortsetzung der Erholung der vergangenen Wochen", sagt ein Händler. Und die Commerzbank zähle zu den Häusern, die mit Blick auf die Bilanzen große Risiken aufweise. Allianz-Aktien stiegen um 1,1 Prozent.

Ein Bericht von Bloomberg TV, dem zufolge EADS und die britische BAe Systems über eine Fusion verhandeln, ließen EADS-Aktien um 4,9 Prozent nachgeben, während BAe Systems in London mehr als zehn Prozent zulegten. Nach Börsenschluss bestätigte BAe Fusionsgespräche mit EADS. Ein Zusammenschluss beider würde aller Voraussicht nach per Aktientausch vollzogen, erläuterte ein Händler. Hierfür ermittele der Aktienmarkt die jeweils angemessene Bewertung beider Unternehmen. Und diese wiederum spreche offensichtlich für eine Höherbewertung der Aktien von BAe Systems im Verhältnis zu EADS.

Gesucht waren ferner konjunkturabhängige Aktien. BMW, VW und Infineon stiegen zwischen zwei und 2,4 Prozent. Lufthansa verteuerten sich um 1,6 Prozent und ThyssenKrupp um 1,8 Prozent. Auch bei den Nebenwerten verbuchten "Zykliker" wie Deutz, Klöckner & Co, Salzgitter und Hamburger Hafen Kursaufschläge von 3,2 bis 7,2 Prozent. Mit steigenden Chancen auf eine Lösung der Schuldenkrise in der Eurozone würden sich die Ertragsaussichten dieser konjunktursensiblen Unternehmen merklich aufhellen.

Hugo Boss litten unter Nachwehen der schockierenden Gewinnwarnung des Londoner Luxuskonzerns Burberry vom Vortag. Die Boss-Aktie gab um weitere 3,6 Prozent nach, nachdem sie am Dienstag bereits acht Prozent verloren hatte. Gute Passagierzahlen im August ließen Fraport-Aktien um 5,4 Prozent steigen.

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