Alt 12.09.12, 12:39
Standard "Ja" aus Karlsruhe treibt DAX auf Jahreshoch
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Mit Erleichterung und steigenden Aktien- und Euro-Kursen haben Europas Börsen auf die Zustimmung des Bundesverfassungsgerichts zu Euro-Rettungsschirm und Fiskalpakt reagiert. Der DAX ist auf ein neues Jahreshoch gestiegen. Der Leitindex legt um 0,9 Prozent auf 7.367 Punkte zu. Auch die Brüsseler Börse meldet ein neues Jahreshoch. Der Euro ist nach dem Urteil aus Karlsruhe auf breiter Währungsfront ein Kauf. Zum US-Dollar ist die Gemeinschaftswährung in der Spitze auf 1,2938 Dollar gestiegen, den höchsten Stand seit vier Monaten. Nun rückt mit 1,30 Dollar die nächste runde Marke für den Euro in Reichweite.

Die Karlsruher Verfassungsrichter haben grünes Licht für den europäischen Rettungsschirm ESM gegeben. Sie lehnten die Eilanträge der Kläger gegen den Euro-Rettungsschirm und den Fiskalpakt im Grundsatz ab. Das Gericht hat jedoch seine Entscheidung mit Vorgaben vor allem zu den Haftungsgrenzen verbunden. Damit kann Deutschland den ESM und den Fiskalpakt als völkerrechtliche Verträge bis zu einem endgültigen Urteil des Verfassungsgerichtes ratifizieren und dem dauerhaften Euro-Rettungsschirm unter bestimmten Auflagen beitreten.

Mit diesem Urteil wird nach Einschätzung von Börsianern ein großer Schritt in Richtung einer Entschärfung der Eurokrise getan. "Die Zustimmung zum ESM, dem permanenten Rettungsschirm für die Eurozone, ist von entscheidender Wichtigkeit", sagt Rainer Sartoris von der Bank HSBC Trinkaus. Denn ohne diese Zustimmung wären Anleihekäufe durch die Europäische Zentralbank kaum möglich gewesen.

Doch es gibt auch vorsichtige Stimmen: "Die Euro-Krise ist nicht beendet", sagt Holger Schmieding, Chefvolkswirt der Berenberg Bank. Es sei damit zu rechnen, dass die Krise immer wieder in "Wellen" an die Finanzmärkte zurückkehrt. So taxiert Schmieding die Wahrscheinlichkeit eines Austritts Griechenlands aus der Eurozone auf 30 Prozent.

Urteil lastet schwer auf Bundesanleihen

Unter starken Druck sind die Kurse von Anleihen aus den Kernländern der Eurozone geraten. "Das Urteil hat den Investoren mehr Sicherheit geliefert", sagt ein Händler. Daher würden als sicher geltende Anlagen wie Bundesanleihen verkauft. Der Bund-Future, ein rege gehandelter Terminkontrakt auf Bundesanleihen, ist auf den niedrigsten Stand seit drei Wochen gefallen. Mit dem Karlsruher Urteil im Rücken bevorzugen Investoren Anleihen aus der Eurozone-Peripherie, die weit höhere Renditen abwerfen.

Das Interesse der Märkte dürfte sich rasch von Karlsruhe nach Washington wenden. Dort beginnt am Nachmittag die zweitägige Sitzung der Federal Reserve. Viele Beobachter rechnen damit, dass die US-Notenbank angesichts der lahmen Konjunktur Hinweise auf eine dritte Runde von Wertpapierkäufen gibt. Das könnte die Börsen in den kommenden Tagen weiter nach oben treiben und den Dollar belasten. Die Terminkontrakte auf die großen US-Aktienindizes lassen Kursgewinne an der Wall Street erwarten. Dort stellt die Vorstellung des iPhone 5 durch Apple alles andere in den Schatten.

An Europas Börsen sind Finanzaktien die großen Gewinner. Der Bankensektor legt um ein Prozent zu und Versicherer im Schnitt um 1,1 Prozent. Papiere der Commerzbank und der Credit Agricole steigen um jeweils mehr als fünf Prozent. Auch die als konjunkturabhängig geltenden Automobil- und Technologie-Aktien legen überdurchschnittlich zu. BMW-Aktien verteuern sich um 2,3 Prozent und VW-Aktien um 2,8 Prozent. Infineon-Aktien steigen um drei Prozent. Auch die Aktien der besonders konjunkturabhängigen Stahlhersteller ThyssenKrupp und Salzgitter rücken um jeweils rund fünf Prozent vor.

Kurs-Rally der griechischen Banken

An der Athener Börse legen die Kurse der Banken eine Rally hin. Die Kursgewinne reichen von 10 Prozent für die Alpha Bank über 20 Prozent für die Piraeus Bank bis zu 24 Prozent für die Eurobank. Nachdem die Troika aus Internationalem Währungsfonds, EZB und EU-Kommission am Dienstag Portugal ein Jahr mehr Zeit zum Erreichen der Sparziele eingeräumt hat, spekulieren Börsianer auf Konzessionen auch für Griechenland. Profiteure wären vor allem die griechischen Banken.

Am deutschen Markt ziehen Aktien von Fraport um knapp vier Prozent an. Der Flughafenbetreiber hat im August über fünf Prozent mehr Passagiere befördert als im August vergangenen Jahres. Papiere von RWE verteuern sich um 1,0 Prozent. Der Versorger hat Beteiligungsverkäufe für 7 Milliarden Euro bis 2013 in Aussicht gestellt.

Kontakt zum Autor: benjamin.krieger@dowjoens.com

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