FRANKFURT--Die Europäische Zentralbank hat die Kurse am deutschen Aktienmarkt am Donnerstag auf den höchsten Stand seit Anfang April getrieben. Der DAX gewann 2,9 Prozent oder 203 auf 7.167 Punkte und überwand damit das Hoch der Sommerrally vom 21. August. "Die Verschnaufpause der vergangenen zwei Wochen ist beendet", sagt Petra von Kerssenbrock, Marktanalystin der Commerzbank. Sie sieht gute Chancen, dass der DAX nun auch das Jahreshoch bei 7.195 Punkten überwindet. Dann sei noch vor dem Jahresende ein Vorstoß an die 2011er Hochs zwischen 7.500 und 7.600 Punkten drin.

Genährt werden könnte die Rally davon, dass viele Marktteilnehmer von dem Kursanstieg auf dem falschen Fuß erwischt worden sind. Laut einer neuen Umfrage der Deutschen Börse zur Stimmung unter den DAX-Anlegern hatte zur Wochenmitte fast jeder zweite Befragte mit fallenden Kursen gerechnet, ein weiteres Viertel hatte sich neutral geäußert. Damit könnte ein so genannter Short Squeeze einsetzen, also eine Rally, verursacht von terminmarktorientierten Käufen derjenigen, die auf fallende Kurse gesetzt haben und nun ihre Felle davon schwimmen sehen.

Auf weiteres Potenzial deutet auch das Umsatzverhalten hin: Denn die Umsätze sind lehrbuchmäßig mit dem Ausbruch nach oben gestiegen: Umgesetzt wurden in DAX-Titeln auf Xetra rund 197 Millionen Aktien und damit fast doppelt so viel wie am Mittwoch.

Die Europäische Zentralbank will Anleihen der Krisenländer kaufen, zeitlich unlimitiert, aber auch an Bedingungen gebunden wie Hilfsgesuche an die Rettungssschirme. Von der damit einhergehenden Entspannung an den Anleihenmärkten Spaniens und Italiens profitierten die Finanzwerte, besonders die Banken. "Hier werden die Risiken aus der Euro-Krise herausgearbeitet", so Commerzbank-Analystin von Kerssenbrock. Die Aktien der Deutschen Bank gewannen 7,1 Prozent auf 29,79 Euro, die der Commerzbank 5,2 Prozent auf 1,30 Euro.

BMW stiegen um 4,0 Prozent auf 57,23 Euro. Das China-Geschäft läuft trotz der Konjunktursorgen in dem Land weiter gut, im August hat der Absatz das Niveau des gleichen Vorjahresmonats um mehr als ein Drittel übertroffen. Dagegen fielen die Aktien der Deutschen Börse gegen den festen Gesamtmarkt um 0,3 Prozent auf 40,77 Euro zurück. Die Börsen-Zeitung schreibt angesichts der niedrigen Handelsumsätze, dass die Börse "ihre verkappte Gewinnwarnung vom Juli in absehbarer Zeit umsetzen, das heißt ihre Ergebnisprognosen tatsächlich senken muss".

Der DAX selbst steht vor der größten Veränderung seit 2009. MAN und Metro scheiden aus dem Leitindex aus. Sie werden zum Börsenschluss am 21. September von Continental und Lanxess ersetzt, die bislang im MDAX enthalten waren. Die Aktie von MAN stieg mit den Automobilwerten um 2,0 Prozent, Metro gewannen 3,6 Prozent. Die Aktie des Automobilzulieferers Continental kam um 3,8 Prozent voran, für Lanxess ging es um 3,3 Prozent nach oben. Aus dem TecDAX werden Singulus und Gigaset entnommmen, darunter litten die beiden Aktien mit deutlichen Kursabschlägen zwischen gut 3 und knapp 5 Prozent. Die beiden Aufsteiger LPKF Laser und BB Biotech legten dagegen zu.

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