Alt 30.12.06, 00:22
Standard So tickt die Börse: Apple, Nabors und Research In Motion
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Zum Jahresende eilen Dow Jones und Dax nochmals zu neuen Höchstständen. Der Dax schließt auf Jahreshoch, der Dow Jones sogar auf einem Allzeithoch. Und wenn Sie sich die fundamentalen Daten anschauen, dann sollte es im neuen Jahr auch so weitergehen. Vielleicht eine kurze Verschnaufpause im Januar, aber dann erwarte ich weiterhin eine freundliche Börse.

APPLE

Ich hatte es Ihnen angekündigt: In den umsatzschwachen Handelstagen zwischen Weihnachten und Neujahr können Sie die unglaublichsten Gerüchte aufschnappen. Ganz vorne auf der Beliebtheitsskala der Gerüchteerfinder liegt Apple.

Gleich zwei neue alte Gerüchte wurden in diesen Tagen lanciert: Bei dem einen geht es um die Rückdatierung von Optionen, beim anderen um das neue Telephon von Apple.

Die Rückdatierung von Optionen für das Management wurde im Jahr 2006 insgesamt 190 Unternehmen vorgeworfen. Einige Manager mußten bereits ihren Hut nehmen, da sie erwiesenermaßen den Ausgabezeitpunkt der als Entlohnungsbestandteil übertragenen Optionen zu ihren Gunsten beeinflußt haben. Ich erwarte, daß noch einige weitere Manager werden gehen müssen.

Der Vorwurf an Apple-Gründer und Chef Steve Jobs ist nun auch schon einige Monate lang bekannt. In diesen Tagen wurde erneut eine Meldung im Zusammenhang mit diesen Vorwürfen breit getreten: Er habe sich Optionen übertragen und dazu die Unterschrift eines Aufsichtsratsmitglieds gefälscht, hieß es.

Nun, wer einmal in einem solchen Komitee saß, der weiß, wie dort mit Unterschriften und Beschlüssen umgegangen wird: Meistens versucht man im Nachhinein die geschaffenen Fakten durch entsprechende Dokumente zu legalisieren (Ihr Autor nimmt seine entsprechenden Pflichten natürlich genauer). Insofern wundert mich der nunmehr „neue" Vorwurf an Steve Jobs nicht sonderlich. Ob dieser Vorwurf ausreichen könnte, um ihn aus dem Management zu vertreiben, kann ich nicht beurteilen: Es wird offensichtlich, daß Steve Jobs aufgrund seines Erfolges insbesondere in der Musikbranche immer mehr Neider, bzw. Feinde bekommt. Und steter Tropfen höhlt den Stein, mal sehen wie lange Jobs diesen Vorwürfen noch trotzen kann.

Das zweite Gerücht ist ein noch größerer Unsinn: Schon lange brodelt die Gerüchteküche, daß sich Apple den Mobilfunkmarkt erschließen möchte. Zunächst hieß es, der Begriff „iPhone" sei von Apple bereits geschützt, anschließend mußte der Begriff „iMobile" herhalten. Beide Begriffe sind jedoch schon von einigen anderen Unternehmen genutzt und geschützt. Daraus leiten nun einige Marktbeobachter ab, daß das gesamte Mobilfunkprojekt bei Apple schlecht durchdacht sei und Apple am besten gar keinen Versuch unternehmen sollte, den Mobilfunkmarkt aufzurollen.

Ein leichtes Spiel für die Gerüchtemacher, denn erst zur nächsten MacWorld am 10. Januar wird mit Neuigkeiten zu den Mobilfunkaktivitäten Apples gerechnet und wer Apple ein bißchen kennt, der weiß, daß die entsprechenden Projekte streng geheimgehalten werden und kaum Informationen nach außen dringen. Es gibt also kaum Fakten, die diesen Gerüchten entgegen gehalten werden könnten.

Ich habe bereits in der vorigen Ausgabe des Heibel-Tickers erläutert, wer ein Interesse an solchen Gerüchten haben kann: Anleger, die in diesem Jahr verpaßt haben, Apple-Aktien zu kaufen. Für das nächste Jahr sehen die Prognosen noch immer sehr rosig aus, so daß diese Anleger nun die umsatzschwachen Tage der Börse nutzen, um mit wenig Aufwand den Kurs kräftig zu drücken. Ich habe hier die Branche der Hedgefonds besonders unter Verdacht: Dort haben sich in den vergangenen Jahren große Anlegersummen versammelt, und viele junge Hedgefondsmanager versuchen ihre Interessen mit allen Mitteln durchzusetzen. Sie haben auch das nötige Kleingeld, um die Gerüchte mit ein paar entsprechenden Transaktionen zu flankieren. Ein Hedgefondsmanager würde folgendermaßen vorgehen:

Schritt 1: Kauf von einigen Tausend Put-Optionen (Spekulieren auf fallende Kurse) im Wert von ein paar hundert Tausend US-Dollar.

Schritt 2: Telephonat mit einigen Journalisten und Börsenberichterstattern, denen er erzählt, daß eine nur ihm bekannte, zuverlässige Insider-Quelle bei Apple ihm unter dem strengsten Siegel der Verschwiegenheit von Problemen mit dem streng geheimen Mobilfunkprojekt Apples berichtet hätte.

Als Beleg für diese Probleme solle der Journalist auf die Handelsumsätze bei Put-Optionen achten, die in den vergangenen Stunden sprunghaft angestiegen seien (natürlich, denn das war ja er selbst!)

Schritt 3: In den nun folgenden Stunden / Tagen hat er ausreichend Zeit, seine Put-Optionen mit kleinen Gewinn zu verkaufen. Zusätzlich wird er den niedrigen Kurs nutzen, um ein paar Millionen in Apple-Aktien zu investieren.

Mit diesem kleinen Trick hat der Hedgefondsmanager drei Fliegen mit einer Klappe geschlagen:

1. Fliege: Durch den Gewinn mit den Put-Optionen wurde die eigene Jahresperformance etwas verbessert.

2. Fliege: Zum Jahreswechsel hat er eine große Apple-Position in seinem Bestand. Das sieht schön aus, denn Apple-Aktien haben im abgelaufenen Jahr über 10 % zugelegt. Daß er seine Position erst in den letzten Tagen eingekauft hat, fällt bei der Übersicht nicht auf.

3. Fliege: Durch das Gerücht ist der Apple-Kurs gefallen und anderen Hedgefonds, die eine dicke Apple-Position haben und dadurch auf großen Gewinne sitzen, wird somit die gute Performance ein wenig versauert.

Der Kurs von Apple ist inzwischen um 15 % gefallen. Ich rechne mit einem Kursanstieg bereits im Vorfeld der MacWorld, also bereits in den nächsten Tagen. Wer noch nicht oder nur mit einer kleinen Position investiert ist, der erhält derzeit eine schöne Gelegenheit, einzusteigen bzw. nachzukaufen.

NABORS

Was für Apple Steve Jobs ist für Nabors Eugene Isenberg. Er führt das Unternehmen seit vielen Jahren durch schlechte und durch gute Zeiten. Auch ihm wurde bereits die Rückdatierung von Optionen vorgeworfen, eine interne Untersuchung fand jedoch keine weiteren Anhaltspunkte für diesen Vorwurf. Gestern schrieb das Wall Street Journal, daß weitere Anhaltpunkte für Unregelmäßigkeiten gefunden worden wären.

Es wird weiter detailliert, daß Isenberg einen Anteil seiner Optionen mit höherem Basiskurs gegen Optionen mit niedrigerem Basiskurs getauscht habe, was nicht erlaubt ist. Dies sei über einige Jahre hinweg mehrfach passiert.

Kein Wunder also, daß der Kurs von Nabors wieder einmal auf Tauchstation ging. Aufgrund der Vorwürfe wird Nabors erneut eine interne Untersuchung durchführen. Vom Vorwurf zum Beweis ist noch ein weiter Weg. Und selbst wenn der Vorwurf sich als wahr herausstellen sollte, so ist noch lange nicht gesagt, daß dies negative Auswirkungen auf das Unternehmen haben muß. Gegebenenfalls würde Isenberg einen entsprechenden Betrag zurück überweisen, wie bereits bei einigen anderen Unternehmen mit ähnlichen Problemen geschehen, und damit wäre das Problem aus der Welt geschafft.

Das einzige, was den Kurs von Nabors aber wirklich nachhaltig beeinflusst, ist die Entwicklung des Gaspreises. Dieser ist mit 6,28 US-Dollar aufgrund des bislang überraschend milden Winters weiterhin extrem niedrig. Dennoch wird der Kurs von Nabors im Jahr 2007 nicht bei 23 Euro verharren, denn ein KGV von 6 bei einem profitablen Umsatzwachstum von 34 % ist viel zu niedrig.

Nutzen Sie auch hier die negative Presse und den dadurch zusätzlich nach unten gepeitschten Aktienkurs zum Einstieg bzw. für Nachkäufe.

RESEARCH IN MOTION

Der diesjährige Weihnachtshit war das neue Blackberry-Gerät von Research in Motion (RIMM, 129,60 USD). Da hat Palm als Innovator von handflächenkleinen PDAs (Personal Digital Assistent) sogar den technischen Spagat zum Mobilfunkgerät geschafft, da nimmt ihm ein junges Unternehmen mit einer neuen Technologie namens Blackberry die Butter vom Brot.

Reseach in Motion hat im laufenden Jahr einen Umsatz- und Gewinnzuwachs von 50 % erzielt. Für die kommenden Jahre rechnet das Unternehmen vorsichtig mit 25 % p.a. Aber mit diesen Zahlen wurden die Erwartungen der Analysten von diesem Weihnachtsgeschäft deutlich übertroffen.

Wer nun aber glaubt, daß dieses Ergebnis zu einem Kurssprung führt, der hat sich geirrt. Die Aktien haben bereits ein KGV von 52 und bei einem solchen KGV ist das Übertreffen der Prognosen quasi Pflicht. Das Ergebnis wurde vor dem vergangenen Wochenende veröffentlicht, seither ist der Kurs von 140 US-Dollar unter 130 US-Dollar gerutscht. Trader haben die erzielten Gewinne, immerhin über 100 % im laufenden Jahr, eingesackt und die Position glatt gestellt.

Der Quartalsbericht enthielt kein Haar in der Suppe und ich erwarte, daß sich der Erfolgskurs von Research in Motion im kommenden Jahr fortsetzen wird. Damit steht der Aktie vorsichtig geschätzt ein Kurspotential von 25 % zu. Wenn Blackberry jedoch zu einem Mainstream-Produkt werden sollte, dann sind wesentlich größere Kursgewinne möglich.

Wer über den Jahreswechsel spekulieren möchte, der kann sich unter 127 USD ein paar Aktien von RIMM ins Depot legen.
Für Inhalt und Rechtmäßigkeit dieses Beitrags trägt der Verfasser Stephan Heibel die alleinige Verantwortung. (s. Haftungshinweis)  
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