Alt 05.08.11, 20:06
Standard XETRA-SCHLUSS/Achttägige Baisse kostet DAX mehr als 1.100 Punkte
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FRANKFURT (Dow Jones) - Auch am letzten Handelstag einer ohnehin verlustreichen Woche gab es am deutschen Aktienmarkt erneut kein Halten. Auch überraschend gute Arbeitsmarktzahlen aus den USA konnten nicht verhindern, dass die Kurse zum achten Mal in Folge auf breiter Front wegbrachen. "Der Angst-Cocktail wird stärker. Es besteht die Gefahr, dass die Finanzmarktkrise auf die Realwirtschaft überspringt", sagte Ralf Grönemeyer von Quandt Research.

Der DAX büßte nach einem äußerst volatilen Verlauf weitere 2,8% oder 179 Punkte auf 6.236 ein - und ist somit auf den tiefsten Stand seit Ende Oktober 2010 abgerutscht. Der Leitindex ist in den vergangenen acht Sitzungen um 1.114 Zähler oder 15,5% eingebrochen. Der Ausverkauf vollzog sich bei hohen Umsätzen: In den 30 DAX-Titeln wurden 354,4 Mio Aktien im Gesamtwert von 8,15 Mrd EUR gehandelt. Am Donnerstag waren es 282,1 Mio Aktien im Wert von rund 6,43 Mrd EUR.

Die Unsicherheit der Händler und Investoren spiegelt ein Blick auf den VDAX gut wider: Der auch "Angstbarometer" genannte Volatilitätsindex sprang um fast 18% nach oben auf den höchsten Stand seit Ende Mai 2009. Damit verbunden waren gewaltige Kursausschläge nach unten wie nach oben. Bei der schwankungsfreudigen Infineon-Aktie lag zwischen dem Tagestief und dem Tageshoch eine Kursdifferenz von 17%. Am Ende schloss die Aktie kaum verändert.

Der übernervöse Handel bot reichlich Nährboden für Gerüchte. So hieß es zum Beispiel, angesichts der ausufernden Verschuldung in der Eurozone könnten nun doch Eurobonds ins Spiel gebracht werden. Dann berichteten Händler von Gerüchten, in Italien könnten so genannte Leerverkäufe von Bankenaktien verschärft werden. Und am Nachmittag kursierte das Gerücht, die Ratingagentur Standard & Poor's werde nach der Schlussglocke an Wall Street die Kreditwürdigkeit der USA abstufen.

Am Nachmittag sorgte der US-Arbeitsmarktbericht nur kurz für Erleichterung. Im Juli wurden 117.000 statt der prognostizierten 75.000 neue Stellen geschaffen - vor allem in der Privatwirtschaft. Die Zahlen für den Vormonat wurden nach oben revidiert. Zwar drehte der DAX daraufhin kurz ins Plus; die höheren Kurse wurden aber wie so oft in den vergangenen Tagen umgehend für Verkäufe genutzt. "Das zeigt, wie dringend viele Akteure ihre Positionen räumen wollen oder räumen müssen", sagte ein Händler.

Allianz zählten zu den größten Verlierern im DAX mit einem Abschlag von 4,5% auf 79,10 EUR. Bei Europas größtem Versicherer ist der Nettogewinn im zweiten Quartal wegen hoher Abschreibungen auf griechische Staatsanleihen um 7% zurückgegangen. Analysten hatten dagegen einen leichten Anstieg erwartet.

Hier und da nutzten Trader hohe Kurseinbußen auch zum Wiedereinstieg. So stiegen Commerzbank um 3,6% auf 2,25 EUR - nachdem sie von Montag bis Donnerstag um fast 20% eingebrochen waren. Ähnlich Metro, die von Montag bis Donnerstag ebenfalls um rund 20% gefallen waren und mit einem Aufschlag von 1,6% auf 32,51 EUR aus dem Freitagshandel gingen. Unter die Kursräder kamen vor allem konjunkturabhängige Titel wie BASF (-4,7%), Daimler (-4,3%), ThyssenKrupp (-3,9%) sowie VW (-4,5%).

Bei den Nebenwerten erholten sich die zuletzt arg gebeutelten Praktiker-Aktien um 5,6% auf 2,26 EUR. Papiere des Immobilieninvestors Gagfah brachen um rund 10% ein. Im TecDAX wurden die Papiere von Drillisch nach Halbjahreszahlen des Unternehmens um 9% auf 7,10 EUR abgestraft.


-Von Benjamin Krieger, Dow Jones Newswires;
+49 (0)69 - 29725219, benjamin.krieger@dowjones.com
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