Alt 13.11.12, 15:59
Standard ZEW-Index und E.ON-Debakel drücken auf die Stimmung
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FRANKFURT--Ein unerwartet schwach ausgefallener ZEW-Index und ein Kurseinbruch der E.ON-Aktie sorgen am Dienstag an den Börsen für lange Gesichter. Die trübe Stimmung wird auch nicht davon aufgehellt, dass es Griechenland gelungen ist, sich am Kapitalmarkt rund 4 Milliarden Euro an frischem Kapital zu beschaffen. Damit dürfte es dem schuldenüberfrachteten Land gelingen, die Mittel zusammenzubekommen, um am Freitag fällige Kredite über 5 Milliarden Euro zu bedienen.

Der ZEW-Index zu den Konjunkturerwartungen hat sich im November unerwartet eingetrübt. Der Index sank auf minus 15,7 von minus 11,5 im Monat zuvor. Prognostiziert wurde ein Anstieg auf minus 10. "Insgesamt ist der ZEW recht schwach ausgefallen", kommentiert Newedge. Die Stimmungsindikatoren für die Realwirtschaft wie Automobil, Chemie und Elektronik hätten sich deutlich verschlechtert. Zusammengefasst könne man sagen, dass der Bericht die zuletzt schlechten Nachrichten der deutschen Wirtschaft widerspiegele.

In den vergangenen Tagen hatten unter anderem die Industrieproduktion als auch der Auftragseingang enttäuscht. EZB-Präsident Mario Draghi hatte gewarnt, dass die Ausläufer der Schuldenkrise nun auch Deutschland erreicht hätten. Der Konjunkturpessimismus spiegelt sich in einem DAX-Minus von 0,6 Prozent auf 7.128 Punkte wider. Für den Euro-Stoxx-50 geht es um 0,1 Prozent auf 2.471 Zähler nach unten.

Der Kurs des Energieversorgers E.ON bricht um über 10 Prozent auf 14,79 Euro ein. Hinter dem Kursrutsch steht, dass das Unternehmen seinen Ausblick kassiert und angekündigt hat, dass die Dividende 2013 sinken wird. Die Prognosesenkung drückt den Kurs und zieht auch die Aktie des großen Konkurrenten RWE um 5,3 Prozent nach unten.

"Der Kurs könnte das Jahrestief wiedersehen", meint ein Händler. Im Juni war die E.ON-Aktie auf 14,05 Euro gefallen. Die Analysten von HSBC haben E.ON bereits auf "Underweight" von "Neutral" heruntergestuft. Das Haus rechnet mit einer Dividendensenkung auf 0,90 Euro. Für 2012 wird E.ON voraussichtlich 1,10 Euro Euro je Aktie ausschütten, für 2011 war es ein Euro je Aktie gewesen.

Besonders negativ wird aufgenommen, dass E.ON das Ziel eines operativen Gewinns von 11,6 bis 12,3 Milliarden Euro im kommenden Jahr aufgegeben hat. Das Geschäft in Südeuropa leidet unter der Eurokrise, und in Deutschland sind die teuren Gaskraftwerke wegen des hohen Angebots an Solarstrom zeitweise nicht ausgelastet. Für 2012 bestätigte der Energieriese den Ausblick dagegen, nachdem die Zahlen für das dritte Quartal gut ausgefallen sind.

Griechenland lastet auf der Stimmung

Europaweit sorgt die Unsicherheit um Griechenland für Kaufzurückhaltung bzw. dafür, dass die Anleger auf sichere Häfen wie den Dollar und deutsche Anleihen setzen. Griechenland bekommt von seinen europäischen Geldgebern zwei Jahre mehr Zeit zum Schuldenabbau, doch ist noch nicht klar, wie das finanziert wird. Die zusätzlichen Kosten liegen nach ersten Berechnungen bei 32,6 Milliarden Euro.

Am Devisenmarkt gab der Euro am Vormittag noch nach bis auf 1,2670 Dollar. Am Mittag versucht er aber eine Erholung und hat mit 1,2723 Dollar ein Tageshoch erreicht. Händler tun sich mit Erklärungen für die Erholung schwer, neue Nachrichten, die den Anstieg erklären könnten, gibt es nicht. Am Anleihemarkt steigen die Kurse deutscher Schuldtitel, die Rendite zehnjähriger Bundesanleihen sinkt leicht auf 1,32 Prozent. Dagegen legen die Renditen von Papieren aus den Euro-Krisenländern etwas zu.

Am deutschen Aktienmarkt ist nach E.ON die K+S-Aktie der größte Verlierer mit einem Minus von rund 5 Prozent. K+S hat den Ausblick an den unteren Rand der bisherigen Prognosen zurückgenommen. Grund ist ein schwächeres Geschäft mit Kali-Dünger. Die Analysten von Quandt Research haben ihre Kaufempfehlung zurückgezogen und die Aktien auf "Neutral" gesenkt.

Auch in der zweiten Reihe läuft die Berichtssaison weiter auf Hochtouren. Nach vergleichsweise guten Zahlen gewinnen die Aktien von Hamburger Hafen 0,7 Prozent. Im TecDAX steigt der Kurs von Nordex um 7,4 Prozent. Zwar hat sich das Unternehmen negativ zur Profitabilität im kommenden Quartal geäußert, beim Umsatz peilt Nordex aber weiter eine Bandbreite von 1 bis 1,1 Milliarden Euro an.

In London verlieren Vodafone-Aktien nach schwachen Halbjahreszahlen 4,5 Prozent auf 159 Pence. Der Umsatz ist um 1,9 Prozent gefallen - das sei der erste Umsatzrückgang seit zehn Quartalen, sagt die Societe Generale. Die alte Zielvorgabe habe auf ein Plus von ein bis vier Prozent gelautet. Die Wertminderungen in Höhe von 5,9 Milliarden Britischen Pfund verdeutlichten den anhaltenden Druck auf Südeuropa.

Kontakt zum Autor: manuel.priego-thimmel@dowjones.com

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