Alt 08.11.12, 15:53
Standard Anleger hoffen auf Erholung an Wall Street
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FRANKFURT--Nach dem Vortagesausverkauf an den Börsen hoffen die Anleger am Donnerstag auf die Wall Street. Die Angst vor der US-Fiskalklippe Ende des Jahres und negative Aussagen von Mario Draghi zur Schuldenkrise in Eurozone hatten die Stimmung am Vortag schwer belastet. Insgesamt recht positive Impulse von der Berichtssaison in Europa und eine gut aufgenommene Auktion spanischer Staatsanleihen setzen ein gewisses Gegengewicht und sorgen bis zum Mittag für eine leichte Erholung am Aktienmarkt.

"Eine durchgreifende Erholung ist aber unwahrscheinlich", sagt ein Händler. Nach dem größten Rücksetzer des Dow-Jones-Index in diesem Jahr gelte es, "die Wunden zu lecken". Der Dax steigt um 0,5 Prozent auf 7.269 Punkte und der Euro-Stoxx-50 erholt sich um 0,6 Prozent auf 2.495 Zähler.

"Nach der US-Präsidentschaftswahl wenden sich die Anleger schnell den nächsten großen Themen wie dem US-Haushaltsstreit und der Euro-Krise zu", sagt Belinda Allen, Investment-Analystin bei Colonial First State Global Asset Management. Die Anlagestrategen von Barclays haben wegen des Haushaltsstreits das Jahresendziel für den US-Index S&P-500 gesenkt. Sie erwarten nun einen Rückgang auf 1.325 Punkte, bisher hatten sie mit 1.395 Punkten zum Jahresende gerechnet, also etwa dem derzeitigen Stand.

Die Optimisten setzen dagegen auf die Notenbanken: "Wir meinen, dass es eine klare Indikation für erneute Leitzinssenkungen gibt, die vor allem aus den konjunkturellen Stimmungsindikatoren und der Verschlechterung der Kreditvergabe resultiert", sagt Jan Bottermann, Chefvolkswirt der Essener National-Bank, mit Blick auf die Sitzung der Europäischen Zentralbank (EZB). An diesem Donnerstag sei allerdings noch keine Senkung zu erwarten.

Am Devisenmarkt steht der Euro weiter unter Druck und notiert um 1,2730 zum Dollar. Die Verabschiedung des mit der Troika vereinbarten Reformpakets durch das griechische Parlament hat keine Erleichterung gebracht. Auch nach dem "Ja"-Votum hängt die Zukunft des Landes an einem seidenen Faden. Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble geht nicht mehr davon aus, dass in der kommenden Woche entschieden wird, ob das Land neue Hilfsmittel erhält.

Bei den Einzelwerten macht die Berichtssaison Kurse. Die Aktien von Siemens steigen um 3,7 Prozent auf 81,76 Euro und steuern damit den größten Teil zum Plus des Dax bei. "Bis auf den Energiebereich haben sich alle Sparten profitabler entwickelt als erwartet", meint Jasko Terzic, Analyst der DZ-Bank. Am Markt heißt es, vor allem das Industriegeschäft sehe weiter gut aus, die Aufträge seien nicht so stark wie befürchtet gefallen. Auch das Sparprogramm von rund 6 Milliarden Euro zur Steigerung der Profitabilität sei gut.

Die Aktien von HeidelbergCement steigen um 3,4 Prozent auf 43,25 Euro. Der Zementhersteller hat im dritten Quartal die Prognosen der Analysten übertroffen. Auch im Vergleich mit dem schweizerischen Wettbewerber Holcim hat HeidelbergCement laut Händlern besser abgeschnitten.

Die Zahlen der Deutschen Telekom stoßen ebenfalls auf ein positives Echo. Der freie Barmittelfluss ist im dritten Quartal entgegen den Erwartungen deutlich gestiegen, auf etwa 2,3 Milliarden Euro. Das stützt die Hoffnung, dass die Telekom auch künftig hohe Dividenden ausschütten wird. Der Kurs gewinnt 0,2 Prozent auf 8,50 Euro.

Unter Druck stehen nach den Quartalszahlen dagegen die Aktien von adidas, die 2,6 Prozent verlieren. "Der Markt schaut ausschließlich auf den Umsatzeinbruch bei Reebok in den USA", sagt ein Händler. Hier hätten wohl einige Marktteilnehmer auf eine Besserung gehofft. Demgegenüber sei die Nachricht über den fortlaufenden Margenanstieg untergegangen. Nach Zahlen verlieren Deutsche-Post-Aktien 0,9 Prozent auf 14,93 Euro. Das Briefgeschäft hat sich schwach entwickelt.

In Europa schließt sich Swiss Re nahtlos an die guten Zahlen der deutschen Wettbewerber Munich Re und Hannover Rück an. Der überraschend hohe Gewinn und eine exzellente Kapitalausstattung des Rückversicherers dürften in eine Sonderdividende münden. Das treibt den Aktienkurs um knapp 2 Prozent nach oben. Auch die französische Societe Generale hat laut Marktteilnehmern gute Zahlen vorgelegt, der Kurs steigt um knapp 1 Prozent.

Kontakt zum Autor: manuel.priego-thimmel@dowjones.com
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