Alt 07.11.12, 17:00
Standard XETRA-SCHLUSS/Draghi überschattet Obama-Sieg
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FRANKFURT--Der Mittwoch hätte so ein schöner Tag am deutschen Aktienmarkt werden können. Nach einem anfänglichen Kurssprung nach dem Wahlsieg von Barack Obama bei den US-Präsidentschaftswahlen machte Mario Draghi mit Aussagen zur Eurozone den Börsen einen Strich durch die Rechnung. Nach Einschätzung des EZB-Präsidenten haben die Ausläufer der Schuldenkrise nun Deutschland erreicht. Das sind keine guten Nachrichten, gilt doch Deutschland unter Anlegern als der wichtigste Stabilisator in Europa.

Der DAX verlor 2 Prozent oder 145 auf 7.232 Punkte und schloss damit sehr schwach. Im Handel hieß es zu Draghi, dass die Aussagen nach den sehr schwachen Daten zur deutschen Industrieproduktion und zum Auftragseingang per se nicht überraschend seien. Beide Datensätze blieben deutlich unter den Erwartungen und deuten auf eine Rezession in Deutschland hin. "Es macht aber einen Unterschied, wer so etwas sagt", meinte ein Händler. Die EZB und die Fed seien nun einmal mit großem Abstand die wichtigsten Akteure an den Finanzmärkten.

Der Obama-Sieg sorgte zunächst für gute Stimmung an den Börsen. Positiv quittierten die Investoren vor allem das eindeutige Ergebnis der Präsidentschaftswahlen. Vor allem wurde eine Situation wie im Jahr 2000 vermieden. Damals hatte erst Wochen nach der Wahl der Oberste Gerichtshof den Sieg von Bush über Gore festgestellt. Einige Beobachter sehen nun die Chance auf eine Jahresendrally an den Börsen.

Skeptische Stimmen verweisen dagegen auf das Patt im US-Kongress. Nach der Wahlentscheidung rückt nun mit der Fiskalklippe der nächste potenzielle politische Stolperstein in den Blick, nachdem die Republikaner weiter das Repräsentantenhaus und die Demokraten den Senat kontrollieren. Allerdings gehen die Demokraten mit dem klaren Wahlausgang und Stimmenzuwächsen im Senat gestärkt in die Verhandlungen.

Sollten beide Seiten sich nicht einigen, würden zum Jahresbeginn 2013 automatisch die US-Staatsausgaben gekürzt und die Steuern erhöht in einem Umfang, der fünf Prozent der jährlichen US-Wirtschaftsleistung entspricht. "Dies könnte die US-Wirtschaft in eine erneute Rezession stürzen", warnt Holger Schmieding, Chefvolkswirt der Berenberg Bank. Schmieding erwartet aber, dass sich beide Seiten noch unmittelbar vor dem Jahresende auf einen Kompromiss einigen.

Weitere Impulse kamen von der Berichtssaison. Die Aktien von Munich Re hielten sich in dem schwierigen Umfeld sehr gut und verloren nach Zahlen lediglich 0,2 Prozent auf 127,35 Euro. Vor allem die erhöhte Prognose und die gleichzeitige Aussicht auf eine Dividendenerhöhung sorgten für kräftige Nachfrage in dem Papier. Im allgemeinen wurden Finanzwerte abverkauft. Allianz-Titel verloren 2,1 Prozent auf 94,32 Euro, für Deutsche-Bank-Papiere ging es gleich um 4,4 Prozent auf 34,38 Euro nach unten.

Versorgertitel wurden ebenfalls weiter verkauft. Die Anleger befürchten, dass die Gewinne die Unternehmen unter der Schuldenkrise weiter leiden werden. E.ON-Titel verloren 2,8 Prozent auf 16,79 Euro, für RWE-Aktien ging es 2,8 Prozent auf 34,17 Euro nach unten. Die Infineon-Aktie gab gleich um 4,8 Prozent auf 5,40 Euro nach. Die Anleger machten Kasse nach der jüngsten Kurserholung. Gegen den Trend legten BMW-Aktien 0,6 Prozent auf 64,42 Euro zu.

In der zweiten Reihe des deutschen Aktienmarktes stieg der Kurs von Hochtief um 3,1 Prozent auf 39,76 Euro. Der Baukonzern hat im dritten Quartal die Verluste aus dem ersten Halbjahr aufgeholt. Nach einer Gewinnwarnung verloren die Papiere von Rhön-Klinikum 5 Prozent auf 14,53 Euro. Die Aktien von freenet wurden nach guten Zahlen 6,4 Prozent auf 13,51 Euro fester gehandelt. Positiv habe sich vor allem der höhere Umsatzanteil im Geschäft mit Dienstleistungen ausgewirkt, meinte DZ-Bank-Analyst Karsten Oblinger.

Die Titel von Klöckner & Co stiegen um 3,2 Prozent auf 7,88 Euro. Zwar lagen die Gewinnkennziffern unter den Prognosen. Nach den Gewinnwarnungen anderer Stahltitel hatte das aber nicht mehr überrascht.

Kontakt zum Autor: manuel.priego-thimmel@dowjones.com

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