FRANKFURT--Die Aufwärtsbewegung an Europas Börsen ist bis Mittwochmittag ins Stocken geraten. Die Anleger warten nun darauf, wie die Wall Street auf die Wiederwahl von Barack Obama reagiert. Für Erleichterung sorgt, dass eine Situation wie im Jahr 2000 vermieden wurde. Damals hatte erst der Oberste Gerichtshof den Sieg von Bush über Gore festgestellt. Der Dax steigt um 0,4 Prozent auf 7.410 Punkte, auch der Euro-Stoxx zieht um ein halbes Prozent an.

Der Euro reagiert mit Aufschlägen gegen den Dollar, kommt aber von den Tageshochs um 1,2870 Dollar wieder zurück. "Der Dollar leidet darunter, dass die Demokraten zu einer lockeren Geldpolitik neigen", meint Stan Shamu, Aktienstratege von IG Markets. Der Markt wartet derweil auf die Abstimmung im griechischen Parlament über das mit der Troika ausgehandelte Sparpaket. Eine Zustimmung ist notwendig, damit die nächste Hilfstranche an das Land ausgezahlt werden kann. Sonst droht dem Land die Pleite.

Auf der Aktienseite verbessern sich nun die Chancen, dass der Markt die Konsolidierung der vergangenen Wochen beendet und zu einer Jahresendrally übergeht. "Der Dow Jones folgt bisher dem Pfad eines Präsidentenwahljahres", meinen die Marktanalysten von Barclays. Skeptische Stimmen verweisen dagegen auf das Patt im US-Kongress.

Nach der Wahlentscheidung rücke nun mit der "Fiskalklippe" der nächste potenzielle politische Stolperstein in den Blick, nachdem die Republikaner das Repräsentantenhaus und die Demokraten den Senat für sich gesichert hätten. Allerdings gehen die Demokraten mit dem klaren Wahlausgang und Stimmenzuwächsen im Senat gestärkt in die Verhandlungen.

Sollten beide Seiten sich nicht einigen, würden unmittelbar zum Jahresbeginn 2013 automatisch die US-Staatsausgaben gekürzt und die Steuern erhöht in einem Umfang, der fünf Prozent der jährlichen US-Wirtschaftsleistung entspricht. "Dies könnte die US-Wirtschaft in eine erneute Rezession stürzen", warnt Holger Schmieding, Chefvolkswirt der Berenberg Bank. Schmieding erwartet aber, dass sich beide Seiten noch unmittelbar vor dem Jahresende auf einen Kompromiss einigen.

Weitere Impulse kommen auch von der Berichtssaison. Die Aktien von Munich Re gewinnen gut 2,7 Prozent. Damit steigen sie erstmals seit zehn Jahren auf 130 Euro. Vor allem die erhöhte Prognose und die gleichzeitige Aussicht auf eine Dividendenerhöhung sorgen laut Händlern für kräftige Käufe in der Aktie.

Positiv beurteilt werden auch die Zahlen der Bank BNP. "BNP-Paribas hat belegt, dass sie gegenwärtig die beste französische Bank ist", sagt ein Händler. Der Nettogewinn liege mit 1,3 Milliarden Euro um rund 30 Prozent über der Konsensschätzung von Analysten. Positiv sei vor allem, dass die Bank im Privatkundengeschäft ein Wachstum von 5,3 Prozent erreicht habe. Der Kurs gewinnt 4,8 Prozent.

Auch die Zahlen von ING kommen gut an, das Versicherungsgeschäft hat entgegen den Erwartungen einen Gewinn ausgewiesen. Der Kurs steigt um 1,5 Prozent. Telefonica-Aktien legen nach ihrem Quartalsbericht um knapp ein Prozent zu. Der Konzern kommt beim Schuldenabbau voran.

In der zweiten Reihe des deutschen Aktienmarkts steigt der Kurs von Hochtief um mehr als 6 Prozent. Der Baukonzern hat im dritten Quartal die Verluste aus dem ersten Halbjahr aufgeholt. Die Aktien von freenet werden nach guten Zahlen 5 Prozent fester gehandelt. Positiv habe sich vor allem der höhere Umsatzanteil im Geschäft mit Dienstleistungen ausgewirkt, meint DZ-Bank-Analyst Karsten Oblinger.

Die Titel von Klöckner & Co steigen um 3,8 Prozent. Zwar liegen die Gewinnkennziffern unter den Prognosen. Nach den Gewinnwarnungen anderer Stahltitel hat das aber nicht mehr überrascht. Kuka-Papiere legen nach Geschäftsausweis des Unternehmens ebenfalls zu, und zwar um 1,9 Prozent.

Kontakt zum Autor: manuel.priego-thimmel@dowjones.com

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