FRANKFURT (Dow Jones) - Die sich mit Papademos in Griechenland und Monti in Italien abzeichnenden Expertenregierungen sorgen am Freitagmorgen unter den Börsianern für Entspannung und lassen den deutschen Aktienmarkt sehr fest in den Wochenausklang starten. Bis 9.50 Uhr steigt der DAX um 1,5% oder 88 auf 5.956 Punkte und notiert damit auf Tageshoch.

In der zweiten Reihe rückt der MDAX um 1,7% oder 152 auf 8.997 Punkte vor, der TecDAX legt um 1,7% oder 11 auf 694 Punkte zu. Wie im "Risiko-an-Modus" mittlerweile üblich, sind im frühen Geschäft vor allem Zykliker und Finanzwerte gesucht: Commerzbank steigen um 2,2% auf 1,56 EUR, Infineon ziehen um 1,7% auf 6,63 EUR an.

Auch im weiteren Tagesverlauf dürften die Refinanzierungsprobleme der Länder in der Peripherie des Euroraums die Märkte im Griff behalten. Unter dem Druck der Kapitalmärkte will Italien die von der EU verlangten Reformen deutlich beschleunigen. Die Fraktionschefs von Regierung und Opposition verständigten sich darauf, das Stabilitätsgesetz und entsprechende Ergänzungen schon bis Samstag durch Senat und Abgeordnetenhaus zu bringen.

Aus den USA wird am Nachmittag das Ergebnis der ersten Umfrage der Uni Michigan zur Stimmung der Verbraucher im November erwartet. Volkswirte rechnen mit einem Anstieg des Index auf 62,0 von 60,9 Punkten. "Bisherige Stimmungstests [...] fielen gemischt aus. Eines war allen aber gemein: das sehr niedrige Niveau", sagt allerdings Ralf Umlauf von der Landesbank Hessen-Thüringen.

Vor diesem Hintergrund erwartet er, dass auch das Michigan-Sentiment in einem Bereich liegen wird, der weiter vergleichbar ist mit der tiefen Rezession 2008/09. "Die Konsensschätzung eines leichten Anstiegs halten wir überdies für zu ambitioniert. Selbst ein leichter Rückgang sollte nicht überraschen."

Unter den Einzelwerten stehen Allianz im Fokus des Anlegerinteresses, die um 3% auf 74,39 EUR zulegen. Im dritten Quartal stürzte der Nettogewinn des weltgrößten Versicherers zwar wegen hoher Abschreibungen auf Aktien und Griechenland-Anleihen sowie einer deutlich erhöhten Steuerquote um 85% auf 196 Mio EUR ab. Operativ sei das Ergebnis aber einen Hauch besser als erwartet ausgefallen, heißt es von den Analysten der Societe Generale. So habe sich die Marge im Lebensversicherungsgeschäft leicht verbessert und die Vermögensverwaltung habe sich als widerstandsfähig erwiesen.

Für Salzgitter geht es um 2,5% auf 39,28 EUR nach oben. Der Stahlkocher schließt sich dem größer werdenden Konjunkturpessimismus nicht an. Die Stimmung verschlechtere sich momentan mehr als die Lage, teilte das Unternehmen bei Vorlage der Neunmonatszahlen mit. Angesichts der "verhalteneren, aber immer noch auskömmlichen Nachfrage" bestätigte Salzgitter das Jahresziel eines Vorsteuergewinns von rund 200 Mio EUR.

SMA Solar steigen um 7,2% auf 48,70 EUR. Der Solarzulieferer hat im Sommer etwas stärker unter dem Preiskampf im Markt gelitten als gedacht, und lediglich einen Gewinn von 75 Mio EUR eingefahren. Analysten hatten mit 81 Mio EUR gerechnet. Die Erwartungen seien zwar leicht unterboten worden, wichtiger sei jedoch die bestätigte Prognose, erklärt ein Händler. "Damit gehört SMA Solar zu den wenigen Solarwerten, die keine Gewinn- oder Umsatzwarnung herausgegeben haben."

Rational ziehen um 2,2% auf glatt 157 EUR an, die Analysten der UBS haben ihre Einstufung der Aktie nach "soliden" Zahlen für das dritte Quartal auf "Buy" von "Hold" angehoben. IVG Immobilien springen nach einer vorzeitigen Verlängerung von Krediten um 15% auf 3,56 EUR nach oben.

DJG/jej/ros

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