Alt 09.11.11, 12:26
Standard XETRA-MITTAG/DAX verliert 3% - Angst vor Italiens Finanzen
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FRANKFURT (Dow Jones) - Mit einem kräftigen Kurseinbruch reagieren deutsche Aktien auf massive Verkäufe in italienischen Anleihen. Der angekündigte Rücktritt von Premier Berlusconi konnte nur einen kurzen Freudensprung am Morgen auslösen. Die Sorge um Italiens langfristige Finanzierbarkeit hat überhand gewonnen. Der Euro ist vom Tageshoch am Morgen um mehr als zwei volle Cents eingebrochen und notiert unter 1,3650 USD. Der DAX fällt bis 12.45 Uhr MEZ um 3% oder 176 auf 5.787 Punkte.

Der europaweite Kurseinbruch an den Aktienmärkten ging erneut vom italienischen Rentenmarkt aus. Dort zeigte sich das Mißtrauen in Italiens Willen zur Haushaltskonsolidierung in kräftigen Verkäufen. Die Renditen auf italienische Anleihen sprangen so deutlich an, dass die EZB erneut am italienischen Anleihemarkt mit Käufen aktiv werden musste. Die Rendite für 10-jährige Anleihen hat in der Zwischenzeit die Schwelle von 7% weit überschritten. Die wichtige Anleihe mit Laufzeit September 2021 mit einem Kupon von 4,75% notiere nun mit 7,4%, heißt es im Handel. Gegenüber deutschen Anleihen mussten zeitweise über 5 Prozentpunkte (500 Bp) mehr Zinsen gezahlt werden.

Händler spekulieren mittlerweile auf demnächst folgende Not-Sitzungen der EU. "Die langfristige Finanzierbarkeit Italiens ist bei solchen Zinsen nicht mehr gewährleistet", sagt ein Händler. Da sich das Land im nächsten Jahr kräftig refinanzieren müsse, könne bereits der Budgetentwurf für 2012 Makulatur sein. Er sei noch mit den alten Finanzierungskosten gerechnet worden.

Nach Griechenland ist damit Italien in die Rolle des Impulsgebers für die Aktienbörsen getreten. Der Unterschied besteht jedoch darin, dass es sich bei Italien um den drittgrößten Schuldner der Welt handelt.

Die Einzelwerte mit ihren Quartalszahlen können sich nur selten gegen den Abverkauf durchsetzen. Deutsche Post legen um 3,1% zu auf 11,02 EUR nach sehr starken Zahlen. Nils Machemehl, Analyst der BHF Bank, sagt dazu: "Besonders das Briefgeschäft hat sich überraschend gut entwickelt". Daneben habe aber vermutlich auch der Wegfall so genannter E-Investments dazu beigetragen, also von Investitionen in den Aufbau des Geschäfts mit E-Mail-Briefen, die von der Post zugestellt werden.

Die Zahlen des Versorgers E.ON werden als "unspektakulär" eingestuft. Die Aktien fallen mit dem Markt 2,5% auf 16,15 EUR. Die Zahlen selbst bewegten sich am oberen Ende der Erwartungen, der Ausblick sei bestätigt worden genau wie die Dividendenerwartung von 1 EUR für das Jahr 2011. Positiv wertet ein anderer Teilnehmer, dass nach den Verwerfungen um die Brennelementesteuer nun offenbar wieder Ruhe in den Konzern einziehe.

Nicht überzeugen konnte dagegen Henkel. "Das EBIT liegt klar unter den Erwartungen, und auch der Umsatz hat die Prognosen nicht erfüllt", so ein Analyst zu den Ergebnissen des Unternehmens. Die EBIT-Marge von 13,4% liege unter den Prognosen von 13,7%, die Gewinnschätzungen für Henkel könnten damit leicht sinken. Die Aktie stellt mit einem Abschlag von 6,2% auf 40,88 EUR den größten Verlierer im DAX.

Auch aus dem MDAX gibt es eine Reihe von Unternehmenszahlen. Die Aktie des Roboter- und Anlagenbauer Kuka steigt um 2,1% auf 14,10 EUR. "Die Kennziffern liegen alle mehr oder minder deutlich über den Erwartungen", so ein Teilnehmer. Hervorgehoben wird zudem der gestiegene Auftragseingang.

Der Duft- und Aromenhersteller Symrise hat nach Einschätzung von Analystin Yasmin Moschitz von der Commerzbank beim Umsatz leicht enttäuscht. Dies sei allerdings nicht unerwartet gekommen. Erfreulich seien dagegen die Aussagen zur EBITDA-Marge, die Symrise bei 20,1% hat halten können. Die Aktie legt um 3,6% auf 18,28 EUR zu.

Von guten Zahlen bei Hannover Rück spricht Philipp Häßler, Analyst von equinet. Die Schaden-Kosten-Quote sei besser als erwartet ausgefallen, und auch das Kapitalanlageergebnis habe die Erwartungen übertroffen. Die Aktie des Rückversicherers gibt 1,7% nach auf 36,13 EUR.

Klöckner & Co brechen um 7,2% auf 9,49 EUR ein. Wie erwartet sei das Zahlenwerk von der schwachen Stahlnachfrage geprägt, heißt es. Auch im vierten Quartal könnte es schwierig werden. Das Unternehmen geht nicht mehr davon aus, dass die EBITDA-Zielmarge von 6% im kommenden Jahr erreicht wird. Immerhin, Klöckner & Co erwartet 2012 wieder eine steigende Nachfrage in Amerika.

DJG/mod/ros

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