Alt 07.11.11, 20:13
Standard XETRA-SCHLUSS/Leichter - Drillisch brechen über 40% ein
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FRANKFURT (Dow Jones) - Der deutsche Aktienmarkt hat am Montag nach einer Achterbahnfahrt ziemlich genau in der Mitte der Tagesspanne geschlossen. Damit setzte sich das nervöse Geschäft der Vorwoche fort. Nachdem die Lage Griechenlands sich etwas beruhigt hatte, war mit Italien der nächste Brandherd der europäischen Schuldenkrise aufgeflammt. Spekulationen über einen baldigen Rücktritt von Ministerpräsident Silvio Berlusconi sorgten im Tagesverlauf für Kurskapriolen. Die geplante Bildung einer Übergangsregierung in Griechenland rückte dadurch in den Hintergrund und entlastete die Märkte kaum.

Am Dienstag steht in Italien die erneute Abstimmung des Abgeordnetenhauses über den Rechenschaftsbericht zum Haushalt 2010 auf dem Programm. Dieses Votum ist die Voraussetzung für die Abstimmung über das Budget 2012, eine Mehrheit für Ministerpräsident Silvio Berlusconi gilt als nicht sicher. Riskoaufschläge für italienische Staatsanleihen waren zu Wochenbeginn auf neue Rekordwerte gestiegen. Die Renditen erreichten ein Niveau, das bereits Griechenland, Irland und Portugal das Genick gebrochen hatte. Der DAX verlor 0,6% oder 37 auf 5.929 Punkte, nachdem er im Tagesverlauf um fast 200 Punkt geschwankt hatte. Umgesetzt wurden an DAX-Titeln auf Xetra rund 157,6 (Freitag: 199,0) Mio Aktien im Wert von rund 3,18 (Freitag: 3,6) Mrd EUR.

Kaum Eindruck hinterließ die enttäuschend ausgefallene deutsche Produktion. Sie sank im September um 2,7% gegenüber dem Vormonat. Ökonomen hatten lediglich einen Rückgang um 0,9% erwartet. Allerdings hatte bereits der überraschend starke Auftragsrückgang auf eine nicht berauschende Entwicklung hingedeutet.

Mit Blick auf die Einzelwerte zählten Bayer zu den wenigen Gewinnern. Die US-Gesundheitsbehörde FDA hatte den Gerinnungshemmer "Xarelto" zur Prävention von Schlaganfällen bei Patienten mit Vorhofflimmern zugelassen. Die Zulassung stelle insofern eine Überraschung dar, als Beobachter mit einer Verzögerung oder der Entscheidung für eine nur eingeschränkte Anwendung gerechnet hätten, meinten Analysten. Bayer kletterten um 2,5% auf 46,03 EUR und führten damit das DAX-Tableau an. Merck KGaA litten dagegen an Umschichtungen zugunsten der Titel von Bayer, nachdem sie sich in den Vorwochen deutlich erholt hatten. Mit minus 4,1% auf 69,87 EUR waren Merck schwächster DAX-Wert.

Metro verbilligten sich um 2,1% auf 34,89 EUR. Der Einzelhandel im Euroraum hatte sich im September schwächer entwickelt als erwartet. Laut Statistikbehörde Eurostat sanken die Umsätze um 0,7% gegenüber dem Vormonat. Volkswirte hatten nur mit einem Rückgang um 0,1% gerechnet. Im MDAX dominierten ebenfalls die Abgaben - mit Ausnahme von Axel Springer. Sie schossen um 11,5% auf 34,05 EUR empor und reagierten damit auf wesentlich besser als erwartet ausgefallene Geschäftszahlen. Der Konzern habe von der starken Umsatz- und Margenentwicklung im Bereich Digital, aber auch von einer Stabilisierung im traditionellen Zeitungsgeschäft profitiert, meinte eine Analystin. Die Umwandlung von einem traditionellen Print- hin zu einem multimedialen Konzern mit starken digitalen Inhalten schreite erfolgreich voran.

Weniger erfolgreich schreitet die Kooperation von Deutscher Telekom (minus 0,8% auf 8,94 EUR) und Drillisch voran - sie wurde beendet. Dies war jedoch nicht der Anlass für den Einbruch von 40,3% auf 5,00 EUR, den die Drillisch-Aktie verbuchte. Entscheidend war vielmehr der Vorwurf des Betrugs im Zusammenhang mit Mobilfunkverträgen. Die Telekom erstattete deswegen Strafanzeige und fordert Provisionen in einstelliger Millionen-Euro-Höhe zurück. Drillisch wies den Vorwurf indes "entschieden" zurück. Dagegen setzte die Aktie von Q-Cells ihren mysteriösen Höhenflug fort und zog um weitere 12,4% auf 1,31 EUR an. Seit Anfang Oktober hat sich der Kurs mehr als verdoppelt.

DJG/mif/flf

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