Alt 04.11.11, 21:15
Standard XETRA-SCHLUSS/Wachstumseintrübung und Eurokrise belasten den DAX
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FRANKFURT (Dow Jones) - Die Eintrübung des wirtschaftlichen Umfeldes und die vor sich hin schwelende Eurokrise haben dem deutschen Aktienmarkt am Freitag deutliche Verluste beschert. Die Sparzwänge einiger Euroländer würgen die Konjunktur ab. Damit wird eine Spirale in Gang gesetzt, die die wirtschaftliche Lage im Euroraum eintrübt. Ein Gegenmittel wurde auf dem Treffen der 20 führenden Industrie- und Schwellenländer in Cannes nicht gefunden. Marktteilnehmer bemängelten vielmehr, dass keine konkreten Maßnahmen beschlossen wurden.

Mit der Vertrauensfrage des griechischen Ministerpräsidenten Papandreou steht ein wichtiges Ereignis zudem noch aus. Damit ist zunächst ungewiss, wer die Hellenen in den noch zu führenden Rettungsgesprächen vertreten wird. Mit der zunehmenden Verunsicherung der Investoren gab der DAX um 2,7% oder 167 Punkte auf 5.966,16 nach. Umgesetzt wurden in DAX-Titeln auf Xetra rund 199,0 (Vortag: 237,5) Mio Aktien im Wert von rund 3,60 (Vortag: 5,07) Mrd EUR. Der Euro sank auf rund 1,3750 USD, nachdem er am Mittag noch bei 1,3850 USD notiert hatte. Das Gold tendierte kaum verändert bei 1.750 USD.

Unter Abgabedruck geriet der deutsche Aktienmarkt am Freitagmittag mit einem schwachen Auftragseingang per September. Die Daten machten sichtbar, wo die Nachfrage wegbricht. Der Einbruch der Bestellungen aus dem Euroraum hat den Auftragseingang der deutschen Industrie weitaus deutlicher als erwartet sinken lassen. Mit dem dritten Rückgang in Folge hat sich bereits ein Trend herausgebildet. Damit deutet sich an, dass das Winterhalbjahr für die deutsche Wirtschaft schwierig wird.

Am späten Abend stellt Ministerpräsident Giorgos Papandreou dem Athener Parlament die Vertrauensfrage. Der Ausgang der Abstimmung ist offen. Bereits am Donnerstag wurde kolportiert, dass Papandreou seinen Rücktritt einreichen könnte, um Platz für eine Regierung der "Nationalen Einheit " zu machen, die der ehemalige EZB-Vizepräsident Lucas Papademos führen könnte.

Die Staatsschuldenkrise im Euroland hat tiefe Spuren in den Quartalszahlen der Commerzbank hinterlassen. Stärker als von Analysten erwartet ist die Bank im dritten Quartal ins Minus gerutscht. Beim operativen Ergebnis schrieb das Frankfurter Institut mit minus 855 Mio EUR tiefrote Zahlen. Analysten hatten lediglich ein Minus von 658 Mio EUR befürchtet. Abschreibungen auf das Griechenland-Engagement belasteten dabei mit 798 Mio EUR.

"Das schlechte Marktumfeld hat das Kreditinstitut belastet und es wird schwierig bleiben", sagt Analyst Olaf Kayser von der Landesbank Baden-Württemberg. Es passe ins Bild, dass die Bank das für 2012 in Aussicht gestellte Ziel eines operativen Gewinns von 4 Mrd EUR zeitlich nach hinten verschoben habe. Commerzbank gaben um 6,3% auf 1,64 EUR nach und stellten den Tagesverlierer im DAX.

Lufthansa verloren 3,1% auf 10,07 EUR. Am Morgen wurde offiziell bestätigt, dass die Fluggesellschaft und International Consolidated Airlines Group (IAG) eine Grundsatzvereinbarung über den Verkauf von British Midland an IAG abgeschlossen haben. "Der Markt spielt den Verkauf schon seit mehreren Tagen und nimmt die Gewinne mit", so ein Händler. Von einer Verlangsamung des Wirtschaftswachstums sind die Versorger betroffen, RWE gaben um 5,7% nach und E.ON um 4,5%.

Im MDAX, der 0,6% auf 9.076 Punkte einbüßte, stachen Rheinmetall mit einem Plus von 5,8% positiv hervor. "Die Wachstumsstory ist unverändert intakt und das Unternehmen gut aufgestellt", hieß es aus dem Handel. Langfristig orientierte Investoren nutzten das Kursniveau, Bestände aufzubauen.

Q-Cells aus dem TecDAX haussierten weiter und legten um 27,4% auf 1,17 EUR zu. Im Handel wird darüber spekuliert, dass die Aufschläge möglicherweise im Zusammenhang mit den laufenden Verhandlungen bezüglich einer Schuldenrestrukturierung mit den Gläubigern stünden. "Die Aktie ist ein reines Zockerpapier", stuft ein anderer Marktteilnehmer die Bewegung der vergangenen Tage ein. Aixtron legten mit einer kräftigen Sektor-Erholung um 12,2% auf 12,07 EUR zu.

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