Alt 20.11.12, 09:01
Standard Bonitätsabstufung Frankreichs belastet kaum
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Der Verlust des Top-Ratings Frankreichs hat an den ostasiatischen Finanzmärkten am Dienstag nur eine untergeordnete Rolle gespielt. Stattdessen wurden die guten Vorgaben der Wall Street stärker thematisiert, wo die Indizes nach ermutigenden Daten aus dem US-Immobiliensektor deutlich höher geschlossen hatten. Am Devisenmarkt zeigte sich der Euro mit zuletzt rund 1,28 Dollar wieder erholt. Nach der Frankreich-Abstufung durch die Rating-Agentur Moody's war die Gemeinschaftswährung von knapp 1,2820 auf rund 1,2780 Dollar abgerutscht.

Moody's Investors Service hatte nach Börsenschluss in den USA die Bonitätsbestnote Frankreichs "AAA" auf "AA1" gesenkt und dies damit begründet, dass das französische Wirtschaftswachstum gefährdet sei. Zudem seien die fiskalischen Aussichten des Landes ungewiss. "Die Abstufung kam nicht aus dem Nichts", kommentiert Tim Waterer von CMC Markets in Sydney. "Vielleicht hätte sie mehr Aufmerksamkeit hervorgerufen, wenn es derzeit nicht so viele andere wichtige Ereignisse gäbe". Dass die Reaktion nicht stärker ausfiel dürfte auch daran gelegen haben, dass bereits Anfang des Jahres die Ratingagentur Standard & Poor's (S&P) Frankreich die Bestnote entzogen hatte.

Im Mittelpunkt des Geschehens stehe weiter Europa, wo die Euro-Finanzminister über weitere Hilfe für Griechenland entschieden, hieß es im Handel. Daneben gelte das Hauptaugenmerk der Fiskalklippe in den USA und hier habe es zuletzt tendenziell positive Signale gegeben, dass diese umschifft werden könne. Schließlich sorgten auch die jüngsten überraschend besser als erwartet ausgefallenen Date vom US-Immobilienmarkt für Zuversicht und drängten die Frankreich-Thematik in den Hintergrund.

Die Börsen in Ostasien zeigten sich uneinheitlich. In Japan kam es nach der dreitägigen Rally zu Gewinnmitnahmen, die aber leicht ausfielen. Der Nikkei-Index verlor 0,1 Prozent auf 9.143 Punkte. Positive Zahlen von Unternehmen wie Tokio Marine Holdings konnten den Index nicht ins Plus heben. Die Aktie gewann 3,3 Prozent. Die Nintendo-Aktie verlor fast 4 Prozent, obwohl der Video-Spiele-Hersteller einen guten Start seiner neuen Spielkonsole Wii U mitgeteilt hatte. Teilnehmer erklärten die negative Kursreaktion damit, dass dies zuvor schon eingepreist worden sei.

In Schanghai und Hongkong sorgte weiter die Zurückhaltung vieler Akteure vor den am Donnerstag anstehenden Einkaufsmanager-Indizes zum Verarbeitenden Gewerbe für Zurückhaltung. In Schanghai gab das Marktbarometer um 0,4 Prozent nach, der Hang-Seng in Hongkong beendete nach einem Ausverkauf im späten Handelsverlauf den Handelstag mit 0,2 Prozent im Minus.

In Südkorea legte der Kospi mit 0,6 Prozent aufgrund von anhaltenden Schnäppchenkäufen den zweiten Tag in Folge zu. Die Aktien des Technologieriesens Samsung Electronics verteuerten sich um 2,4 Prozent. Gegen den Trend verloren Automobilwerte. Kia Motors verbilligten sich etwa um 2,3 Prozent.

Der australische S&P/ASX 200 ging ebenfalls mit einem Aufschlag von 0,6 Prozent aus dem Handelstag. Am stärksten zeigten sich Rohstofftitel wie BHP Billiton, Rio Tinto, Fortescue Metals und Origin Energy, die zwischen 1,1 und 4,2 Prozent zulegten. Sehr positiv für die Minen- und Stahlwerte werteten Händler China-Aussagen von Rio Tinto. Der CEO erklärte, man sehe eine steigende Nachfrage nach den eigenen Produkten.

In Singapur wwar die Aktie des Rohstoffhändlers Olam zwischenzeitlich vom Handel ausgesetzt nach Vorwürfen bezüglich der Bilanzierungspraktiken. Nach Wiederaufnahme verlor das Papier bis zu 11 Prozent. Am Ende des Tages stand ein Minus von 6 Prozent zu Buche. In Hongkong gab die Aktie des Versicherer Ping An um 1,2 Prozent nach, belastet von den Plänen des Großaktionärs HSBC, seinen 15,6 Prozent-Anteil zu verkaufen.

"Das Makro-Bild insgesamt ist ziemlich ok, würde ich sagen. Ich schätze aber, dass in den kommenden Monaten weniger das makroökonomische Bild die Kurse bewegen wird als vielmehr die Lage der Unternehmen", sagte David Gaud vom Portfolio-Manager Edmond de Rothschild Asset Management in Hongkong. "Hier brauchen wir weitere Verbesserungen, um die jüngste Entwicklung an den Märkten zu stabilisieren", so Gaud weiter.

Am Devisenmarkt zeigt sich der Euro von der Frankreich-Herabstufung insgesamt wenig bewegt. Weiter fest zeigte sich der Dollar zum Yen, obgleich die japanische Notenbank nach einem Doppelschlag in den Vormonaten bei ihrer geldpolitischen Lockerung eine Pause eingelegt hat. Die Währungshüter stimmten einstimmig dafür, das Anleihekaufprogramm bei 1,16 Billionen US-Dollar zu belassen und vorerst nicht weiter aufzustocken. Den Leitzins hielten die Notenbanker wie erwartet bei nahe Null.

Derzeit wird die Geldpolitik der Notenbank aber überlagert von der Ankündigung des mutmaßlichen neuen Ministerpräsidenten Abe, den Druck auf die Bank of Japan zu erhöhen, ihre expansive Geldpolitik deutlich auszuweiten. Der Dollar ging mit 81,17 Yen um, nachdem er am späten Vorabend bei rund 81,40 Dollar gelegen hatte.

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