Alt 01.03.13, 12:28
Standard Konjunkturdaten und US-Sparautomatismus belasten
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Abwärts geht es am Freitag mit den Kursen an den europäischen Börsen und auch mit dem Euro. Getrübt wird die Stimmung von wenig inspirierenden Konjunkturdaten aus Europa. Die Einkaufsmanagerindizes sind im Februar auf ihren niedrigen Niveaus verharrt. Zwar sei es in der zweiten Lesung zu einer leichten Aufwärtsrevision gekommen, übergeordnet sei das Bild einer stagnierenden Nachfrage aber intakt, heißt es bei den Experten von Newedge. Nach den Daten sei weiter davon auszugehen, dass die Wirtschaft in der Eurozone im vierten Quartal erneut schrumpfen wird, wenn auch weniger stark als im vierten Quartal letzten Jahres. "Die Rezession in der Peripherie der Eurozone ist alles andere als vorbei", so das Fazit.

In Großbritannien ist der entsprechende Index sogar deutlich gesunken. Mit 47,9 Punkten nach 50,5 im Januar rutschte der Index sogar unter die Expansionsschwelle. Volkswirte hatten einen Wert von 51,0 erwartet. Der Euro-Stoxx-50 verliert am Mittag 1,3 Prozent auf 2.598 Punkte. Für den DAX geht es um ein Prozent auf 7.668 zurück.

Öl ins Feuer fallender Aktien bedeutet zudem die gering ausgefallene Rückzahlung von Mitteln aus den Dreijahrestendern der EZB durch die Geschäftsbanken. Die Banken wollen lediglich 12,5 Milliarden Euro aus den zwei Dreijahrestendern zurückzahlen. "Angesichts des Wahlausgangs in Italien und der damit verbundenen Unsicherheiten ist die geringe Rückzahlung keine Überraschung", meint Annalisa Piazza von Newedge. Momentan hielten die Banken lieber überreichlich Liquidität vor, um für eine längere Rezession und instabile Finanzmärkte gewappnet zu sein.

Für Kaufzurückhaltung sorgen auch die automatisch in Kraft tretenden Haushaltskürzungen in den USA. Am Vorabend war ein letzter Versuch im US-Senat gescheitert, eine Lösung zu finden. Aber auch die Sorge, dass die Wachstumslokomotive China nicht rund läuft, bremst. In China ist der Einkaufsmanagerindex wider Erwarten leicht gesunken, liegt aber immer noch im Expansionsbereich. Die Analysten der Societe Generale betonen aber, dass der Index durch Saisoneffekte wie die Neujahrsfeiern negativ belastet wurde. "Letztlich kann man festhalten, dass die wirtschaftliche Erholung andauert, wenngleich es sich nur um eine moderate handelt", sagt Analystin Wei Yao.

Für Italien zeichnet sich unterdessen noch keine politische Lösung ab. Der Chef des Mitte-Links-Bündnisses, Pier Luigi Bersani, hat eine große Koalition mit dem Mitte-Rechts-Bündnis des früheren Premiers Silvio Berlusconi ausgeschlossen. Der Euro regiert verschnupft und verliert gegenüber dem Dollar an Boden auf nur noch 1,3004.

"Die Finanzmärkte erhöhen den Druck auf Italien", sagt ein Händler. Sowohl der schwache italienische Einkaufsmanagerindex im Februar als auch der überraschend starke Anstieg der Arbeitslosigkeit im Januar erhöhten den Druck auf die Parteien des Landes zu einer raschen Einigung, um die sich immer mehr zuspitzenden Probleme der Verschuldung bei gleichzeitiger Wirtschaftsschwäche anzugehen. Der Aktienmarkt in Mailand ist einem Minus von rund 2 Prozent den größten Verlierer in Europa. Gleichzeitig stiegen die Renditen spanischer Zehnjahresanleihen um 6 Basispunkte auf 4,78 Prozent. Auf der anderen Seite sind deutsche Bundesanleihen gesucht. Hier sinkt die Rendite auf 1,41 Prozent.

Am Aktienmarkt stehen die Papiere der Banken unter Druck, der Sektor verliert 2,5 Prozent. Besonders hart trifft es die Aktien der Deutschen Bank, die um 5 Prozent einbrechen. Zum einen belastet, dass die US-Notenbank die Kapitalanforderungen für ausländische Banken erhöhen könnte. "Diese Erwartung wird von der Begründung von Goldman Sachs für die Abstufung der Deutschen Bank gestützt", sagt ein Händler. Die Analysten haben die Aktie auf "Verkaufen" heruntergestuft.

Aber auch aus Italien steht der Deutschen Bank Ärger ins Haus. Die Krisenbank Monte dei Paschi di Siena geht gerichtlich gegen den deutschen Branchenprimus vor. Grund seien Verluste aus Derivategeschäften.

Nach unten geht es auch für die Aktie von ThyssenKrupp, die um 3 Prozent nachgibt. Das Unternehmen hat offenbar sechs verbindliche Angebote für die zwei zum Verkauf stehenden Werke in Übersee erhalten. Dabei zeichnet sich jedoch ab, dass der Stahl- und Industriegigant weniger als die erhofften 3,9 Milliarden Euro bekommt, mit denen die beiden Werke in Brasilien und dem US-Bundesstaat Alabama noch in den Büchern stehen.

Auf der Gewinnerseite stehen RWE, die um 1,5 Prozent zulegen, nachdem die Citigroup die Aktie von "Sell" auf "Neutral" erhöht hat. Die Hochstufung begründet die Citigroup mit dem überzeugenden Konzern-Management. Unter dem Strich bevorzugt die Citigroup die RWE-Aktien gegenüber den Papieren des Wettbewerbers E.ON, da man bei den Wachstumszielen des Konzerns Bedenken habe. Die Aktien von E.ON verlieren 1,3 Prozent.

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