Alt 26.02.13, 13:48
Standard Hängepartie in Rom belastet Europas Börsen
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Die Angst ist zurückgekehrt an Europas Finanzmärkte. Nach der Parlamentswahl ohne klaren Sieger droht in Italien ein politisches Chaos. Anleger verabschieden sich folglich aus risikoreichen Assets wie Aktien. Der Euro-Stoxx-50 rutscht um 2,7 Prozent ab auf 2.579 Punkte. Für den DAX geht es um 1,9 Prozent auf 7.625 Zähler nach unten. Die Börse in Mailand bricht um fast fünf Prozent ein, der Leitindex in Madrid fällt um drei Prozent zurück.

Das Mitte-Links-Bündnis von Pier Luigi Bersani hat zwar im Abgeordnetenhaus gewonnen, konnte sich aber im gleichberechtigten Senat nicht durchsetzen. Hier verbuchte das Mitte-Rechts-Bündnis von Silvio Berlusconi die Mehrheit. Damit drohen Neuwahlen und zumindest bis dahin eine Phase politischer Unsicherheit nicht nur in Italien sondern auch in Europa.

Auch die Kurse an den Anleihemärkten der Eurozone-Peripherie fallen. Bondinvestoren verkaufen die Papiere bzw. verlangen bei einem Kauf deutlich höhere Zinsen. Die Renditen zehnjähriger italienischer Staatsanleihen steigen um 29 Basispunkte auf 4,76 Prozent. Bei einer Auktion von Staatspapieren mit sechs Monaten Laufzeit musste Italien am Vormittag bereits einen deutlich höheren Zins zahlen als noch Ende Januar.

Für die Rendite spanischen zehnjähriger Anleihen geht es etwas weniger rasant nach oben, sie steigt um elf Basispunkte auf 5,26 Prozent. Bundesanleihen sind dagegen wie schon am Vortag gefragt. Hier fällt die Zehnjahresrendite um acht Punkte auf 1,48 Prozent. Der drohende Reformstau in Italien weckt Sorgen vor einem Wiederaufleben der Schuldenkrise und lässt die Anleger nach sicheren Häfen wie eben deutschen Staatsanleihen suchen.

Aussicht auf Neuwahlen blockiert die Börsen

Laut Barclays ist der Wahlausgang aus Sicht der Märkte gleich doppelt enttäuschend: Erstens sei es Bersani nicht gelungen, eine Regierung zu bilden. Und zweitens hätten die Anti-Reformparteien überraschend gut abgeschnitten. Beides deute auf Neuwahlen hin. "Wir gehen davon aus, dass riskante Assets unter Druck bleiben werden, bis mehr Klarheit herrscht, wie es in Italien weitergeht", lautet die Prognose der britischen Bank.

Leidtragender des Wahlausgangs in Italien ist auch der Euro. Er büßte am Montag zum US-Doller vom Tageshoch fast drei US-Cent ein und drohte erstmals seit Jahresanfang unter 1,30 zu rutschen. Im frühen europäischen Devisenhandel fand der Euro bei 1,3018 Dollar sein Tief und konnte sich seitdem ein klein wenig erholen.

Wichtig für die Finanzmärkte wird neben der Entwicklung in Italien am Nachmittag die Rede von US-Notenbankchef Ben Bernanke vor dem Bankenausschuss des Senats. Einige Mitglieder der US-Notenbank hatten sich zuletzt überraschend kritisch zur eigenen Geldpolitik geäußert und die Risiken des billigen Geldes betont. Marktakteure rechnen damit, dass Bernanke sehr viel moderatere Töne anschlagen wird. Ob dies jedoch angesichts der Lage in Italien ausreichen wird, um die Börsen zu beruhigen, ist fraglich.

Italiens Bankenaktien brechen ein

An der Börse geraten italienische Bankenaktien unter die Räder. Die Analysten der Citigroup prognostizieren, dass sich die politische Unsicherheit negativ auf den Bankensektor auswirken wird. Das liege am hohem Engagement der Banken in Staatsanleihen und anderen Vermögenswerten. Für die Aktien von Intesa-SanPaolo geht es um zehn Prozent nach unten, UniCredit-Papiere geben um 8,7 Prozent nach und Generali-Titel um 6,4 Prozent. Der Bankensektor der Eurozone verliert mehr als fünf Prozent.

Angesichts dieser Hiobsbotschaften treten die Geschäftszahlen von Unternehmen in den Hintergrund. BASF hat zwar im vergangenen Jahr mehr umgesetzt und verdient, als Analysten erwartet hatten. Die Aktie kann jedoch als ein sehr konjunkturabhängiges Investment dem allgemeinen Ausverkauf an den Börsen nicht entrinnen und verliert 2,8 Prozent.

Von einem "starken vierten Quartal" spricht die DZ-Bank mit Blick auf die Geschäftszahlen des Gesundheitskonzerns Fresenius. Die Aktie verteuert sich um 3,4 Prozent. Auch die Papiere der Fresenius-Tochter FMC gewinnen 1,5 Prozent hinzu, nachdem der Dialyse-Dienstleister die Dividende erhöht hat.

In Paris halten sich die Papiere des Medien- und Telekomkonzerns Vivendi mit leichten Kursabgaben noch recht gut. Der Gewinn der Franzosen lag im vierten Quartal über den Erwartungen. Der britische Tabakriese Imperial Tobacco will unterdessen die Dividende mittelfristig um zehn Prozent per annum erhöhen, was der Aktie in dem schwachen Markt immerhin zu einem stabilen Kurs verhilft.

Kontakt zum Autor: benjamin.krieger@dowjones.com

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