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FRANKFURT (Dow Jones) - Leichter nach nervösem Geschäft ist der deutsche Aktienmarkt am Dienstag aus dem Handel gegangen. Der DAX gab um 0,6% oder 36 auf 5.869 Punkte nach. Anfängliche Kursgewinne schmolzen schnell zusammen, als negative Kommentare über die Verschuldung Großbritanniens bekannt wurden. Dank erholter US-Börsen konnte sich der DAX jedoch von den Tagestiefs lösen. Umgesetzt wurden in DAX-Titeln auf Xetra rund 162,8 (Vortag: 117,3) Mio Aktien im Wert von rund 4,78 (Vortag: 3,23) Mrd EUR.
Eine deutlich gestiegene Risikoscheu unter den Anlegern war am Vormittag zu erkennen, nachdem sich die Rating-Agentur Fitch in einem Bericht sehr besorgt über die hohe öffentliche Verschuldung in Großbritannien geäußert hat. Die Verschuldungsquote sei in keinem anderen Land mit der Bonitätsnote "AAA" seit 2008 so rasch gestiegen wie in Großbritannien und sei "enorm". Die Rückführung des Defizits müsse wesentlicher rascher erfolgen als in dem im April vorgelegten Haushaltsentwurf bisher vorgesehen ist. Keine Auswirkung, außer auf die Versorger-Aktien, hatte das Sparpaket der Bundesregierung. Verlierer dürften Händleren zufolge die Bürger sein, die weniger Geld zum Konsumieren in ihren Taschen hätten. Dies werde zu einem "Vakuum" bei der Kaufbereitschaft sorgen, die ausbleibende Nachfrage die zukünftigen Umsätze der Unternehmen belasten. Kurzfristige Impulse für den Markt habe das Paket aber nicht. Technische Analysten sehen den DAX unterstützt um 5.810 Punkte. Versorger litten stark unter dem Sparpaket; verstärkt wurde dies durch negative Kommentare von Goldman Sachs und UBS. "Wir rechnen damit, dass die Ankündigung der Bundesregierung in den kommenden Tagen auf den Aktien lastet", prognostizierte die UBS mit Blick auf die Steuerpläne der Bundesregierung. Das am Vortag auf den Weg gebrachte Sparpaket sieht vor, dass die Besteuerung der Kernenergie "aus ökologischen und ökonomischen Gründen" jährlich 2,3 Mrd EUR an zusätzlichen Einnahmen für den Bundeshaushalt generieren werde. Negativ ist aus Sicht von Goldman Sachs vor allem, dass bereits ab 2011 für die Steuer Kapital abfließe. Dies sei quasi eine Vorauszahlung auf die angestrebte Laufzeitverlängerung für Kernkraftwerke, die aber noch immer nicht sicher sei. E.ON verloren daraufhin 3,6% auf 23,45 EUR und RWE 2,9% auf 56,26 EUR. Lufthansa fielen um 2,2% auf 10,52 EUR. "Die Luftverkehrsabgabe wird nur in Deutschland eingeführt und ist damit ein klarer Wettbewerbsnachteil für die Branche in Deutschland", kommentierte Frank Skodzik von der Commerzbank. "Die Spielräume, die Abgabe an die Passagiere weiterzureichen, sind sehr eng", meinte ein Händler. Entsprechend groß dürfte der Druck auf die Margen sein. Munich Re gaben indes nur 0,2% auf 100,65 EUR nach. Die Erhöhung der geschätzten Belastung durch das Beben in Chile wurde gut weggesteckt. Der Rückversicherer hatte am Morgen mitgeteilt, dass die Belastungen aus dem Erdbeben mit einer Schadenssumme von 1 Mrd USD um 300 Mio USD höher ausfallen werden als bisher kommuniziert. Es werde zwar schwieriger, das Gewinnziel zu erreichen, es sei aber noch erreichbar, sagte ein Sprecher der Munich Re. Eine hohe Bewertung der britischen Chloride-Aktie durch das Übernahmeangebot der schweizerischen ABB stützte auch die Siemens-Aktie. Das britische Unternehmen ist wie Siemens in der Produktion von Generatoren und Stromversorgern aktiv. "Die Bewertung dieses Geschäftsfeldes bei Siemens wird nun nach oben angepasst", sagte ein Händler. Die Analysten von Goldman Sachs haben zudem das Kurziel für Siemens deutlich auf 115 EUR von 95 EUR angehoben. Siemens legten gegen den Trend um 0,8% auf 72,55 EUR zu. Als "kurzfristig negativ" für die Metro wurde der Zuschlag für Karstadt an den Investor Nicolas Berggruen gewertet. "Die Wahrscheinlichkeit, dass sich Berggruen von den gutlaufenden Filialen trennt, ist denkbar gering", meinte ein Händler. Die von der Metro favorisierte Zusammenführung von Kaufhof und Karstadt sei folglich zumindest auf kurze Sicht unwahrscheinlich. Metro-Aktien verloren 0,9% auf 41,84 EUR. BilfingerBerger im MDAX verloren 1,1% auf 44,65 EUR. Dennoch fiel die Reaktion auf die Details zum Börsengang der australischen Tochter des Konzerns positiv aus. "Möglicherweise liegt der erwartete Nettozufluss von 780 Mio AUD etwas unter den Prognosen, das könnte den einen oder anderen, der auf eine höhere Bewertung gesetzt hat, etwas enttäuschen. Aber dass der Börsengang in dem schwierigen Marktumfeld durchgezogen wird, ist mittelfristig sicher kursstützend für Bilfinger Berger", sagte ein Händler. EADS stiegen um 0,5% auf 16,20 EUR. "Der Markt reagiert kaum auf die viel besseren Ordereingänge", sagte ein Händler. Man sei zwar gewöhnt, dass rund um die ILA in Berlin Auftragseingänge verkündet werden, jedoch lägen diese weit über Erwartung. So habe die französische Tageszeitung "Le Figaro" zum Beispiel am Wochenende vermeldet, Emirates Airlines wolle auf der ILA zehn A380 für rund 3,2 Mrd USD bestellen. Tatsächlich berichteten Airbus aber am Mittag von einem Orderumfang von 11,5 Mrd USD für 32 Maschinen. Deutliche Verluste von 6,4% auf 11,25 EUR gab es bei ProSieben. Der Bundesgerichtshof hatte das Fusionsverbot mit Springer bestätigt. Im TecDAX erholten sich Dialog Semiconductor um 3,5% auf 8,62 EUR. DJG/mod/raz Copyright (c) 2010 Dow Jones & Company, Inc. | ||
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