Alt 27.03.13, 12:23
Standard "Raus aus der Eurozone" lautet das Börsenmotto
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"Raus aus der Eurozone" könnte am Mittwoch das Motto von Investoren lauten. Die Furcht vor dem großen Run auf die Banken in Zypern, die politische Hängepartie in Italien und triste Konjunkturzahlen aus der Eurozone lasten schwer auf den Aktienmärkten und drücken auch den Euro zum US-Dollar auf immer neue Tiefstände. Die Gemeinschaftswährung ist erstmals seit vier Monaten unter 1,28 Dollar gefallen. Der DAX büßt 1,3 Prozent auf 7.775 Punkte ein und handelt auf dem niedrigsten Stand seit drei Wochen.

In Zypern sollen vermögende Kontoinhaber bis zu 40 Prozent ihrer Bankeinlagen verlieren, Großkunden könnten sogar 80 Prozent ihres Geldes verlieren. Die Banken des Landes sollen am Donnerstag wieder öffnen. In Italien ist der Versuch von Pier Luigi Bersani von der Demokratischen Partei gescheitert, eine Regierung zu bilden. Eine Auktion italienischer Anleihen ist daraufhin mau verlaufen, die Risikoprämien auf italienischer Staatspapiere sind kräftig gestiegen. Die Mailänder Börse verliert 1,8 Prozent.

Und schließlich hat sich auch die Stimmung in der Wirtschaft der Eurozone im März noch stärker eingetrübt als Ökonomen befürchtet hatten. Diese Gemengelage lastet vor allem auf den Aktien der Eurozone: Der Euro-Stoxx-50 verliert mit 1,9 Prozent deutlich mehr als sein Pendant Stoxx-50, der lediglich um 0,9 Prozent nachgibt und in dem auch britische und schweizerische Schwergewichte enthalten sind. Deren Kurse halten sich vergleichsweise gut.

Verkauft werden vor allem Bankenaktien der Eurozone, sie büßen im Schnitt drei Prozent ein. Die Kursverluste reichen von 2,3 Prozent für die Aktien der spanischen BBVA über 2,7 Prozent der italienischen UniCredit bis zu 4 Prozent bei der Deutschen Bank. Papiere britischer Geldhäuser wie Barclays, Royal Bank of Scotland oder HSBC halten sich dagegen deutlich besser, was auch für schweizerische Bankenwerte wie UBS und Credit Suisse gilt.

Auch die Kurse von Versicherern sind unter starken Druck geraten. Hinter der Deutschen Bank sind die Aktien der Allianz mit einem Minus von 3,1 Prozent der zweitgrößte Verlierer im DAX. Da hilft es der Aktie auch nicht, dass Analysten den Kauf des türkischen Versicherers Yapi Kredi Sigorta für 684 Millionen Euro begrüßen, weil die Allianz damit auf einen Wachstumsmarkt setzt.

Der Euro, der nach Aussage von Händlern gegenwärtig eine hohe Korrelation mit den Bankenaktien der Eurozone aufweist, ist erstmals seit dem 21. November zum Dollar unter 1,28 gerutscht und hat die Kursverluste sukzessive ausgeweitet. "Nun droht der Rückfall auf das Tief von Mitte November bei 1,2660 Dollar", sagt ein Währungshändler.

Doch Experten sprechen nicht nur von einer Schwäche des Euro, sondern gleichzeitig von einer Stärke des Dollar: "Auch von fundamentaler Seite spricht vieles für den Dollar: Belebungstendenzen der US-Wirtschaft auf breiter Front, (...) Wiederbelebung am Arbeitsmarkt und der Immobilienmarkt als Wachstumstreiber", heißt es von der Metzler Bank.

Die Risikoaversion der Anleger lässt diese nach Bundesanleihen greifen. Die Rendite zehnjähriger Bundespapiere ist auf 1,28 Prozent und damit auf den niedrigsten Stand seit August gefallen. Sie ist nur noch knapp von einem Allzeittief entfernt. Für Deutschland wird das Schuldenmachen also immer billiger.

Ein Kursdesaster erlebt die Aktie des Immobilienverwalters IVG. Die schwache Konjunktur in der Eurozone und die Verunsicherung durch die Eurokrise hat das Unternehmen in finanzielle Probleme gebracht. Die Aktie bricht um fast 40 Prozent ein, nachdem sie in den vergangenen drei Wochen bereits um 44 Prozent abgesackt war.

Papiere von SMA Solar verbilligen sich um 8,7 Prozent. Umsatz, Gewinn und Dividende 2012 haben enttäuscht und auch die Aussichten für 2013 sind düster. Nach immerhin noch schwarzen Zahlen im vergangenen Jahr schließt SMA Solar in diesem Jahr einen Verlust nicht aus.

Viel Schatten also an den Börsen, aber auch ein wenig Licht: Aktien des britischen Reisekonzerns TUI Travel sind nach überraschend guten Buchungen für das wichtige Sommergeschäft auf ein Allzeithoch gestiegen. Die Aktie legt in London um drei Prozent zu.

Kontakt zum Autor: benjamin.krieger@dowjones.com

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