Alt 25.03.13, 11:35
Standard Last-Minute-Rettung Zyperns beflügelt Aktien
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Weiter kräftig im Plus zeigen sich Europas Märkte nach der Last-Minute-Rettung Zyperns. Auf den Kurstableaus der Börsen in Frankfurt, Paris, Mailand und Madrid sind fast ausschließlich Kursgewinner zu sehen. Lediglich die Versorger-Aktien sind als defensive Titel nicht gesucht und notieren leicht im Minus. Der DAX baut sein Plus auf 1,3 Prozent aus und steigt auf 8.013 Punkte. Der Euro-Stoxx-50 rückt um 1,5 Prozent auf 2.721 Zähler vor. Der Euro ist nach einem kurzen Sprung auf 1,3050 Dollar am Morgen wieder auf knapp 1,30 Dollar zurückgefallen.

Zyperns Regierung hat sich in der Nacht zum Montag mit den internationalen Gläubigern auf einen Rettungspakt geeinigt. Damit ist die Zukunft des hochverschuldeten Inselstaates in der Eurozone nach einer Woche des Bangens vorerst gesichert. Die Regierung erhält internationale Finanzhilfen von zehn Milliarden Euro. Im Gegenzug muss die zweitgrößte Bank des Landes, die Cyprus Popular Bank - auch Laiki-Bank genannt - komplett schließen; Kunden mit Sparguthaben von mehr als 100.000 Euro müssen heftige Verluste schultern.

"Diesen Kompromiss hätte man auch schon letzte Woche aushandeln und so für weniger Unruhe sorgen können. Ob ein Run auf die Banken in Zypern jetzt ausbleibt, ist erst einmal abzuwarten", sagt Dirk Gojny von der National-Bank in Essen. Die Banken Zyperns sind am Montag noch geschlossen.

Der Euro konnte nur kurz von der Einigung auf ein Hilfsprogramm für Zypern profitieren. Zwar stieg die Gemeinschaftswährung am Morgen auf 1,3049 US-Dollar und somit auf den höchsten Stand seit einer Woche. Anschließend gab sie aber die Gewinne großteils wieder ab und ist auf 1,2998 Dollar zurückgefallen. Auch zu anderen Währungen wie Yen, Pfund Sterling und Schweizer Franken kann der Euro die Kursaufschläge nicht halten.

"Die überwiegende Mehrzahl der Marktteilnehmer hatte bereits im Vorfeld auf eine Lösung gesetzt", lautet die Erklärung von Lutz Karpowitz von der Commerzbank für die verhaltene Reaktion des Euro. Zudem zeige der Fall Zypern, dass Rettungsmaßnahmen in Europa für in Schieflage geratene Staaten immer komplexer würden.

Dazu passt auch Die Entwicklung am Rentenmarkt, wo Anleger nicht gerade in Depression verfallen. Zwar haben Bundesanleihen im frühen Handel nachgegeben. Anschließend haben sich die Kurse von Bundespapieren jedoch wieder etwas erholt. Keine Spur also von einem Ausverkauf sicherer Anlagen, nur weil Zypern gerettet ist. Denn das nächste Sorgenkind steht schon vor der Tür: "Nach Zypern werden die Marktteilnehmer wahrscheinlich schnell nach Italien schauen. Dort gibt es bisher keine zählbaren Fortschritte bei der Regierungsbildung", sagt Dirk Gojny.

Beim Goldpreis ist keine Flucht von Anlegern aus sicheren Häfen zu beobachten. Der Preis für eine Feinunze des Edelmetalls liegt nahezu unbewegt bei 1.608 US-Dollar.

An den Aktienmärkten profitieren vor allem die Titel von Banken von der Einigung für Zypern. Im Schnitt verteuern sich die Papiere der Großbanken der Eurozone um 1,4 Prozent. Vor allem Frankreichs Institute wie Credit Agricole und BNP Paribas profitieren deutlich und legen bis zu 3 Prozent zu. Italienische Banken wie Unicredit verharren allerdings angesichts der eigenen Landesprobleme nur knapp im grünen Bereich. Deutsche Bank legen 1,6 Prozent zu.

Auch konjunktursensible Aktien steigen, wie so oft in Phasen zunehmender Risikofreude. Dazu zählen beispielsweise der Automobilsektor und die Baubranche, die um 1,3 bzw. 1,1 Prozent steigen. Im DAX führen Lufthansa mit 2,5 Prozent auf 16,06 Euro die Gewinnerliste an.

Schwäche zeigen dagegen die Aktien großer europäischer Strom- und Gasversorger. Hier lastet eine Studie der Investmentbank J.P. Morgan auf den Kursen. Die Analysten warnen vor allem vor den regulatorischen Eingriffen in das Geschäft der Versorger in Spanien. Aktien von Endesa geben daraufhin 2 Prozent nach, Iberdrola um 0,4 Prozent. Im Dax liegen E.ON und RWE bis zu 0,3 Prozent unten. Der Sektor ist mit minus 0,2 Prozent Minus die einzige Branche im roten Bereich.

Vodafone springen um 3,1 Prozent auf 189,20 Pence, nachdem die Sunday Times berichtet, dass Vodafone sich aus dem Joint-Venture mit Verizon zurückziehen könnte. Ein Ausstieg aus dem US-Markt könnte dem größten europäischen Mobilfunkanbieter rund 135 Milliarden Dollar in die Kasse spülen. Sollte der Deal bereits im Sommer über die Bühne gehen, sei dies ein halbes Jahr früher als von Investoren und Analysten erwartet.

Im TecDAX springen Gigaset um fast 8 Prozent auf 1,09 Euro. Der Schnurlostelefon-Hersteller rechnet nach einem Verlust 2012 im laufenden Jahr wieder mit einem Betriebsgewinn. "2012 war das Jahr, in dem wir aufgeräumt haben, sagte Vorstandsvorsitzender Charles Fränkl der Süddeutschen Zeitung. Aixtron steigen um 4,5 Prozent auf 10,91 Euro. Hier hat Exane BNP Paribas die Aktie mit "Outperform" gestartet und sieht ein Kursziel von 14,50 Euro.

DJG/mod/raz

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