Alt 21.03.13, 11:56
Standard Dunkle Konjunkturwolken überschatten Europas Börsen
Beitrag gelesen: 273 x 

Bricht die Stimmung ein, dann fallen auch die Kurse. In Deutschland und Frankreich, den beiden mit Abstand größten Volkswirtschaften der Eurozone, sind im März die Einkäufer in Unternehmen in einen regelrechten Blues verfallen. Umfragen unter ihnen offenbaren stark rezessive Tendenzen. Dax, Euro-Stoxx-50 und Euro gehen daraufhin auf Talfahrt. Der deutsche Aktienindex verliert 0,9 Prozent auf 7.934 Punkte, der Euro-Stoxx-50 fällt um 0,8 Prozent auf 2.687 Zähler. In Paris geben die Aktienkurse am stärksten nach. Die französischen Einkaufsmanager-Indizes haben sich von einem ohnehin bereits niedrigen Niveau nochmals verschlechtert.

Für Zurückhaltung an den Finanzmärkten sorgt derweil die noch immer ungelöste Bankenkrise Zyperns. "Die brüchige Situation auf Zypern belastet die Risikobereitschaft der Investoren, je länger eine Lösung auf sich warten lässt", sagt Mitul Kotecha, Volkswirt bei der Credit Agricole. Ob am Donnerstag eine Lösung gefunden wird, bleibt fraglich. Die Banken des Landes öffnen derweil nicht vor Dienstag.

Die Europäische Zentralbank hat Zypern die Pistole auf die Brust gesetzt. Das Land muss sich bis Montag mit der EU und dem Internationalen Währungsfonds (IWF) auf ein Hilfsprogramm einigen. Andernfalls stellt die EZB die Notfallkredithilfen für die Banken des Landes ein.

Angesichts einer tristen Konjunktur und der Zypern-Krise ist der Euro, der sich zum US-Dollar am Vortag in der Spitze bis auf 1,2979 erholte, vorübergehend wieder unter 1,29 Dollar gerutscht. "Die Umfragewerte unter deutschen Einkäufern spiegeln den wirtschaftlichen und den politischen Druck wider", sagt Annalisa Piazza von Newedge in London mit Verweis auf die Schuldenkrise in der Eurozone. Hinter der bislang erwarteten moderaten Erholung in diesem Jahr stünden immer größere Fragezeichen.

Am Bondmarkt treten Bundesanleihen auf der Stelle. Milliardenschwere Anleihen Frankreichs und Spaniens sind am Vormittag von Investoren gut aufgenommen worden. Frankreich hat zwei- und fünfjährige Anleihen trotz der Zypern-Sorgen problemlos platziert. Das Volumen lag mit knapp acht Milliarden Euro am oberen Ende der avisierten Spanne zwischen sieben und acht Milliarden Euro. In Spanien lief die Auktion sogar außergewöhnlich gut. Das dämpft den Appetit der Anleger auf sichere Häfen wie Bundespapiere.

Am deutschen Aktienmarkt werden daraufhin konjunkturabhängige Aktien verkauft. Papiere von BMW, Continental, Daimler und VW verlieren zwischen 1,2 und 2,5 Prozent. Gesucht sind dagegen Aktien der Versorger E.ON und RWE, die von ihrem Status als vergleichsweise defensive Werte profitieren. Der Sektor der europäischen Versorger ist der einzige Sektor, der Kursgewinne verzeichnet - der Branchenindex steigt um 0,6 Prozent.

Lanxess-Aktien sind mit einem Kursverlust von 7,6 Prozent das Schlusslicht im Dax. Der Chemiekonzern rechnet nicht damit, in diesem Jahr operativ so viel zu verdienen wie im vergangenen. Im Sog der Lanxess-Aktie verlieren auch die Papiere von BASF 2,7 Prozent.

SAP-Aktien verbilligen sich um 1,7 Prozent. Titel des Wettbewerbers Oracle sind am Vorabend an der Computerbörse Nasdaq unter die Räder geraten, nachdem der Software-Riese die eigenen Ziele verfehlt hatte. Das lastete auch auf den Aktien des ewigen Kontrahenten SAP.

Die Aufnahme auf die Favoritenliste der besten Aktienwerte von Morgan Stanley treibt die Siemens-Aktie um 2,1 Prozent nach oben. Sie erreicht den höchsten Stand seit Juli 2011. In Stockholm legen Aktien von H&M um zwei Prozent zu. Die Analysten von Carnegie loben vor allem, dass die Modekette im ersten Quartal die Kosten gut im Griff hatte.

Bei den deutschen Nebenwerten steigen die Aktien des Anlagenbauers Krones um 3,2 Prozent. Nach einem erfolgreichen Jahr 2012 erhöht der Hersteller von Getränkeabfüllanlagen die Dividende um 15 auf 75 Euro-Cent je Aktie.

Aktien von Brenntag verteuern sich um 4,3 Prozent. Der Chemikalienhändler hat Umsatz und Gewinn im vergangenen Jahr gesteigert und will nun die Dividende anheben. Der Dividendenvorschlag des Elektronikherstellers Kontron liegt mit 4 Cent dagegen weit unter der Erwartung von 15 Euro-Cent, was den Kurs der Aktie um vier Prozent nach unten schickt.

Kontakt zum Autor: benjamin.krieger@dowjones.com
DJG/bek/flf

Copyright (c) 2013 Dow Jones & Company, Inc.
Für Inhalt und Rechtmäßigkeit dieses Beitrags trägt der Verfasser Dow Jones die alleinige Verantwortung. (s. Haftungshinweis)  
 Es ist 13:22 Uhr.
Top 



copyright: imagine Grafik - DTP - Webdesign - [AGB / Datenschutz]