Alt 20.03.13, 12:39
Standard Zypern-Spekulationen schieben DAX und Euro an
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Spekulationen um eine Entspannung in der Zypern-Krise treiben am Mittag den DAX über die Marke von 8.000 Punkten und den Euro deutlich über die Marke von 1,29 Dollar. Händler führen den starken Anstieg auf Spekulationen im Markt zurück, russische Investoren könnten die zyprische Laiki Bank übernehmen. Vertreter dieser Bank sollen an den Gesprächen in Moskau beteiligt sein. "Von den 70 Milliarden Euro Einlagen russischer Investoren entfallen 37,5 Milliarden Euro auf Guthaben, die nach dem ursprünglichen Modell mit 15 Prozent besteuert würden. Da ist es vollkommen plausibel, dass die Russen die Bank einfach übernehmen", sagt ein Händler. Ein solcher Schritt würde den Finanzierungsbedarf Zyperns um vier Milliarden verringern, was risikoreiche Assets nach oben treibe.

Bereits zuvor hatte sich der Euro von seinem Tief am Dienstagabend bei 1,2844 Dollar, nachdem sich das Parlament in Nikosia gegen die Hilfe der Euroländer ausgesprochen hatte, wieder etwas erholt. Der DAX legt um 0,7 Prozent auf 8.001 Punkte zu, nachdem er im Tageshoch schon bei 8.030 Punkten notiert hatte. Für den Euro-Stoxx-50 geht es um 1,2 Prozent auf 2.704 Punkte nach oben.

Zyperns Finanzminister Michalis Sarris berichtet von einem "sehr konstruktiven Verlauf" der Gespräche mit Russland über Finanzhilfen, konnte aber noch keinen positiven Abschluss vermelden. Die Verhandlungen mit Russland über eine Verlängerung eines Kredites über 2,5 Milliarden Euro laufen schon seit einiger Zeit.

An den Börsen wird zudem darauf gesetzt, dass die großen Notenbanken weiter Geld drucken und damit die globale Wirtschaft in Schwung halten. Damit rückt am Abend die Sitzung der US-Notenbank und ihr Ausblick auf die künftige Geldpolitik in den Fokus. Im Vorfeld des FOMC-Treffens haben Fed-Präsident Ben Bernanke und andere Top-Notenbanker signalisiert, dass ein Ausstieg aus der aktuellen ultralockeren Geldpolitik unwahrscheinlich ist, solange der wirtschaftliche Aufschwung in den USA nicht stärker zunimmt.

Die Anleger investieren allerdings unverändert auch weiter in die sicheren Häfen an den Kapitalmärkten. Bei der Auktion zehnjähriger Bundesanleihen ist die Rendite auf den niedrigsten Stand seit Juli 2012 gesunken. Getrieben wurde die Nachfrage dabei von der Entwicklung in und um Zypern mit der Ablehnung des von der EU angebotenen Rettungspakets unter Einbeziehung privater Sparvermögen. Die Rendite der Staatsanleihen aus Italien mit vergleichbarer Laufzeit fällt um zehn Basispunkte auf 4,61 Prozent. Die spanischen Pendants rentieren zwei Basispunkte leichter bei 4,99 Prozent.

Unter den Einzelwerten ziehen die Titel der Deutschen Bank im Verbund mit ihren europäischen Branchenpendants um 2,1 Prozent an. Der Markt nimmt die Ergebniskorrektur positiv auf. "Damit musste der Markt rechnen", sagt ein Händler. Seit Vorlage der Geschäftszahlen seien schließlich neue Fälle im Hypothekenstreit aufgetreten. Mit der Korrektur der 2012er Zahlen würden diese nun nicht im 2013er Ergebnis wirksam. Dies sei eine extreme Erleichterung für den Markt.

Die Bayer-Aktie steigt erstmals in ihrer Börsengeschichte über die Marke von 80 Euro, die Titel gewinnen aktuell 2,1 Prozent. Am Vortag hatte der Konzern Investoren zu einem "Meet the Management" nach Leverkusen geladen. "Aus unserer Sicht lieferte das Treffen eine optimistische Einschätzung für die Zukunft des Unternehmens in allen drei großen Sparten", heißt es beim US-Broker Jefferies. CEO Marijn Dekkers habe eine größere Zuversicht an den Tag gelegt, dass die mittelfristigen Ziele gut zu erreichen seien.

Die Verlierer des Tages stellen bisher die Minenwerte in Europa, der Sektor verliert 0,9 Prozent. Die Analysten von Jefferies erwarten weiter fallende Kurse für die europäischen Rohstoffaktien. Das Überangebot bei wichtigen Rohstoffen wie Eisen und Kupfer und eine schwächelnde Nachfrage belaste die Notierungen von Rohstoff- und Minenaktien.

ThyssenKrupp-Papiere verlieren weitere drei Prozent auf 16,81 Euro. Nach Informationen des Wall Street Journal Deutschlands muss der Stahlkocher vermutlich noch einmal fast eine Milliarde Euro auf die Werke in den USA und in Brasilien abschreiben. Der Markt hat bisher nur 400 bis 500 Millionen Euro Abschreibungsbedarf eingepreist.

Kräftig nach unten geht es für die Aktie von Rheinmetall, die um acht Prozent auf 37,53 Euro einbricht. Zusätzlichen Restrukturierungskosten im Wehrtechnikgeschäft sind für die Analysten der DZ-Bank eine große negative Überraschung. Insbesondere angesichts der guten Zahlen des vierten Quartals und des Auftragseingangs in Rekordhöhe seien die Analysten der Bank davon ausgegangen, dass die Probleme in dem Geschäftsbereich weitgehend gelöst seien. Die Aktien von Dialog Semiconductor im TecDAX springen um über fünf Prozent nach einer Kaufempfehlung durch die Berenberg Bank.

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