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Wie erwartet hat der DAX diese Woche ein wenig seiner zuvor erzielten Kursgewinne konsolidiert. Dabei hatte es die Woche in sich: Der Brexit wird zur unendlichen Geschichte, China gewinnt im Handelsstreit mit den USA immer mehr an Gewicht und hinsichtlich der Konjunktur hat der IWF seine Prognose drastisch abgesenkt ... zum wiederholten Male.
Im Einzelnen, und hoffentlich dennoch nur kurz: Brexit: Die Briten wollen gehen, die EU möchte die Briten nicht gehen lassen. Da die Briten den Wunsch geäußert haben, gehen zu dürfen, darf die EU die Konditionen diktieren. Diese Konditionen dürfen meines Erachtens keinen Brandherd Nordirland anfachen, sondern müssen gerade dort einen Kompromiss ermöglichen - doch davon sind wir weit entfernt. Keine Ahnung, ob das bis Halloween besser wird, in jedem Fall ist die EU weitere sieben Monate gelähmt. Die Wirtschaft, das scheint man in der Politik nicht glauben zu wollen, kann mit jeder Lösung leben. Die Wirtschaft ist flexibel und passt sich gegebenenfalls an. Volkswirtschaftlich betrachtet kann natürlich an der einen Stelle ein Betrieb mit Arbeitsplätzen unter die Räder geraten, dafür wird aber an anderer Stelle ein neuer Betrieb mit neuen Arbeitsplätzen entstehen. Das Argument, der harte Brexit sei nach nunmehr drei Jahren Vorbereitungszeit für die Wirtschaft nicht zu verkraften, ist vorgeschoben. "Sometimes in life you have to let people breathe before it all comes back to bite you!" - "Manchmal musst Du den Menschen etwas Luft zum Atmen geben, um zu verhindern, dass Dein Verhalten negativ auf Dich zurück fällt", schreibt sogar US-Präsident Donald Trump bezüglich der Verhandlungen in Sachen Brexit als Kritik an der harten Haltung der EU. Natürlich ist es "korrekt", wie sich die EU verhält, aber ist es auch "richtig" ... und wann hat sich die EU in der Vergangenheit überhaupt mal "korrekt" verhalten?? Handelsstreit: China hat als Antwort auf die Auseinandersetzung mit den USA ein gigantisches Konjunkturprogramm aufgelegt und inzwischen zeigen sich in den März-Zahlen die Resultate: Der Export steigt mit 14% doppelt so stark an wie erwartet. Der Handelsbilanzüberschuss ist mit 32 Mrd. USD viermal so hoch wie erwartet. Die Vergabe von Neukrediten hat sich im Vergleich zum Vormonat verdoppelt, erwartet wurde nur die Hälfte des Anstiegs. Aber auch in den USA zeigen sich gesunde Konjunkturdaten. Insbesondere die Arbeitslosigkeit ist auf historisch niedrigem Niveau. Die Zahl der Neuanträge auf Arbeitslosenunterstützung ist auf dem tiefsten Stand seit 50 Jahren! Okay, sowohl China als auch die USA finanzieren diesen Wirtschaftsboom auf Pump, die Schuldenlast der zukünftigen Generationen wird in diesen Tagen mächtig aufgebläht. Aber außer heftigen Schlagzeilen hat das bei diesen beiden globalen Giganten in der Geschichte noch nie irgendwelche realwirtschaftlichen Auswirkungen gehabt. Richtungsweisend war für mich ein Interview mit Mike Pence, das gestern geführt wurde. Sie erinnern sich sicherlich: Der Vizepräsident der USA war es, der im Oktober mit harten Worten das Verhalten der Chinesen in Sachen erzwungenem Wissenstransfer, Internetspionage und unfairen Handelspraktiken heftig angeklagt hatte. Gestern klang er weitaus milder: die Verhandlungen machen gute Fortschritte, man müsse da nur auf die Worte Trumps vertrauen. Wenn also inzwischen selbst der Scharfmacher in Sachen Handelsstreit moderate Worte anklingen lässt, dann ist dort vielleicht wirklich bald eine wie auch immer geartete Lösung in Sicht. Konjunkturprognose IWF: Uns interessiert die Auswirkung auf die Aktienbörse. Der IWF steht in der Tradition, seine Prognosen kontinuierlich zu modifizieren. Daraus folgt, dass die IWF-Prognosen lediglich ein Stimmungsbarometer sind, nicht aber eine präzise Wissenschaft. Der Stimmungsbarometer schlägt derzeit also negativ aus, das nehme ich zur Kenntnis und weiß, dass damit die Basis für eine positive Korrektur in der Zukunft gelegt wird. Denn die Konjunkturdaten, die derzeit auf uns hereinrasseln, zeigen eine überraschend starke Konjunktur. In Europa ist die Industrieproduktion stärker als befürchtet, in Deutschland ist der Handelsbilanzüberschuss größer als befürchtet. BERICHTSSAISON STARTET MIT DEN BANKEN Ab heute werden die US-Banken ihre Quartalszahlen veröffentlichen. Bis Mitte nächster Woche werden Goldman Sachs, Morgan Stanley, Wells Fargo, J.P. Morgan, Citigroup und viele mehr ihre Zahlen veröffentlichen. Daraus können wir dann schon eine Menge über die tatsächliche Verfassung der US-Konjunktur ablesen. Ich werde ein besonderes Augenmerk auf das Volumen der notleidenden Kredite legen: Wenn diese Ziffer ansteigt, dann ist das ein Zeichen dafür, dass sowohl Unternehmen als auch Menschen nicht ausreichend Einnahmen erzielen, um ihre Verpflichtungen zu erfüllen ... und das ist nur dann der Fall, wenn die Konjunktur gen Süden dreht, wir also auf eine Rezession zulaufen. Vor zwei Wochen habe ich Ihnen die invertierte Zinsstrukturkurve vorgestellt: Ein historisch gesehen sicherer Indikator für eine anstehende Rezession. Doch "diesmal ist alles anders", sagen nun eine Reihe von Volkswirten: Der Fehler von Jay Powell, den Zins einmal zuviel anzuheben, hat die Zinskurve invertiert. Er hat diesen Fehler jedoch bereits wieder korrigiert und entsprechend hat sich auch die Zinsstrukturkurve wieder normalisiert. Reicht also eine für nur wenige Tage invertierte Zinsstrukturkurve aus, um eine anstehende Rezession sicher vorherzusagen? Oder ist diesmal wirklich alles anders? Die Bank-Bilanzen werden uns wichtige Hinweise geben, um diese Frage zu beantworten. In der abgelaufenen Woche haben Aktien von Versorgern (-2,3%), aus dem Gesundheitssektor (-1,5%) und aus dem Immobiliensektor (-1,6%) den DAX belastet. Die defensiven Titel wurden abgestoßen. Auf der anderen Seite konnten Autowerte (+2,0%), Marketing-/ Medienaktien (+2,4%) und Industrieaktien (+2,3%) kräftig zulegen. Zykliker sind also gefragt, obwohl der IWF seine Konjunkturprognose nach unten korrigiert. Wochengewinner ist Gabelstapler Kino mit +10,2%, Verlierer die Shop Apotheke Europa mit -9,7%. Passt alles in mein Bild der vergangenheitsbezogenen IWF-"Stimmungsprognosen". Schauen wir mal, wie sich die wichtigsten Indikatoren im Wochenvergleich entwickelt haben: WOCHENPERFORMANCE DER WICHTIGSTEN INDIZES INDIZES (11.04.2019) Woche Δ Σ '19 Δ Dow Jones 26.143 -1,0% 13,4% DAX 11.935 -0,6% 13,0% Nikkei 21.711 -0,4% 8,5% Shanghai A 3.341 -1,7% 27,9% Euro/US-Dollar 1,13 0,6% -1,4% Euro/Yen 126,18 0,7% 0,0% 10-Jahres-US-Anleihe 2,50% 0,00 -0,23 Umlaufrendite Dt -0,09% -0,03 -0,19 Feinunze Gold $1.293 0,1% 1,0% Fass Brent Öl $70,84 1,2% 35,7% Kupfer 6.497 0,2% 8,0% Baltic Dry Shipping 728 4,1% -42,7% Bitcoin 5.031 1,5% 28,3% Sämtliche Aktienmärkte weltweit haben ein wenig konsolidiert, insbesondere in China ist der Kursrutsch stark gewesen. Aber gerade in China war der Kursanstieg in den vergangenen Wochen besonders stark. Das Zinsniveau in den USA hat sich ein wenig erholt. Wie oben bereits ausgeführt ist die invertierte Zinskurve nur ein Phänomen von wenigen Tagen gewesen. In Deutschland hingegen ist die Umlaufrendite mit -0,09% deutlich negativ. Die letzte Auktion von Bundesanleihen mit 10 Jahren Laufzeit ergaben einen Zins von -0,05%. Der Ölpreis klettert weiter an und deutet auf eine konjunkturelle Erholung oder zumindest bessere Entwicklung als bislang erwartet. Gleichzeitig erhöht der hohe Ölpreis als einer der großen Einflussfaktoren für die Berechnung der Inflationsrate den Inflationsdruck. Derzeit lehnen sich die Notenbanken weltweit zurück und behaupten, man müssen keine (weiteren) Zinsanhebungen durchführen, weil es keinen inflationären Druck gebe. Doch nach 45% Preisanstieg im Öl seit Jahresbeginn könnte sich das bald ändern. Zum Bitcoin habe ich letzte Woche ausführlich Stellung genommen. Sieht aus, als würde der Preissprung erst einmal verarbeitet. Zumindest aber fällt der Preis nicht wieder auf das Niveau von vor dem vermeintlichen Aprilscherz zurück. | ||
Für Inhalt und Rechtmäßigkeit dieses Beitrags trägt der Verfasser Stephan Heibel die alleinige Verantwortung. (s. Haftungshinweis) | ||
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