Alt 18.07.11, 17:38
Standard XETRA-SCHLUSS/Sehr schwach - Banken leiden unter Staatsschulden
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FRANKFURT (Dow Jones) - Sehr schwach ist der deutsche Aktienmarkt am Montag aus dem Handel gegangen. Ein ganzes Bündel schlecht aufgenommener Nachrichten schickte vor allem Finanzwerte europaweit auf Talfahrt. Kommentare europäischer Politiker ließen eine Teil-Abschreibung auf griechische Anleihen immer wahrscheinlicher werden, hieß es. Der DAX verlor 1,6% oder 112 auf 7.108 Punkte. Umgesetzt wurden in DAX-Titeln auf Xetra rund 163,0 (Vortag: 204,7) Mio Aktien im Wert von rund 3,50 (Vortag: 4,35) Mrd EUR.

Der Bankenstresstest habe die Verunsicherung wegen der europäischen Schuldenkrise in keiner Weise abgebaut, hieß es im Handel. Vor allem US-Anleger zeigten sich verunsichert von einer Alternativberechnung durch J.P.Morgan. Die US-Bank sieht einen Finanzbedarf von bis zu 80 Mrd EUR bei Europas Banken.

Die Renditen der Staatsanleihen Italiens und Spaniens legten daraufhin nochmals deutlich zu. Italienische Anleihen mit 10jähriger Laufzeit sprangen auf 5,8% nach 5,6% am Freitagmittag. Da der Anleihemarkt Italiens der drittgrößte der Welt ist, bzw Italien der drittgrößte Schuldner unter Europas Staaten, erhielt die Schuldenkrise in Europa ein neues Ausmaß.

Zudem wurde der geplante EU-Gipfel zur Euro-Schuldenkrise am Donnerstag anders interpretiert. "In den USA wird darüber als 'Emergency Meeting' berichtet, das verängstigt die Anleger natürlich so, als ob es morgen keinen Euro mehr gibt", sagte ein Händler.

Für Zurückhaltung sorgte auch die Berichtssaison in den USA. Rund ein Drittel der Unternehmen im S&P-500 legt Quartalsberichte vor, darunter IBM, Goldman Sachs und Apple, die am Montag bzw Dienstag Geschäftszahlen veröffentlichen. Die dünne Agenda der Konjunkturdaten ging dagegen völlig unter, ebenso Einzelnachrichten der Unternehmen. Technische Analysten rechnen mit einem neuerlichen Test der 200-Tage-Linie um 7.040 Punkte.

Unter Druck standen Finanzwerte - besonders die Bankenpapiere. Nach den Stresstests und bei möglichen Abschreibungen auf Staatspapiere seien Kapitalerhöhungen in der Branche wahrscheinlich, befürchteten Händler. Deutsche Bank fielen um 3,5%, Commerzbank 4,6% aund Allianz 1,8%.

Gewinnmitnahmen trafen auch die bisherigen Top-Performer am deutschen Markt. adidas verloren 3,7% auf 55,27 EUR, VW 2,2% auf 147,75 EUR. "Es ist normal, sich in so einem Umfeld Gewinne auch bei vergangenen Outperformern zu sichern", sagte ein Händler. Da der Verkaufsdruck hauptsächlich von US-Anlegern ausgegangen sei, seien in den USA bekannte Marken wie adidas auch besonders betroffen.

Siemens verloren 1,5% auf 91,69 EUR, nachdem Philips neue Quartalszahlen veröffentlicht hatte. Besonders die schwachen Margen im Bereich Beleuchtungstechnik des Konkurrenten drückten Siemens. Anleger fürchteten, der geplante Börsengang der Tochter Osram könnte darunter leiden.

Auf der Gewinnerseite standen Fresenius Medical Care (FMC), die um 1,1% auf 54,36 EUR stiegen und damit ein neues Allzeithoch markierten. "Einerseits profitieren die Aktien von ihrem defensiven Charakter, andererseits macht FMC einen Großteil des Umsatzes in den USA und der Dollar hat zuletzt zum Euro zugelegt", so ein Händler.

Teils massive Verluste gab es auch in Nebenwerten. So brachen Praktiker um 8,1% ein auf 2,76 EUR, Heideldruck um 6,7% auf 2,08 EUR. Händler berichteten von Stop-Loss-Verkäufen in zahlreichen Titeln, die zuletzt durch schlechte Unternehmens- oder Branchen-Nachrichten aufgefallen waren oder Jahrestiefs erreicht hatten.

Gerresheimer stiegen indes nach den jüngsten Kaufempfehlungen um 3,9% auf 36,62 EUR.Im TecDAX verloren Aixtron 5,1% auf 19,35 EUR und Singulus 5,2% auf 3,51 EUR.

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