Alt 06.02.12, 12:37
Standard XETRA-MITTAG/Etwas leichter: Athen dämpft den Risiko-Appetit
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FRANKFURT - Am Montagmittag schalten Anleger am deutschen Aktienmarkt einen Gang zurück. In Athen streiten Politiker darüber, wo und wie viel gespart werden kann und muss. Die Geldgeber fordern drastische Einschnitte und harte strukturelle Reformen. Dem wollen sich viele Politiker Griechenlands nicht beugen, denn bald stehen dort Wahlen an. Eine Staatspleite rückt damit wieder näher. Der DAX gibt gegen 13.15 Uhr um 0,5 Prozent oder 33 Punkte auf 6.733 Punkte nach.

Die griechischen Parteiführer haben sich am Sonntag nicht auf Lohnkürzungen in der Privatwirtschaft und andere Maßnahmen einigen können, die die Kreditgeber des Landes als Gegenleistung für ein neues Hilfsprogramm von 130 Milliarden Euro verlangen. Nun soll am Montag weiter verhandelt werden. Eurogruppenleiter Jean-Claude Juncker schließt eine Staatspleite Griechenlands nicht mehr aus. Die griechischen Gewerkschaften haben zum Generalstreik aufgerufen.

Hinzu kommt, dass der DAX in den vergangenen drei Sitzungen um mehr als 300 Punkte zugelegt hat. Seit Jahresbeginn sind es sogar fast 900 Punkte oder knapp 15 Prozent. Angesichts der mit Griechenland verbundenen Risiken nehmen Investoren nun hier und da einen Teil ihrer Kursgewinne mit.

Marktbeobachter sehen eine Entscheidung über die Zukunft Griechenlands immer näher rücken. Es mehrten sich auffällig die Stimmen, die eine baldige Insolvenz des Landes für möglich halten. Zugleich äußern sich viele Händler zuversichtlich, dass die Finanzmärkte eine Pleite Athens gut verkraften werden. "Man kann sich des Eindrucks nicht erwehren, dass die Politik seit Wochen eine Pleite im Hintergrund vorbereitet", sagt ein Händler. Daher werde auch immer die Sonderstellung Griechenlands hervorgehoben. Holger Schmieding von der Berenberg Bank glaubt, dass eine Pleite Griechenlands verkraftbar sei. Der Chefvolkswirt geht aber weiter mit einer Wahrscheinlichkeit von 65 Prozent davon aus, dass Griechenland ein neues Hilfspaket erhalten und in der Eurozone verbleiben wird.

Annalisa Piazza vom Brokerhaus Newedge sieht das Risiko für die Finanzmärkte nach wie vor in einer "Ansteckung" Italiens oder Spaniens durch die griechische Schuldenkrise: "Die Märkte scheinen die Gefahr der Ansteckung ausgepreist zu haben", warnt die Analystin. Die Zinsen italienischer und spanischer Staatsanleihen sind am Montag wieder gestiegen.

Unter Druck stehen vor allem Bankenaktien. Commerzbank geben um 1,7 Prozent auf 1,88 Euro nach und Deutsche Bank um 2,3 Prozent auf 33,23 Euro. Kann sich Athen bis März nicht mehr mit Kapital versorgen, können fällig werdende griechische Anleihen nicht zurückgezahlt werden - Banken und Versicherungen müssen dann möglicherweise weitere Abschreibungen auf griechische Staatsanleihen vornehmen.

Aktien von RWE steigen trotz des schlechten Börsenumfelds um 1,7 Prozent auf 32,12 Euro. Sie sind damit größter Kursgewinner im DAX. Die Bank UBS rät zum Kauf der Aktie. Zudem plant der Energiekonzern laut Zeitungsberichten zusätzliche Kosteneinsparungen von einer Milliarde Euro jährlich. Den Einsparungen sollen mindestens 3.500 Stellen zum Opfer fallen.

Daneben stehen mit Douglas und GEA zwei Aktien aus der zweiten Reihe im Fokus. Douglas verteuern sich um 5 Prozent. Bei der Parfümeriekette bahnt sich ein Kampf zwischen der Eigentümerfamilie Kreke und Drogerie-Unternehmer Erwin Müller an, der den Kurs antreibt. Müller hält bereits gut zehn Prozent an Douglas und hat sich den Zugriff auf weitere rund 15 Prozent der Aktien gesichert.

Mit mehr als 25 Prozent hielte Müller eine so genannte Sperrminoriät und könnte Entscheidungen der Kreke-Familie blockieren. Diese verhandelt seit einiger Zeit mit Finanzinvestoren über einen Einstieg bi Douglas. Die Familie Kreke ist mit etwas mehr als 12 Prozent zweitgrößter Aktionär von Douglas und stellt mit Henning Kreke den Vorstandschef.

GEA-Aktien ziehen um 3 Prozent an. Der Maschinenbauer, der weltweit mehr als 20.000 Mitarbeiter beschäftigt, hat sich nach einem starken Schlussquartal 2011 zuversichtlich für das laufende Jahr gezeigt. Der Auftragseingang könne 2012 um bis zu 5 Prozent zulegen. GEA produziert Anlagen für die Erzeugung von Nahrungsmitteln und Energie.

DJG/bek/flf

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