Alt 25.08.10, 19:21
Standard XETRA-SCHLUSS/Leichter - Schwache US-Daten überlagern guten ifo
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FRANKFURT (Dow Jones) - Leichter, aber damit noch gut erholt von den Tagestiefs ist der deutsche Aktienmarkt am Mittwoch aus dem Handel gegangen. Erneut desaströse Konjunkturdaten aus den USA belasteten den DAX und trieben die Renten-Futures auf ein neues Allzeit-Hoch. Die Marktteilnehmer hatten sich nach dem Einbruch der US-Hausverkäufe am Vortag darauf jedoch eingestellt und sorgten mit Eindeckungskäufen für eine Erholung vom Tief. Der DAX verlor 0,6% oder 36 auf 5.899,50 Punkte. Umgesetzt wurden in DAX-Titeln auf Xetra rund 99,3 (Vortag: 98,7) Mio Aktien im Wert von rund 2,97 (Vortag: 2,63 ) Mrd EUR.

Die Auftragseingänge langlebiger Wirtschaftsgüter in den USA fielen sehr schlecht aus, während die Neubauverkäufe auf ein Rekordtief einbrachen. Der bessere ifo-Index aus Deutschland hatte dem nichts entgegenzustellen und wurde ignoriert. Das Geschäftsklima hatte sich im August entgegen den Erwartungen nochmals verbessert. Der Geschäftsklimaindex stieg im Juli auf 106,7 Punkte, nachdem er im Vormonat bei 106,2 gelegen hatte. Volkswirte hatten dagegen einen Rückgang auf 106,0 erwartet. Der wichtigste deutsche Konjunkturfrühindikator liegt damit auf dem höchsten Stand seit Juni 2007.

Aus den USA kamen indes nur negative Nachrichten: Die US-Neubauverkäufe brachen im Juli um 12,4% ein. Zudem wurden die Zahlen des Vormonats massiv nach unten korrigiert. Mit deutlich weniger als 300.000 verkauften Häusern befände sich der US-Immobilienmarkt erneut in der Rezession, hieß es im Handel. Anstelle erwarteter Verkäufe von 333.000 wechselten nur 276.000 Häuser ihre Besitzer, was ein Rekordtief seit Beginn der Datenaufzeichnung 1963 ist. Der FHFA-Hauspreisindex zeigte daneben einen neuerlichen Preisrückgang um 0,3% an. "Das heißt, dass selbst auf einem noch niedrigeren Preisniveau kaum etwas umgeht", so ein Händler.

Auch die US-Auftragseingänge enttäuschten schwer: Sie stiegen im Juli lediglich um 0,3%, obwohl +2,8% zum Vormonat erwartet wurden. Die Kerndaten ex-Transport sahen noch schlimmer aus und brachen um 3,8% ein. Die Bonitätsabstufung Irlands auf "AA-" von "AA" durch Standard & Poor's trug ebenfalls nicht zur Vertrauensbildung an den Märkten bei. Technische Analysten erwarten nach dem Fall unter die 200-Tage-Linie, dass der DAX seine Abwärtsbewegung frühestens an der 5.800er-Marke stoppt.

Unter Druck standen mit den Konjunktur-Ängsten wie üblich die zyklischen Werte. ThyssenKrupp verloren 1,4%, BASF 1,3%, K+S 2,3% und Heidelcement 1,9%.

Kursgewinner waren Bayer mit 1,6% Plus auf 47,075 EUR. Das Blutverdünnungsmedikament "Xarelto" solle auf der November-Sitzung der "Heart-Association" in den USA erörtert werden, hieß es am Markt. Zudem hofften Händler, "Xarelto" könne nicht nur gegen Thrombose, sondern auch gegen Schlaganfälle eingesetzt werden. Damit könnte das Absatzpotenzial höher als erwartet sein.

Deutsche Post verbesserten sich um 0,1% auf 12,805 EUR. Nach Berichten der "FAZ" könnte die Paketzustellung ausgegliedert werden und 140 Mio EUR einsparen. Allerdings gab es auch kritische Stimmen: "Vor Steuern und Aufwendungen für Personalabbau oder Personalumsetzung sind das etwa 10 Cent je Aktie, bereinigt noch weniger", kommentierte ein Analyst.

Im Fokus standen auch BMW. Als stärkster Auto-Wert gaben sie nur 0,2% nach auf 41,435 EUR. Die BMW-Aktien drängen nach Ansicht der Index-Spezialisten der Commerzbank am 17. September in den Euro-Stoxx-50. "Und BMW sind bester Aufnahmekandidat", sagte Index-Analystin Petra von Kerssenbrock. Die Analystin erwartet, dass aufgrund des Index-Austauschs von passiven Fonds und ETFs etwa 14 Mio BMW-Aktien gekauft werden müssten. VW und Daimler verloren ohne diese Aussicht deutlich mehr: VW gaben 1,9% nach auf 77,60 EUR und Daimler um 0,9% auf 38,295 EUR.

Im MDAX standen auch Konjunkturzykliker auf der Verkaufsliste: So fielen ElringKlinger um 3,9%, Demag Cranes um 3% und Gildemeister um 2,7%. TUI gaben nur 0,2% nach auf 7,43 EUR, da Pläne der TUI-Sparte Hapag Lloyd stützten. Die Reederei will eine Anleihe über 500 Mio EUR begeben und die Staatsbürgschaft zurückgeben. "Damit wird Hapag Lloyd unabhängiger", so ein Händler.

DJG/mod/cln

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