Alt 18.03.13, 09:21
Standard Zypern-Paket sorgt für hohe Verluste am Aktienmarkt
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Der große Ausverkauf am Aktienmarkt ist es nicht gewesen, vielmehr ein Umschichten von riskanten in vermeintlich weniger riskante Anlagen. Das Rettungspaket der EU für Zypern hat in Ostasien am Montag für große Verunsicherung gesorgt, insbesondere weil erstmals die privaten Sparer mit einbezogen werden sollen. An den Märkten der Region löste dies Ängste vor einer Ansteckung anderer Krisenländer und einem Wiederaufleben der Euro-Schuldenkrise aus.

In der Folge verabschiedeten sich viele Anleger aus dem Aktienmarkt. Auch der Euro stand unter Abgabedruck und fiel zum Dollar auf den niedrigsten Stand seit November 2012 zurück. Stattdessen wendeten sich die Akteure sicheren Häfen wie dem Yen, dem Gold und US-Anleihen zu.

Besonders heftig fielen die Verluste an den Börsen in Tokio, Sydney und Hongkong aus. In Tokio rutschte der Nikkei-Index um 2,7 Prozent ab auf 12.220 Punkte. Zugleich schloss er damit auf Tagestief.

Dass die zyprischen Sparer mit einer Sonderabgabe auf ihre Spareinlagen von 6,75 bzw 9,9 Prozent insgesamt 5,8 Milliarden Euro zur Rettung des Landes aufbringen sollen, weckte Ängste, dass dies zu einem Ansturm auf die Spareinlagen führen könnte - nicht nur in Zypern, sondern auch in anderen Krisenstaaten der Eurozone. Die Folge wären unter anderem steigende Anleihezinsen und eine Destabilisierung.

"Die Entscheidung, die Sparer einzubeziehen, zeigt die Entschlossenheit der europäischen Politiker, Unruhe an den Finanzmärkten in Kauf zu nehmen, um ihre politischen Ziele zu erreichen", stellten Bart Oosterveld und Alastair Wilson in einer Analyse der Ratingagentur Moody's Investors Service fest. "Dass das Risiko eingegangen wird, dass die Sparer ihre Guthaben bei Banken aus den Peripheriestaaten abziehen, zeigt das Bestreben der Politiker, weitere Zahlungsausfälle nach Griechenland zu vermeiden".

Sollte das zyprische Parlament in der auf Montag verschobenen Abstimmung dem Hilfspaket der EU zustimmen, wäre dies das erste Mal seit Ausbruch der Schuldenkrise vor fünf Jahren, dass eine solche Strategie umgesetzt würde. "Das Gefühl, das nun umgeht, ist, dass die Euro-Krise zurückkehren könnte und dass es zu einer vollen Ansteckung kommt", sagt Investmentstratege Shane Oliver von AMP Capital in Sydney. "Ich rechne aber damit, dass wir Beschwichtigungen hören werden mit dem Tenor, dass Zypern ein anders gelagerter Fall ist und dass ein solcher Plan anderswo nicht umgesetzt werden wird".

Tatsächlich kommt von Zypern selbst der Vorschlag, die Abgaben auf die Spareinlagen stärker zu staffeln, um damit Kleinsparer zu entlasten. Die Rede ist von 3 Prozent für Einlagen bis 100.000 Euro, 10 Prozent bis 500.000 Euro und 15 Prozent für noch höhere Beträge. Vor der Abstimmung im zyprischen Parlament soll darüber die Eurogruppe noch einmal per Telefonkonferenz beraten.

Am Devisenmarkt ist der Euro der Hauptleidtragende des drohenden Vertrauensverlusts. Von 1,3076 Dollar im späten US-Handel am Freitag tauchte die Gemeinschaftswährung im asiatischen Handel auf bis zu 1,2881 Dollar ab, zeigte sich zuletzt aber mit 1,2956 Dollar wieder etwas erholt. Einer der Gewinner ist dagegen der Yen, der in Krisenzeiten immer noch als sicherer Hafen gilt. Zum Dollar erholte sich die japanische Währung trotz der weiter zu erwartenden Lockerungspolitik der Notenbank von 95,25 auf zuletzt 94,94 Yen je Dollar.

Auch das Gold war als sicherer Hafen gesucht und knackte die 1.600-Dollar-Marke. Die Feinunze kostete zuletzt 1.603 Dollar, verglichen mit 1.592 Dollar am Freitag. Die Ölpreise gaben dagegen nach - unter anderem belastet von der Dollaraufwertung zum Euro.

Die Erholung des Yen sorgte für zusätzlichen Druck auf die Aktienkurse in Tokio, wo exportsensible Papiere zu den größten Verlierern zählten. Tokyo Electron verloren beispielsweise 5,3 Prozent und Toyota Motor 3,4 Prozent. Gegen den Trend legen die Aktien von Panasonic um 0,6 Prozent zu. Hier stützt Händlern zufolge ein Bericht, wonach das Unternehmen sein von Überkapazitäten geprägtes Geschäft mit TV-Geräten verkleinern will.

"Die japanische Exportwirtschaft ist deutlich weniger vom Euro als vom Dollar abhängig, aber bei beiden sieht es zunächst nicht nach einer Erholung im Tagesverlauf aus. Nach einer ersten Ausverkaufswelle haben wir Anschlussverkäufe gesehen", sagte David Baran vom Vermögensverwalter Symphony Partners.

In Sydney sprachen Teilnehmer von Verlusten auf breiter Front. Am härtesten habe es aber Bankenaktien und die Papiere von Rohstoffunternehmen getroffen.

In Schanghai belastete Händlern zufolge nicht nur die Entwicklung auf Zypern, sondern weiter auch der starke Anstieg der Immobilienpreise. Gerade Letzteres habe den vom neuen Ministerpräsidenten Li Keqiang auf dem nationalen Volkskongress verbreiteten Optimismus und die angekündigten Reformen in den Hintergrund gedrängt. "Lis Pläne zu Reformen sind positiv, aber sie werden Zeit bis zur Umsetzung brauchen", sagte Analyst Tang Yonggang von Hongyuan Securities.

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