Alt 26.02.13, 13:47
Standard Verstimmung nach Wahlpatt in Italien
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Der unentschiedene Ausgang der Parlamentswahl in Italien hat am Dienstag an den Finanzmärkten in Ostasien deutliche Spuren hinterlassen. Wie bereits in den USA machten sich Sorgen vor einem Reformstau und einem Wiederaufleben der Schuldenkrise in der Eurozone breit und veranlassten Anleger dazu, Risikopositionen abzubauen. Darunter litten vor allem die Börsen. Gesucht waren dagegen vermeintlich sichere Häfen wie der Yen, der sich nach seiner wochenlangen Talfahrt zum Dollar deutlich erholte.

Nachdem am Vortag Berichte über die Nominierung von Haruhiko Kuroda, einem radikalen Befürworter einer lockeren Geldpolitik, zum Chef der japanischen Notenbank den Wert des Yen gegenüber dem US-Dollar noch auf neue Niedrigstände gedrückt hatte, kletterte die japanische Währung nun angefeuert von dem Patt in Italien kräftig nach oben. Der Dollar notierte zuletzt bei 91,91 Yen, verglichen mit einem Tageshoch am Montag von 94,77 Yen. Das war der größte Tagesverlust seit Mai 2011.

Belastet vom stärkeren Yen ging es in Japan besonders steil bergab. Mit einem Minus von 2,3 Prozent auf 11.399 Punkte war der Nikkei-Index klar der größte Verlierer unter den ostasiatischen Börsen.

Außerhalb Japans fielen die Verluste etwas geringer aus, wenngleich auch dort eine starke Stimmungseintrübung zu verzeichnen war. "Die Wahl in Italien führt nicht zu einer weit ausgebreiteten Panik", sagte Sean Callow von Westpac Institutional Bank.

Vor allem Befürchtungen über die Unregierbarkeit Italiens und einen um sich greifenden Vertrauensverlust in Europa belasteten den Handel. Durch das politische Patt nach den Neuwahlen dürfte dem südeuropäische Staat die Stärke fehlen, die notwendigen Reformen weiter voranzutreiben, die unter Ministerpräsident Monti angestoßen worden seien, befürchteten Händler. Andere Stimmen hielten die negative Reaktion an der japanischen Börse jedoch für übertrieben.

"Das europäische Finanzsystem ist wesentlich stabiler als es die von den politischen Ereignissen in Italien nun ausgelösten Panikverkäufe suggerieren", sagte Yoshihiro Okumura von Chibagin Asset Management. Vor dem Hintergrund der jüngsten starken Kursgewinne der japanischen Aktien sei der Kursrutsch keine Katastrophe und die dominierende Abwertung des Yen weiter intakt, so Okumura.

Belastet von der erstarkten Heimatwährung standen in Japan besonders die Aktien exportorientierter Unternehmen unter Abgabedruck: Advantest verloren 2,8 Prozent, die Papiere von Nikon sanken um 3,4 Prozent und Honda büßten 3,1 Prozent ein. Die Erholung des Yen dürfte unterdessen in Korea gerne gesehen worden sein, da sich damit die Wettbewerbssituation koreanischer Exporteure verbessert. Der Aktienindex Kospi verlor denn auch mit knapp 0,5 Prozent nur relativ moderat.

In Schanghai spielte das politische Patt in Italien kaum eine Rolle. Dagegen drückten Sorgen über ein Ende der lockeren Geldpolitik in China auf die Stimmung. Nach einem Bericht einer staatlichen Zeitung ist jedoch eine Erhöhung der Leitzinsen unwahrscheinlich, vielmehr dürfte die chinesische Notenbank den Kauf von Anleihen anpassen.

Nach zwischenzeitlichen leichten Gewinnen drehte der Shanghai-Composite gegen Ende des Handels deutlich in die Verlustzone und schloss mit einem Minus von 1,4 Prozent. Zu den größten Verlierern gehörten Bankenaktien. "Banken sind stark von liquiden Finanzmärkten abhängig. Wenn sich die Einschätzung bezüglich der Mittelzuflüsse ändert, reagieren die Kurse von Bankenaktien sofort", sagte Jacky Zhang von Capital Securities. Die Aktien der ICBC verloren 1 Prozent, Bank of China gaben 0,7 Prozent nach und China Construction Bank sanken um 0,9 Prozent.

Belastet von Sorgen um einen politischen Stillstand in Italien, möglichen Ausgabenkürzungen in den USA und dem schwachen chinesischen Einkaufsmanager-Index, der bereits am Montag veröffentlicht wurde, gab der Index in Sydney um 1 Prozent nach. "Die Wahl in Italien wird die Märkte eine Weile belasten und zusätzlich haben wir die Diskussionen über Ausgabenkürzungen in den USA", sagte Christopher Macdonald von RBS Morgans. Nach enttäuschenden Quartalsberichten gaben die Aktien von Atlas Iron und QBE Insurance um 4,1 bzw. um 2 Prozent nach.

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