Alt 15.10.11, 15:41
Standard So tickt die Börse: Nach der Krise ist vor der Rezession
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Okay, ich nehme meine 10-Punkte Checkliste für die Beendigung der Krise ins Kapitel 02, damit alle die Entwicklungen besser verfolgen können. Noch sind nicht alle Probleme vom Tisch, doch es gibt überaus konstruktive Entwicklungen.

10-PUNKTE CHECKLISTE:

1. Panik: Ausverkauf war gezielt von Hedgefonds gepuscht, da konnte sich Panik unter Kleinanlegern vielleicht nicht schnell genug bilden
2. Ferienende: ja, keine Änderung
3. Rekapitalisierung: Es geht voran: EFSF wird wohl keine Banken stützen, sondern nur Staaten, die mit der Rekapitalisierung überfordert sind. Für Frankreich und Deutschland wird eine Abstufung der Bonität durch die Ratingagenturen bereits erwartet.
4. Finanzmarktregulierung: Internationale harte Regeln werden allerorten gefordert, es gibt jedoch unterschiedliche Präferenzen zwischen Europa und Angelsachsen (inkl. USA).
5. Schuldenproblem: Griechenlandumschuldung ist Berichten zufolge nur noch eine Frage von Tagen, Maastrichtkriterien werden wieder diskutiert, Schuldenbremse für jedes EU-Land scheint beschlossene Sache
6. Goldpreiseinbruch: ja, keine Änderung
7. Ölpreiseinbruch: fast, jetzt erholt sich der Ölpreis jedoch wider Erwarten – ist die Konjunktur doch stärker als befürchtet?
8. China lockert die Zügel: nein, im Gegenteil: Das Wirtschaftswachstum dort lässt nach
9. Dow Jones Einbruch: Hmmm, etwas...
10. Wachstumstitel führen den DAX an: Ja

Die Lösungen, die gefunden werden, sind vielfach Kompromisse auf dem kleinsten gemeinsamen Nenner. Es sind keine Lösungen, die unser Euroland für die Zukunft absichern, sondern vielfach sind es Lösungen, die gerade einmal Schlimmeres verhindern.

Doch noch vor wenigen Wochen wurde der DAX unter 5.000 Punkte gedrückt, weil man es Europa nicht zutraute, die Probleme zu lösen. Inzwischen spricht Europa mit einer Stimme. Und wenngleich diese Stimme eben der kleinste gemeinsame Nenner ist, so reicht dies jedoch bereits aus, um einen Zusammenbruch des Bankensektor zu verhindern, wie wir an der Verstaatlichung der Dexia Bank gesehen haben, in die gleich drei EU-Länder involviert waren.

Das Crash-Szenario ist damit vom Tisch. Ich denke daher nicht, dass der DAX nochmals unter 5.500 Punkte rutschen wird.

Doch die Bankenrettung wird teuer und einige Staaten werden an den Rand ihrer Leistungsfähigkeit kommen, so dass an anderer Stelle gespart werden muss. Und wenn Regierungen sparen, dann droht eine Rezession. Ich fürchte also, dass der DAX vor dem Hintergrund dieser Rezessionsangst auch kaum über 6.500 Punkte wird ansteigen können. Dazu fehlt ein glaubwürdiges Konjunkturprogramm, mit dem nicht nur Griechenland sondern ganz Europa die hohe Verschuldung durch Wachstum zurückführen kann.

Schauen wir einmal, was die Indizes in dieser Woche gemacht haben:

WOCHENPERFORMANCE DER WICHTIGSTEN INDIZES

INDIZES (29.09.2011) | DIFF

Dow Jones: 11.478 | 3,2%
DAX: 5.915 | 4,8%
Nikkei: 8.747 | 1,7%
Euro/US-Dollar: 1,380 | 2,7%
Euro/Yen: 106,311 | 3,2%
10-JahreS-US-Anleihe: 2,17% | 0,2
Umlaufrendite Dt: 1,94% | 0,2
Feinunze Gold USD: $1.676,35 | 1,4%
Fass Brent Öl USD: $112,77 | 7,8%
Kupfer in US$/to: 7.489 | 3,7%
Baltic Dry Shipping I: 2.155 | 9,6%



Okay, ich bin diesmal etwas spät mit meinem Stimmungswechsel. Spät, wenn ich mir die Kurse anschaue, denn immerhin hat der DAX bereits 20% zugelegt. Doch wenn ich mir die Stimmung unter den Anlegern anschaue, dann bin ich noch sehr früh: In den USA wurde diese Woche der niedrigste Bullenstand seit 2009 vermeldet. Die Bären haben nach der Kursrallye der vergangenen zwei Wochen wieder zugelegt.

Auch die Stimmung unter institutionellen Anlegern in unserer animusX Umfrage sowie unter den Privatanlegern bleibt auf einem extrem bärischen Niveau, man traut der Rallye nicht. Investieren wollen die Teilnehmer nur, wenn die Kurse nochmals kräftig nachgeben.

Und auch bei den Sentiment-Daten von Sharewise ist ein starker Rückgang der Bullen zu beobachten, nachdem die Kurse nun angestiegen sind.

Schauen wir einmal, was die Stimmung unter den Anlegern macht:

SENTIMENTDATEN

Analysten
Empfehlungen (Anzahl Empfehlungen): Kaufen / Verkaufen
23.09.- 30.09. (239): 54% / 10%
30.09.- 07.10. (556): 55% / 10%
diese Woche nicht verfügbar

Privatanleger
39. KW: 63% Bullen (180 Stimmen)
40. KW: 55% Bullen (184 Stimmen)
41. KW: 49% Bullen (241 Stimmen)

Kaufempfehlungen der Privatanleger
Adidas, Vallourec, Google

Verkaufsempfehlungen der Privatanleger
Siciété Générale, Q-Cells, Unicredit


Die Sentiment-Daten wurden in Zusammenarbeit mit Sharewise erstellt: http://www.sharewise.com?heibel


Mit Argumenten wie „es handelte sich nur um Shorteindeckungen“ wird die Bedeutung der Rallye herunter gespielt. Doch dieses Verhalten ist typisch für eine Bodenbildung: Das Handelsvolumen ist nicht besonders hoch und es gibt kaum Überzeugungskäufer. Dabei wird übersehen, dass es jedoch auch eine andere Gruppe von Anlegern nicht mehr gibt: Verkäufer. Der Boden hat sich ohne großes Tamtam still und heimlich gebildet, und eh wir uns versehen haben, wurden die 5.500 Punkte übersprungen und nun flirtet der DAX bereits mit 6.000 Punkten.
Für Inhalt und Rechtmäßigkeit dieses Beitrags trägt der Verfasser Stephan Heibel die alleinige Verantwortung. (s. Haftungshinweis)  
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