Alt 19.06.14, 11:02
Standard Fed treibt Nikkei auf Viermonatshoch
Beitrag gelesen: 297 x 

Die Börsen in Ostasien haben am Donnerstag Janet Yellen gefeiert. Die US-Notenbankpräsidentin hatte am Vorabend zwar weitgehend das, was ohnehin erwartet worden war, geliefert, doch das reichte, um den S&P-500 erneut auf ein Rekordhoch zu treiben. Die Irak-Krise geriet zwar nicht in Vergessenheit, rückte aber angesichts der Äußerungen Yellens in den Hintergrund. Wie erwartet senkte die Fed die Wachstumsprognosen und sah keine Gefahr in der gestiegenen Inflation - genau dies bestärkte aber die Hoffnungen auf eine länger anhaltende lockere Geldpolitik. Dass die Zinserwartungen für Ende 2015 einen Tick höher lagen als bisher, schaffte keine Irritation. Entscheidend war der Eindruck einer weiteren Runde niedriger Zinsen.

Der US-Dollar wertete angesichts der US-Geldpolitik auf breiter Front ab - so auch zum Yen. Zuletzt kostete der Greenback 101,81 Yen nach Wechselkursen von deutlich über 102 Yen am Vortag. Doch dieser Umstand trübte die Laune der Anleger an der Börse in Tokio nicht, denn der Nikkei-225 marschierte auf ein Viermonatshoch. Der japanische Leitindex gewann 1,6 Prozent auf 15.361 Punkte - der höchste Satz seit Anfang Juni. Steigende Yen-Wechselkurse gehen selten einher mit anziehenden Aktienkursen in Tokio.

"Die vergangenen Wochen waren geprägt von Käufen kleinerer und mittelgroßer Werte, aber die taubenhaften Aussagen der Fed dämpfen Sorgen über das mittelfristige Wachstum und machen den Weg für Käufe von Schwergewichten wie SoftBank, Fast Retailing und Automobiltitel frei", kommentierte ein Händler in Tokio das Geschehen. SoftBank und Fast Retailing legten um 2,4 bzw. 2,6 Prozent zu, im Automobilsegment zogen Toyota Motor um 2,2 Prozent an. Nippon Sheet Glass schnellten nach einer Hochstufung durch Nomura um 17 Prozent in die Höhe. Sony stiegen am Tage der Hauptversammlung 3,7 Prozent. Sharp zogen um 3,5 Prozent an, der Hersteller von Unterhaltungselektronik wartete mit der Neuentwicklung eines flexiblen LCD-Elements auf, dem große Marktchancen eingeräumt werden.

Unterstützung für die Aktienmärkte der Region kam auch aus China. Premierminister Li Keqiang prognostizierte keine "harte Landung" der chinesischen Volkswirtschaft. Das Wachstumsziel von 7,5 Prozent im laufenden Jahr sei nicht in Gefahr. Ausgerechnet in Schanghai stützten die Aussagen nicht. Der dortige Leitindex fiel um 1,5 Prozent, Hongkong schloss knapp behauptet. Händler sprachen von Sorgen über einen möglichen Liquiditätsabfluss von der Börse angesichts der Flut an geplanten Börsengängen. Zugleich wurden die Äußerungen des Premierministers dahingehend gedeutet, dass kaum mit neuen Stimuli zu rechnen ist.

Diese Sicht ließ Anleger in Taiwan kalt, die Börse des Inselstaates gewann 0,4 Prozent und ging auf dem höchsten Stand seit November 2007 aus der Sitzung. "Ausländische Investoren bleiben die Haupttreiber taiwanischer Aktienkurse", sagte Analyst William Chen von Yong-cheng International Securities Investment Consultant.

Anders als an den chinesischen Festlandsbörsen verliehen in Australien die Einlassungen des chinesischen Spitzenpolitikers in Verbindung mit den Yellen-Aussagen dem Markt Rückenwind, der S&P/ASX-200 legte um 1,6 Prozent zu. Das war der höchste Tagesgewinn im laufenden Jahr. Insbesondere Rohstoffwerte profitierten hier von den chinesischen Wachstumsaussichten. Der Eisenerzpreis stieg um 1,1 Prozent, die Branchenwerte von BHP Billiton, Rio Tinto und Fortescue Metals verteuerten sich in der Folge zwischen 2,3 und 5,0 Prozent. Fortescue-Chairman Andrew Forrest hatte zudem Titel des eigenen Unternehmens im Wert von 7 Millionen Australischen Dollar erworben.

Am Ölmarkt war der Irak-Konflikt dagegen noch immer Thema. Der Preis für die europäische Referenzsorte Brent kletterte auf 114,37 US-Dollar nach einem US-Vortagesschluss von 114,26 Dollar an. Zur gleichen Vortageszeit hatte das Fass deutlich weniger als 114 Dollar gekostet. Brent gilt als erste Ausweichsorte, sollten Lieferungen vom Golf ausbleiben. US-Leichtöl der Sorte WTI gab dagegen leicht nach. Die Rohölbestände in den USA waren in der Vorwoche zwar gefallen, dies ging allerdings mit einem unerwarteten Anstieg der Kraftstoffvorräte einher. Parallel stieg die US-Förderung auf den höchsten Wert seit 28 Jahren, wie die Societe Generale mitteilte.

Der Goldpreis stieg, beflügelt von der US-Geldpolitik, auf 1.278 Dollar an, im Vortagestief war die Feinunze noch für rund 1.266 Dollar zu haben gewesen. Die anziehende Geldentwertung in den USA in Verbindung mit weiterhin extrem niedrigen US-Zinsen steigert die Attraktivität des Edelmetalls als Inflationsschutz.

Kontakt zum Autor: florian.faust@wsj.com

DJG/DJN/flf/ros

Copyright (c) 2014 Dow Jones & Company, Inc.
Für Inhalt und Rechtmäßigkeit dieses Beitrags trägt der Verfasser Dow Jones die alleinige Verantwortung. (s. Haftungshinweis)  
 Es ist 11:29 Uhr.
Top 



copyright: imagine Grafik - DTP - Webdesign - [AGB / Datenschutz]