FRANKFURT (Dow Jones) - Der deutsche Aktienmarkt hat am Freitag stark zugelegt und damit die Verluste vom Vortag mehr als aufgeholt. Nach zögerlichem Beginn kamen die Kurse am Nachmittag ins Laufen. Marktteilnehmer begründeten die Gewinne mit der Hoffnung auf eine Einigung auf dem EU-Gipfel am Wochenende in Brüssel. Damit würde die Unsicherheit, die der Aktienmarkt verabscheut wie der Teufel das Weihwasser, schwinden. "Wichtig ist im Moment, dass es überhaupt zu einer Lösung kommt. Ob die Lösung tragfähig ist, wird erst später bewertet werden", meinte ein Händler.

Daher seien Positionen auf fallende Kurse aufgelöst worden, was den Markt nach oben getrieben habe. Hinzu sei der Einfluss des kleinen Verfallstags gekommen. Nach dem Verfall der Optionen auf den Index erhielt der DAX einen Schub. Der Abrechnungspreis der Optionen mit Fälligkeit Oktober lag bei 5.815 Punkten, und dieses Niveau hatte die Kurse zunächst gedeckelt.

Der DAX zog letztlich um 3,6% oder 204 auf 5.971 Punkte an und schloss damit um 200 Stellen über dem Tagestief. Umgesetzt wurden in DAX-Titeln auf Xetra rund 176,8 (Vortag: 172,1) Mio Aktien im Wert von rund 3,77 (Vortag: 3,62) Mrd EUR. Wenig beeindruckt zeigte sich der Markt vom ifo-Geschäftsklimaindex, der im Oktober wie erwartet leicht gesunken ist. Mit 106,4 lag er dabei im Rahmen der Prognosen. Durch den vierten Rückgang des ifo-Index in Folge verstärken sich nach Einschätzung der Helaba die Hinweise auf eine konjunkturelle Verlangsamung und einer Wachstumsdelle zum Jahresende.

Finanzwerte profitierten von der Hoffnung auf eine Lösung der Schuldenkrise und zogen deutlich an. Deutsche Bank rückten dabei um 6,9% auf 27,83 EUR vor und Commerzbank um 7,4% auf 1,70 EUR. Große europäische Banken und Versicherer haben sich vor dem Hintergrund der in Brüssel laufenden Beratungen über die Ausgestaltung des Euro-Rettungsfonds EFSF für eine "Versicherungslösung" ausgesprochen, bei der der EFSF mit seinen Garantien einen Teil der Investitionen in Staatsanleihen versichert. Dies wird auch von deutscher Seite favorisiert.

Zyklische Werte, allen voran die Autowerte, waren ebenfalls gesucht. MAN stiegen dank eines zuversichtlichen Ausblicks des Wettbewerbers Scania um 3,7% auf 59,70 EUR. Neuerliche Spekulationen, E.ON könnte Interesse am portugiesischen Versorger EDP haben, beeinflussten kaum. Bereits im September hatte es Berichte zu einem möglichen Einstieg des deutschen Versorgers bei den Portugiesen gegeben. E.ON legten um 4,5% auf 17,14 EUR zu und RWE um 5,7% auf 30,40 EUR.

MTU litten mit einem Minus von 1,3% auf 48,54 EUR unter schwachen Geschäftszahlen des französischen Wettbewerbers Safran. Die Safran-Umsätze seien im Düsentriebwerks-Geschäft deutlicher zurückgekommen und deuteten auf eine geringere Nachfrage hin, meinte ein Marktteilnehmer. Die zahlreichen anderen zyklischen Werte im MDAX legten dagegen deutlich zu.

Die Aktie von Aixtron profitierte nicht von der Erholung des Marktes. "In erster Linie ist es die Zurückhaltung vor den Zahlen am Donnerstag, die belastet", meinte ein Händler. Verschiedene Häuser haben sich äußerst skeptisch geäußert und befürchten einen Auftragseinbruch. Die Aktie fiel um 3,1% auf 9,26 EUR.

DJG/mif/cln

Copyright (c) 2011 Dow Jones & Company, Inc.