Alt 20.10.11, 17:33
Standard XETRA-SCHLUSS/Unsicherheit vor EU-Gipfel drückt DAX tief ins Minus
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FRANKFURT (Dow Jones) - Der deutsche Aktienmarkt hat am Donnerstag deutlich Verluste erlitten. Der DAX fiel um 2,5% oder 147 auf 5.766 Punkte. Der Handel stand dabei ganz im Zeichen der EU-Schuldenkrise und des Gipfels in Brüssel am Wochenende. Obwohl die Politik sich bemüht, ein Bild der Einigkeit zu vermitteln, zeichnen sich Differenzen zwischen den Euro-Staaten immer deutlicher ab. Eine große Lösung scheint damit eher unwahrscheinlich zu werden. "Frankreich setzt sich nach wie vor für einen EFSF-Hebel mittels einer Banklizenz ein, Berlin lehnt dies strikt ab und will eine Art Versicherungslösung", skizzierte ein Analyst die Fronten.

Angesichts der verfahrenen Lage schossen die Spekulationen in Kraut. "Hier werden mittlerweile die wildesten Vermutungen angestellt", meinte ein Händler. Sogar der Gipfel selbst wurde in Frage gestellt, was die Kurse am Nachmittag noch tiefer fallen ließ. So berichtete die Tageszeitung "Die Welt" vorab unter Berufung auf Koalitions- und Regierungsquellen, die Bundesregierung schließe angesichts der stockenden Verhandlungen eine Verschiebung nicht mehr aus. Dagegen gibt es nach Aussage von EU-Kommissar Olli Rehn keine Pläne für eine Verschiebung.

"Hier blickt keiner mehr durch", meinte ein Händler entnervt. Sollte die Meldungslage unklar bleiben, dürften die Kurse weiter fallen. Hinzu komme, dass die Aktienmärkte von dem Verfalltermin an der Optionsbörse Eurex am Freitag beeinflusst würden. Die Umsätze zogen etwas an: Gehandelt wurden an DAX-Titeln auf Xetra rund 172,1 (Vortag: 141,4) Mio Aktien im Wert von rund 3,62 (Vortag: 2,73) Mrd EUR.

Konjunkturdaten spielten eine untergeordnete Rolle. Der oberhalb der Erwartungen ausgefallene Philadelphia-Fed-Index blieb ohne Wirkung. "Der Anstieg des Philly-Fed-Indexes ist erfreulich, jedoch größtenteils noch als Gegenbewegung auf den massiven Einbruch im August auf -30,7 Punkte zu deuten. Gemeinsam mit dem enttäuschenden Empire-State-Index ergeben sich uneinheitliche Indikationen für den nationalen ISM-Index", meinte eine Volkswirtin der Helaba.

Deutliche Verluste erlitten die Finanzwerte. Hier belastete abermals die Situation Griechenlands. Wie aus dem Bericht der sogenannten Troika aus EU-Kommission, IWF und EZB hervorgeht, in den Dow Jones Newswires am Donnerstag Einblick hatte, wird die Dynamik der griechischen Staatsschulden als nicht tragfähig eingeschätzt. Allianz verloren 4,6% auf 75,60 EUR und Deutsche Bank 5,5% auf 26,03 EUR.

Mit E.ON und RWE fielen die Kursgewinner vom Mittwoch wieder zurück. E.ON verbilligten sich um 5,8% auf 16,40 EUR und RWE um 5,2% auf 28,75 EUR. Auch die Stahlwerte mussten Abschläge hinnehmen. ThyssenKrupp verloren 4,6% auf 19,28 EUR. Laut Händlern lasteten fallende Stahlpreise auf der Branche.

Papiere der Deutsche Börse hielten sich dagegen mit 0,9% Verlust auf 40,63 EUR noch gut. Im dritten Quartal hatte der Börsenbetreiber einen Gewinn von 245 Mio EUR erzielt. Analysten hatten im Konsens lediglich mit 230 Mio EUR gerechnet. Als "zusätzliches Bonbon" wertete Christian Muschick von Silvia Quandt Research einen Sonderertrag von 94 Mio EUR aus dem Kauf der Termin- und Optionsbörse Eurex.

Die Aussagen von Metro-Vorstand Cordes verhalfen der Aktie zu einem Anstieg von einem Prozent auf 32,40 EUR. Der Manager ist zuversichtlich für das Ergebnis im laufenden Jahr. Beim EBIT vor Sonderfaktoren werde Metro über Vorjahr liegen. "Auch wenn das nur eine Bekräftigung ist, reicht es in dem derzeit nervösen Umfeld, die Aktie zu stützen", meinte ein Analyst.

Einen beeindruckenden Aufschwung verzeichnete die Aktien des Netzwerkausrüsters ADVA Optical. Das Unternehmen hatte im dritten Quartal den Gewinn dank eines Steuerertrags und Wechselkursgewinnen vervierfacht. Die Aussicht auf steigende Gewinnmargen ließ die Aktie um 9,3% auf 3,99 EUR nach oben schießen.

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