Alt 29.11.10, 17:36
Standard XETRA-SCHLUSS/Europas Schuldenkrise sorgt für Ausverkauf
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FRANKFURT (Dow Jones)--Einen rabenschwarzen Wochenauftakt hat der deutsche Aktienmarkt erlebt. Nur kurz nach Börsenbeginn stieg der DAX auf den höchsten Stand seit zweieinhalb Jahren. Dann aber ging den Kursen die Puste aus, und im Gleichschritt mit dem schwachen Euro bröckelten auch die Aktienkurse immer weiter ab. "Die Unsicherheit über das Prozedere bei künftigen Hilfsmaßnahmen für überschuldete Staatshaushalte war heute der Auslöser der Verkäufe", sagte ein Händler.

Der DAX schloss 2,2% oder 151 Punkte niedriger bei 6.698. Das war zugleich der tiefste Stand des Tages und signalisiert laut Händlern Verkaufsbedarf auch am Dienstag. Auch die Indizes der Nebenwerte MDAX (-2,1%) und TecDAX (-2%) gerieten unter die Räder. Im Handel mit Aktienoptionen stiegen die Volatilitäten sprunghaft an. Der VDAX als Gradmesser für die künftigen Kursschwankungen des DAX stieg um 12% auf den höchsten Stand seit Ende August.

Die Gemeinschaftswährung fiel am Nachmittag unter 1,31 USD auf den tiefsten Stand seit mehr als zwei Monaten. Das Frankfurter Bankhaus Metzler merkte an, derzeit rechne der Markt noch damit, dass alle ausstehenden Staatsanleihen der Eurozone bedient werden. Erst ab 2013 könnten bei neu emittierten Anleihen auch private Gläubiger mithaften. Art, Umfang und Mechanismen dieser Beteiligung privater Investoren sind bislang jedoch ungeklärt - und die Anleger entsprechend "nervös", schrieb die Bank.

Frankreich und Deutschland haben sich auf eine "Fall-zu-Fall"-Beteiligung privater Gläubiger bei künftigen Rettungsaktionen geeinigt. Staatsanleihen der Euro-Zone könnten künftig wie Anleihen aus Schwellenländern eine "Collective Action Clause" beinhalten, erläuterte ein Analyst. Bei einer solchen Klausel könnten Umschuldungen mit gualifizierter Mehrheit der Gläubiger eingeleitet werden, ohne dass ein einzelner Gläubiger mit Klagen den Restrukturierungsprozess bremsen kann.

Die allgemeine Unsicherheit manifestierte sich auch in den Umsätzen: Auf dem Xetra-Handelssystem wurden 113,9 Mio DAX-30-Aktien im Gesamtwert von 3,88 Mrd EUR gehandelt. Am Freitag wechselten 100,9 Mio Aktien im Gegenwert von 3,14 Mrd EUR die Besitzer. Auch an der Options- und Terminbörse Eurex waren die Volumina weit überdurchschnittlich.

Im Leitindex DAX konnte sich keine der 30 Aktien dem Abwärtstrend entziehen. Am meisten Federn büßten die Papiere von Banken, die Automobilwerte und die als besonders konjunkturabhängig geltende Titel ein. Commerzbank verloren 2,2% auf 5,72 EUR und Deutsche Bank 3% auf 37,12 EUR. Die Verluste von BMW, Daimler, VW Vorzugsaktien und Porsche Vorzugsaktien reichten von 2,4% bis zu 3,4%.

MAN verbilligten sich als zyklische Aktie um 4,1% auf 90,59 EUR und BASF um 3,6% auf 56,29 EUR. ThyssenKrupp gaben um 3,7% auf 29,56 EUR nach. Goldman Sachs hat den Stahlsektor auf "Neutral" von "Attraktiv" gesenkt und dies mit den jüngst gestiegenen Kurse begründet, die nun weniger Aufwärtspotenzial hätten.

Nachdem die Deutsche Bank bereits am Freitag die mehrheitliche Übernahme der Postbank am Freitag erreicht hat, ließen Investoren weitere Kursluft aus der Aktie. Deutsche Postbank verloren 6,6% auf 23,38 EUR.

Hochtief büßten 6,3% auf 55,93 EUR ein. Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) wird am Abend über das Angebot von ACS für Hochtief entscheiden. Das Magazin "Der Spiegel" hatte in seiner neuen Ausgabe berichtet, die Behörde erwäge eine Ablehnung des Gebots, da sie Unwägbarkeiten bei der Finanzierung sehe. Eine ACS-Sprecherin wollte dies nicht kommentieren.

Die Aussicht auf eine Restrukturierung ihrer Schulden stütze wie schon am Freitag die Conergy-Aktien, die um weitere 18,9% auf 0,55 EUR haussierten. Andere Aktien der Branche Erneuerbare Enegien wie Nordex, SolarWorld und SMA Solar fielen dagegen auf neue Jahrestiefstände. Phoenix Solar sprangen dagegen um 8% auf 23,60 EUR hoch. UBS hat die Aktie mit "Kaufen" und einem Kursziel von 39 EUR empfohlen.

DJG/bek/raz

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