FRANKFURT (Dow Jones) - Die Hoffnung auf ein Ende der Schuldenkrise hat am Donnerstag am deutschen Aktienmarkt ein Kursfeuerwerk ausgelöst. Der DAX haussierte um 5,4% oder 322 auf 6.338 Punkte, das ist der höchste Stand seit Anfang August. Händler verwiesen auf den Gipfel zur Eurozonen-Krise mit dem Schuldenschnitt für Griechenland, der Rekapitalisierung der Banken und der Absichtserklärung für eine stärkere Feuerkraft des Euro-Rettungsfonds über ein Hebeln des Volumens. Umgesetzt wurden in DAX-Titeln auf Xetra rund 333,8 (Vortag: 151,2) Mio Aktien im Wert von rund 6,32 (Vortag: 3,16) Mrd EUR.

Von den Ergebnissen profitierten wie in ganz Europa besonders die Bankenwerte, die zweistellige Kursgewinne verzeichneten. "Zwar sind viele Fragen noch offen", so ein Marktteilnehmer. Offensichtlich gehe der Markt aber nach dem Motto "besser ein Ergebnis als keines" vor. "Insgesamt bewegen sich die Ergebnisse im Rahmen der Erwartungen", sagte ein weiterer Teilnehmer. Auch er meinte, die Finanzmärkte reagierten mit Erleichterung darauf, dass die Politik zu derartigen Entscheidungen überhaupt in der Lage sei.

Der Druck der Spekulation gegen die Länder der europäischen Südflanke dürfte zumindest vorübergehend abflauen. Ein etwas unter den Erwartungen gebliebenes US-BIP für das dritte Quartal spielte in diesem Zusammenhang keine Rolle. Mit der Überwindung der charttechnischen Widerstände bei 6.000 und 6.300 Punkten besteht nun weiteres Aufwärtspotenzial bis in die Region von 6.500 Punkten. Unterstützt ist der DAX nun bei 6.000, 5.950 und 5.750 Punkten.

Von den Gipfelbeschlüssen profitierten vor allem die Banken- und Versicherungswerte; für die deutschen Kreditinstitute wird nur wenig Kapitalbedarf gesehen. Ein Händler sprach von einer wahren "Eindeckungsorgie" in dem Sektor. Commerzbank schossen um 16,5% auf 2,03 EUR nach oben, Deutsche Bank um 15,4% auf 32,79 EUR und Aareal Bank um 12% auf 16,17 EUR. Bei den Versicherern legten Allianz um 7,6% auf 84,64 EUR zu und Munich Re stiegen um 4,8% auf 100,50 EUR.

Daneben machte die Berichtssaison weiter die Musik am Markt. Viele Zahlen fielen gut aus, und einige optimistische Ausblicke dämpften die Sorgen vor einer Rezession in den kommenden Monaten. VW stiegen um 10,5% auf 130,55 EUR. "Die Dynamik, mit der VW wächst, ist erstaunlich", so Analyst Frank Schwope von der NordLB. Im Vergleich zur Konkurrenz entwickle sich der Wolfsburger Automobilkonzern auf allen Märkten stark. Schon 2013 könnte das Unternehmen Weltmarktführer werden. Ebenfalls nach Geschäftszahlen gewannen Daimler 3,1% auf 39,07 EUR.

Nach guten Quartalszahlen legten Bayer um 7,1% auf glatt 48 EUR zu. "Die Zahlen sind insgesamt sehr gut ausgefallen", meinte Analyst Karl-Heinz Scheunemann von der LBBW in einer Einschätzung zum Quartalsbericht von Bayer. Positiv ragten dabei die Bereiche Health Care und Crop Science hervor. BASF legten um 7,5% zu auf 54,37 EUR zu. Hier habe das Ergebnis im Agrogeschäft die Konsenserwartungen um 40% übertroffen, die Gassparte habe 60% besser als vom Markt prognostiziert abgeschnitten, heißt es beim Bankhaus Lampe.

Auch Lufthansa reihten sich mit einem Plus von 3,4% auf 10,38 EUR in die Liste der Gewinner ein. Die Quartalszahlen sind zwar vergleichsweise schwach ausgefallen. Die Erwartungen an den Geschäftsausweis seien aber niedrig gewesen, so das der Gewinneinbruch nicht mehr schockiert habe, hieß es im Handel. Zudem seien die Zahlen der Tochter Austrian Airlines recht gut gewesen. Die defensiven Fresenius und FMC wurden dagegen gemieden. Die Aktien verloren 0,5% bzw 2,4%.

In der zweiten Reihe profitierten Gildemeister mit einem Plus von 6,2% von guten Geschäftszahlen, Rhön-Klinikum verloren dagegen nach schwachem Geschäftsausweis 6% auf 14,31 EUR. "Das dritte Quartal war mit einer konstanten EBIT-Marge und einem Nettoergebnis nur auf Vorjahresniveau eine Enttäuschung", sagte ein Händler. Grund für die Schwäche seien Abschreibungen auf Standorte sowie Zinsbelastungen gewesen.

Im TecDAX waren Dialog Semiconductor an diesem Haussetag nicht gefragt. Bei hohen Umsätzen verlor der Titel 3,3% auf 14,06 EUR. Der Chiphersteller hatte am Vortag bei der Vorlage der Quartalszahlen einen nur verhaltenen Ausblick geliefert. Der TecDAX gewann 1,9%, für den MDAX ging es um 3,9% nach oben.

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