Alt 15.11.10, 17:27
Standard XETRA-SCHLUSS/Freundlich - Kräftiges Plus nach Startschwierigkeiten
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FRANKFURT (Dow Jones) - Nach einem negativen Handelsstart konnte der deutsche Aktienmarkt den Handel am Montag deutlich im Plus beenden. Kurzfristig wurde das bisherige Jahreshoch am Nachmittag sogar um ein paar Punkte nach oben auf 6.813 geschraubt. Positiv wurde im Handel vermerkt, dass zum Wochenstart keine belastenden Nachrichten aus den Peripheriestaaten des Euroraums kamen. Die reichlich vorhandene Liquidität suche weiterhin nach Anlagemöglichkeiten, und die deutsche Wirtschaft biete diese momentan. Der DAX beendete den Handel mit einem Plus von 0,8% oder 55,5 Punkten auf 6.790,17. Umgesetzt wurden in DAX-Titeln auf Xetra rund 94,2 (Vortag: 115,9 ) Mio Aktien im Wert von rund 3,44 (Vortag: 3,70) Mrd EUR.

Mit Veröffentlichung der US-Daten kam der DAX am Nachmittag nur kurzfristig unter leichten Abgabedruck. Auf der einen Seite suggerieren nach Einschätzung von Marktteilnehmern die oberhalb der Erwartung ausgefallenen Einzelhandelsumsätze einen guten Start in das vierte Quartal. Dabei profitierten die Umsätze zum Teil vom guten Automobilabsatz, wie es hieß. Auf der anderen Seite sei der sehr volatile Empire-State-Index, der Stimmungsindikator der US-Industrie, das erste Mal seit Juli 2009 ins Minus gefallen. Zu berücksichtigen sei, dass die Beschäftigungskomponente deutlich zurückkam, nachdem zuletzt besonders im privaten Sektor einige Stellen geschaffen worden waren. Ein anderer Marktteilnehmer verwies darauf, dass der Empire-State-Index im Vormonat überraschend stark gestiegen war. Daher habe es Erwartungen im Markt gegeben, dass die konjunkturelle Delle in den USA möglicherweise schneller überwunden werden könne als erwartet.

Bei den Einzelwerten stiegen MAN kräftig um 6,2% auf 87,55 EUR. Die seit Monaten geführten Verhandlungen zwischen den Nutzfahrzeugherstellern MAN und Scania laufen möglicherweise doch auf die von Großaktionär Volkswagen gewünschte Kapitalverflechtung hinaus. Sowohl Scania als auch MAN bestätigten am Montagmorgen, dass gesprochen wird, betonten jedoch, es seien noch keine Entscheidungen gefallen.

Analyst Frank Biller von der Landesbank Baden-Württemberg hält dieses Übernahmeszenario derzeit für unwahrscheinlich. Zum einen werde VW ein solches Projekt nicht angehen, solange die Porsche-Geschichte noch nicht vom Tisch sei. Zum anderen veranschlagt der Analyst die Mittel, die Scania für eine MAN-Übernahme aufbringen müsste, auf mindestens 11 Mrd EUR. Es sei fraglich, ob Scania sich dies leisten könne. Aber auch die im DAX vertretenen Kfz-Hersteller gehörten zu den Gewinnern, so legten VW um 2,7% zu, Daimler verteuerten sich um 2%.

Sehr positiv wurden von Investoren die Aussagen von Bayer zu "Rivaroxaban" gewertet, die Aktie stieg um 3,8% auf 56,13 EUR. "Das sind die Aussagen, auf die die Investoren gewartet haben", so ein Marktteilnehmer. Die Studie gebe dem Unternehmen die Sicherheit, noch in diesem Jahr den Zulassungsantrag zu stellen. Der Wettbewerber Boehringer habe mit dem vergleichbaren Medikament "Pradaxa" rund ein Jahr Vorlauf. Allerdings habe Bayer mit Johnson & Johnson einen starken Partner in den USA, um das Blockbuster-Potenzial auch auszuschöpfen.

Die Aktie des Düngemittelherstellers K+S notierte gegen den Trend etwas leichter und schloss bei 49,95 EUR. Händler verwiesen auf die Absage der Übernahme von Potash durch den australischen Minenbetreiber BHP Billiton. "Damit verliert die Aktie das Kaufargument der letzten Woche, möglicherweise auch als Übernahmeziel zu gelten", hieß es aus dem Handel.

Auf Gewinnmitnahmen verwiesen Händler bei Siemens, die 0,7% auf 85,41 EUR verloren. Die Siemens-Aktie ist nach Einschätzung der Analysten der Commerzbank seit Jahresbeginn gut gelaufen. Die Viertquartalszahlen des Unternehmens seien gut ausgefallen und hätten bewiesen, dass Siemens nach wie vor den Konsens schlagen und die Konkurrenz beim Umsatzwachstum abhängen könne. Allerdings könnten selbst nochmalige Fortschritte bei der Optimierung des Wachstums den fairen Wert kurzfristig nicht über 90 EUR steigern.

TUI aus dem MDAX stiegen um 4,6% auf 8,28 EUR. Die Analysten von Silvia Quandt wiesen auf das jüngst gestiegene deutsche Konsumentenvertrauen hin, was sich schon bald im Ergebnis des Reiseveranstalters niederschlagen dürfte. Die Analysten nennen ein Kursziel von 13 EUR für die Aktie.

Bei den Verlierern standen Rheinmetall nach Quartalszahlen mit einem Verlust von 2,9% auf 50,31 EUR im Fokus der Marktteilnehmer. Ein Analyst verwies auf den schwachen Ausblick, den das Unternehmen nur leicht angehoben habe. Die Quartalszahlen seien zwar gut ausgefallen, kritisch sei allerdings anzumerken, dass es dem Konzern bislang nicht gelungen sei, die Rentabilität von ElringKlinger oder etwa Continental zu erreichen.

Im TecDAX standen wieder einmal die Solarwerte unter Abgabedruck. Die Tage von Smartrac in dem Index dürften nach Einschätzung eines Marktteilnehmers gezählt sein. Die Beteiligungsgesellschaft One Equity Partners, die ein Gebot von 20 EUR je Smartrac-Aktie abgegeben hatte, hielt bereits per 8. November eine Beteiligung von knapp 88% an dem Unternehmen. Beim Überschreiten der 90% Schwelle, was möglicherweise inzwischen erfolgt sein könne, werde die Aktie aufgrund der Free-Float-Kriterien der Deutschen Börse aus dem TecDAX genommen. Möglicher Nachfolger Nummer eins sei die Aktie von Stratec Biomedical. Smartrac schlossen um 0,2% höher bei 19,935 EUR. Stratec Biomedical gaben um 0,1% auf 27,69 EUR nach.

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