Alt 26.11.12, 12:17
Standard Gewinnmitnahmen belasten vor Griechenland-Entscheid
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FRANKFURT--Bereits das zweite Mal innerhalb von sieben Tagen treffen sich am Montag die Euro-Finanzminister. Es geht erneut um die Auszahlung der nächsten Rettungstranche für Griechenland. Händler gehen davon aus, dass die Finanzminister in den abgelaufenen Tagen einen für alle gangbaren Weg gefunden haben. Diese Erwartung hatte in der Vorwoche zu einer kleinen Rally am Aktienmarkt geführt. Nun werden erst einmal in ausgewählten Titeln Gewinne mitgenommen. Der DAX verliert 0,2 Prozent auf 7.295 Punkte. Für den Euro-Stoxx-50 geht es um 0,4 Prozent auf 2.547 nach unten.

Vorsichtig sind die Marktstrategen der Credit Agricole. "Es gibt noch zahlreiche Unsicherheitsfaktoren für die europäischen Märkte", sagt Mitul Kotecha von der Credit Agricole. Der Volkswirt der französischen Bank rechnet nicht mit einem Schuldenschnitt für die öffentlichen Gläubiger Griechenlands. Einem solchen habe der EZB-Direktor Asmussen am Wochenende eine klare Absage erteilt. Möglich, wenn auch politisch umstritten, seien eine Stundung der Zinszahlungen bzw längere Laufzeiten. Wichtig für die Märkte sei auch, ob EU und Internationaler Währungsfonds eine gemeinsame Linie finden.

Bislang beharrt der IWF auf einer Schuldenquote von 120 Prozent des BIP bis 2020, was vermutlich nur durch einen Schuldenschnitt zu erreichen ist. Nicht auszuschließen ist, dass der IWF die Reißleine ziehen und aus dem Rettungsprogramm für Griechenland ausscheiden wird.

Etwas belastet wird die Stimmung zudem durch den Ausgang der Parlamentswahlen in Katalonien am Wochenende. Die Mehrheit der im dortigen Parlament vertretenen Parteien spricht sich für eine Unabhängigkeit Kataloniens von Madrid aus. Bei den Wahlen konnte die radikale Esquerra Republikana (ER) ihren Stimmenanteil im Parlament auf 21 Sitze mehr als verdoppeln, was für zusätzliche Spannungen mit Madrid sorgen dürfte. Vermutlich wird die stärkste Partei CiU gemeinsam mit der ER die nächste Regierung in Barcelona stellen.

Die Credit Agricole hält das Risiko einer baldigen Loslösung der Region von Spanien aber für gering. Katalonien sei nicht nur die reichste Region Spaniens, sondern auch die am höchsten verschuldete. Barcelona hat derzeit keinen Zugang zu den internationalen Finanzmärkten. Der Anleihemarkt reagiert auf die politische Entwicklung in Katalonien leicht verschnupft, die Rendite der spanischen Staatsanleihen mit einer Laufzeit von zehn Jahren zieht um fünf Basispunkte auf 5,62 Prozent an. Der Aktienmarkt in Madrid verliert 0,6 Prozent gegenüber Freitag.

Unter der Ungewissheit über die Auszahlung der nächsten Hilfstranche an Griechenland leiden die Banken, der Sub-Index stellt mit einem Abschlag von 0,9 Prozent den Verlierer in Europa. Schwächster Wert ist die britische Barclays Bank, die gut vier Prozent verliert. Grund für diese Schwäche ist, dass die Qatar Holdings angekündigt hat, sie werde ihre verbleibenden 379 Millionen Verkaufs-Optionsrechte ausüben. Das übt Druck auf die Aktie aus.

Die Hängepartie um den Verkauf von Steel Americas zieht die ThyssenKrupp-Aktie um 4,8 Prozent nach unten. "Die Verzögerungen beim Verkauf der US-Stahlwerke zeigen klar, dass Thyssen hier keinen guten Preis erzielen kann und wohl hohe Abschreibungen vornehmen muss", meint ein Händler. Wegen verschiedener Unwägbarkeiten um das Amerika-Geschäft haben die Analysten der Credit Suisse die Aktie auf "Neutral" abgestuft. Die angekündigten höheren Sparziele des Konzerns zeigten derweil, wie schwierig das von schwacher Nachfrage und Überkapazitäten geprägte Umfeld für europäische Stahlhersteller sei, sagt Stefan Freudenreich von equinet.

Kontakt zum Autor: thomas.leppert@dowjones.com

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